Veränderungen

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Ideenreichtum

Erweiterung des Hauses

Gatedai, die Tratschtante in Armon

Nach dem Schnorcheln und Schwimmen saßen wir in der Regel noch vertraut zusammen auf dem Hügel über der Bucht, genossen die Brise, die vom Meer her über unsere Haut strich, und erzählten Geschichten. Michael hatte ein Buch gefunden mit stori bilong ol tumbuna, Geschichten der Ahnengeister, und so saßen wir oft auf unseren ausgebreiteten Matten und hörten uns die Geschichten an, die uns viel bunter, farbenfreudiger erschienen als unsere deutschen Märchen.


„Es war einmal“, da kamen wir vom waterhole nach Hause, schauten von unserem nach hinten gelegenen Schlafzimmer den Hügel hinunter auf das Meer und die Inseln, als wir wie eine Eingebung die Idee hatten: Könnte man nicht vom Schlafzimmer eine Tür nach außen brechen, die auf eine Veranda führte, von der aus man immer diesen traumhaften Anblick genießen konnte? Gleich am nächsten Tag machte Michael sich daran, die Idee umzusetzen. Er baute mit Hilfe der Studenten eine Holzveranda mit einem Wellblechdach darüber an, deren Wände nur aus Fliegengitterdraht bestanden, und er versah sogar die auf Pfosten ruhenden Fußbodendielen von unten mit dem Draht. Von nun an verbrachten wir kaum noch einen Abend in der Regenzeit im Wohnzimmer. Entweder wir konnten draußen Feuer anzünden, oder aber, wenn uns das in der Regenzeit zu gefährlich erschien, saßen wir auf unserer Veranda, eine Brise vom Meer streichelte unsere Haut, wir waren sicher vor Moskitos – es war Genuss pur. Daneben pflanzte ich mit Gomai bald eine Paradiesvogelblume, eine mehrjährige Staude aus der Familie der Bananengewächse und genoss ihren Anblick immer wieder von der Veranda aus.

Es schien, als sei eine Steigerung all der uns umgebenden Schönheit, des tropischen und exotischen Genießens, nicht mehr möglich, als wieder einmal Gatedai unserem herrlichen, natürlichen Leben eine neue Krone aufsetzte. Seine energische Frau hatte, wie sie uns erzählte, die Nase voll von den Chinesen, die „die Insel“ gepachtet hatten. „Die Insel?“, fragten wir. „Ja, Sinub, da unten“, deutete sie von der Veranda aus den Hügel hinunter, die Insel gehörte ihnen, niemand wohnte darauf, aber der Saina, der Chinese, der sie gepachtet hatte, um seine Wochenenden dort zu verbringen, der hatte etwas dagegen, dass ihre Verwandten dort weiter Yamwurzeln anbauten. Den wollte sie loswerden, denn die Familie brauchte das zusätzliche Land, um die Yams anbauen zu können. Und wie standen sie ihren Verwandten gegenüber da, wenn der blöde Saina sich weigerte, ihre Sippe auf die Insel zu lassen? Wieder war Gatedai für eine neue Bereicherung unseres Lebens verantwortlich.