Frühstücken
Gastronomie - Kräftige Kost
Krone auf kahlem Scheitel
Wir nahmen noch ein starkes Frühstück zu uns und schieden. Unser Weg ging nunmehr durch´s Ursner Thal, das merkwürdig ist, weil es in so großer Höhe schöne Matten und Viehzucht hat. Es werden hier Käse gemacht, denen ich einen besondern Vorzug gebe. Hier wachsen keine Bäume; Büsche von Saalweiden fassen den Bach ein, und an den Gebirgen flechten sich kleine Sträucher durch einander. Mir ist´s unter allen Gegenden, die ich kenne, die liebste und interessanteste; es sei nun dass alte Erinnerungen sie werth machen, oder dass mir das Gefühl von so viel zusammengeketteten Wundern der Natur ein heimliches und unnennbares Vergnügen erregt. *
Ich setze zum voraus, die ganze Gegend, durch die ich Sie führe, ist mit Schnee bedeckt, Fels und Matte und Weg sind alle überein verschneit. Der Himmel war ganz klar ohne irgend eine Wolke, das Blau viel tiefer als man es in dem platten Lande gewohnt ist, die Rücken der Berge, die sich weiß davon abschnitten, theils hell im Sonnenlicht, theils blaulich im Schatten. In anderthalb Stunden waren wir in Hospital; ein Örtchen, das noch im Ursner Thal am Weg auf den Gotthard liegt. Hier betrat ich zum erstenmal wieder die Bahn meiner vorigen Reise. Wir kehrten ein, bestellten uns auf Morgen ein Mittagessen und stiegen den Berg hinauf. Ein großer Zug von Mauleseln machte mit seinen Glocken die ganze Gegend lebendig. Es ist ein Ton, der alle Berg-Erinnerungen rege macht. Der größte Theil war schon vor uns aufgestiegen, und hatte den glatten Weg mit den scharfen Eisen schon ziemlich aufgehauen. Wir fanden auch einige Wegeknechte, die bestellt sind, das Glatteis mit Erde zu überfahren, um den Weg practicabel zu erhalten. Der Wunsch, den ich in vorigen Zeiten gethan hatte, diese Gegend einmal im Schnee zu sehen, ist mir nun auch gewährt. *
Der Weg geht an der, über Felsen sich immer hinabstürzenden, Reuß hinauf, und die Wasserfälle bilden hier die schönsten Formen. Wir verweilten lange bei der Schönheit des einen, der über schwarze Felsen in ziemlicher Breite herunterkam. Hier und da hatten sich, in den Ritzen und auf den Flächen, Eismassen angesetzt, und das Wasser schien über schwarz und weiß gesprengten Marmor herzulaufen. Das Eis blinkte wie Krystall-Adern und Strahlen in der Sonne, und das Wasser lief rein und frisch dazwischen hinunter. Auf den Gebirgen ist keine beschwerlichere Reisegesellschaft als Maulthiere. Sie halten einen ungleichen Schritt, indem sie, durch einen sonderbaren Instinct, unten an einem steilen Orte erst stehen bleiben, dann denselben schnell hinauf schreiten und oben wieder ausruhen. Sie halten auch auf geraden Flächen, die hier und da vorkommen, manchmal inne, bis sie durch den Treiber, oder durch die nachfolgenden Thiere vom Platze bewegt werden. Und so, indem man einen gleichen Schritt hält, drängt man sich an ihnen auf dem schmalen Wege vorbei, und gewinnt über solche ganze Reihen den Vortheil. Steht man still, um etwas zu betrachten, so kommen sie einem wieder zuvor, und man ist von dem betäubenden Laut ihrer Klingeln und von ihrer breit wir endlich auf dem Gipfel des Berges an, den Sie sich wie einen kahlen Scheitel, mit einer Krone umgeben, denken müssen. *