In einem Zeitalter, in dem Bücher aufgrund ihrer ansprechenden Umschlaggestaltung gekauft werden, ist dies ein Buch mit Potential zum Bestseller. In sanften Pastellfarben gehalten und mit einem Titel, mit dem man unterbewusst romantische französische Stadtmauern und einen Johnny Depp als attraktiven Landstreicher verbindet, verspricht dieser Roman alleine dank seiner Äußerlichkeiten vieles. Aber kann er das auch halten?

Die Familie der jungen Madelaine hat einiges hinter sich - der geplante Neuanfang in Lateinamerika ging in die Hose und nun kehrt sie Anfang des 19. Jahrhunderts mit ihrer Mutter, in einem Schiffsabteil in dem Frauen gebären und sterben, wieder nach Deutschland zurück. Doch bald kommt es zur Katastrophe: Das Schiff sinkt und Madelaine kann als einzige ihres niederen Standes gerettet werden. Wieder auf dem Festland angekommen wird sie von dem Mitüberlebenden Schweizer Zuckerbäcker Martieli in seiner florierenden Confiserie als Leiterin eingestellt. Bald schon erobert sie die Herzen Rigas, besonders jene der Männer. Aber ihr Herz gehört einem schier unerreichbaren Edelmann...

Platt und unrealistisch erscheinen die Aktionen und Dialoge der Charaktere, besonders das Verhalten der stolzen und aufmüpfigen Madelaine verträgt sich nicht mit den für damals üblichen Normen unter Frauen dieses Standes. Und natürlich ist Madelaine von einer erlesenen Schönheit und steigt zur resoluten, emanzipierten Geschäftsfrau auf, deren Charakter - wenn nötig - immer mal wieder in das naiv-feminine abstürzt Die Handlung erfüllt also bedingungslos das Cliché eines anspruchslosen Frauenromans. Trotzdem liest er sich bisweilen kurzweilig und man erhält ein - wenn auch nicht allzu realistisches - Bild Rigas zu Beginn des 19. Jahrhunderts. "Das Schokoladenmädchen" ist von einem seriösen historischen Roman meilenweit entfernt, aber wohl genau richtig für unbekümmerte Lesestunden im Urlaub.

MM

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