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Erschütterungen

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Von Basel aus

Bewegte Seelen und wollüstige Tränen

Ewige Gesetze

Ein junger Mann, den wir von Basel mitnahmen, sagte: es sei ihm lange nicht
wie das erstemal, und gab der Neuheit die Ehre. Ich möchte aber sagen: wenn
wir einen solchen Gegenstand zum erstenmal erblicken, so weitet sich die ungewohnte
Seele erst aus, und es macht dieß ein schmerzlich Vergnügen,
eine Überfülle, die die Seele bewegt und uns wollüstige Thränen ablockt. Durch
diese Operation wird die Seele in sich größer, ohne es zu wissen, und ist jener
ersten Empfindung nicht mehr fähig. Der Mensch glaubt verloren zu haben, er
hat aber gewonnen. Was er an Wollust verliert, gewinnt er an innerm Wachsthum.
Hätte mich nur das Schicksal in irgend einer großen Gegend heißen wohnen, ich
wollte mit jedem Morgen Nahrung der Großheit aus ihr saugen, wie aus einem lieblichen
Thal Geduld und Stille. Am Ende der Schlucht stieg ich ab und kehrte einen Theil
allein zurück. Ich entwickelte mir noch ein tiefes Gefühl, durch welches das
Vergnügen auf einen hohen Grad für den aufmerksamen Geist vermehrt wird. Man
ahnet im Dunkeln die Entstehung und das Leben dieser seltsamen Gestalten. Es
mag geschehen sein wie und wann es wolle, so haben sich diese Massen, nach der
Schwere und Ähnlichkeit ihrer Theile, groß und einfach zusammen gesetzt. Was
für Revolutionen sie nachher bewegt, getrennt, gespalten haben, so sind auch
diese doch nur einzelne Erschütterungen gewesen, und selbst der Gedanke einer
so ungeheuren Bewegung gibt ein hohes Gefühl von ewiger Festigkeit. Die Zeit
hat auch, gebunden an die ewigen Gesetze, bald mehr bald weniger auf sie gewirkt.

Sie scheinen innerlich von gelblicher Farbe zu sein; allein das Wetter und die Luft verändern die Oberfläche in Graublau, dass nur hier und da in Streifen und in frischen Spalten die erste Farbe sichtbar ist.

Langsam verwittert der Stein selbst und rundet sich an den Ecken ab, weichere Flek-ken werden weggezehrt, und so gibt´s gar zierlich ausgeschweifte Höhlen und Löcher, die, wann sie mit scharfen Kanten und Spitzen zusammen treffen, sich seltsam zeichnen. Die Vegetation behauptet ihr Recht; auf jedem Vorsprung, Fläche und Spalt fassen Fich-ten Wurzel, Moos und Kräuter säumen die Felsen. Man fühlt tief, hier ist nichts Willkürliches, hier wirkt ein alles langsam bewegendes ewiges Gesetz, und nur von Menschenhand ist der bequeme Weg, über den man durch diese seltsamen Gegenden durchschleicht.