Entdeckungen
Geschichte Portugals
Entdeckungen, Eroberungen und eine Weltmacht
Nach dem Tod von Fernando, dem letzten Abkömmling des Hauses von Burgund, wird der Großmeister des Ordens von Avis, der sich im Kampf gegen Kastilien hervorgetan hatte, 1385 unter dem Namen Joao I zum König ausgerufen. Die zwei Jahrhunderte der Herrschaft des Hauses Avis werden für Portugal zu einer Epoche des Ruhmes und des Wohlstands, jedenfalls für die oberen Zehntausend.
Die Eroberung von Ceuta 1415 ist nur der erste Schritt der portugiesischen Expansion. Joao I überträgt seinem Sohn, dem Infanten Henrique, bekannt als »Heinrich der Seefahrer«, die Aufgabe, die Eroberungspolitik in die Hand zu nehmen. 1417 läßt Heinrich sich in Sagres, am äußersten Zipfel Europas, nieder, wo er sich mit den berühmtesten Gelehrten seiner Zeit umgibt. Von dort aus führt er die Entdeckungsfahrten durch, mit dem Ziel, so weit wie möglich über den Atlantik nach Süden vorzustoßen. Er läßt ein geeignetes, sicheres und schnelles Schiff entwickeln, die Karavelle, und versucht auch, die Navigationsinstrumente zu verbessern.
1419 wird Madeira entdeckt, 1432 sind die Azoren an der Reihe und danach die Kapverdischen Inseln. Die Portugiesen gründen dort Handelskontore, die sich später zu, von der Zentralmacht relativ unabhängigen, Städten entwickeln.
Nach dem Tod Heinrichs 1460 ist der Weg vorgezeichnet: Bartolomeu Dias erreicht das Kap der Stürme, das er in Kap der Guten Hoffnung umbenennt, wohl ahnend, dass man bei seiner Umschiffung Indien erreichen würde. In Lissabon wird Joao II. wohl eine Entscheidung bereut haben: er hatte den Plänen eines Genuesers jüdischer Abstammung, Christoph Columbus, keinen Glauben geschenkt, der daraufhin bei der spanischen Konkurrenz Unterstützung suchte und 1492, im Glauben, es handele sich um Indien, Amerika wiederentdeckte.
Der Vertrag von Tordesillas 1494 teilt die neue Welt in zwei große Einflußsphären, eine portugiesische und eine spanische.
1495 beginnt die Herrschaft Manuels I. und nun folgen die »Entdeckungen« Schlag auf Schlag: 1498 segelt Vasco da Gama nach Indien, 1500 erreicht Cabral Brasilien, 1540 China. Portugal ist das Haupt des größten westlichen Weltreiches, das sich auf fünf Kontinente ausdehnt. Portugiesisch wird von Brasilien bis Goa, von Moçambique bis Macau gesprochen. Dieses koloniale Weltreich währte fünf Jahrhunderte lang und ging als letztes mit der Nelkenrevolution 1974 zu Ende. Die Umwälzungen, welche diese Entdeckungen zeitigten, sind gewaltig. Aus den neu eroberten Ländern kommen wertvolle Handelsgüter: Gold aus Afrika und Amerika, Teppiche aus Persien, Seide aus China, Gewürze aus Indien. Damals war ein Gramm Pfeffer genauso teuer wie ein Gramm Gold.
Portugal steigt zu einer Weltmacht auf. In einem Stück Shakespeares, leider haben wir vergessen in welchem, heißt es: »So mächtig wie der König von Spanien und so reich wie der König von Portugal.« Die alten Handelsstätten am Mittelmeer verlieren zugunsten der neuen Hafenstädte an Bedeutung. Jedoch schwindet dieser Einfluß wieder: zunächst geht die Bevölkerung um die Hälfte zurück, da eine Million Einwohner in die neuen Kolonien ausgewandert ist. Edelmetall wird gegen Getreide getauscht, während der Boden brachliegt. König Sebastiao I. unternimmt eine waghalsige Expedition nach Marokko, die unglücklich endet. 1578 wird er in Alcacer Quibir getötet und ein großer Teil der Armee vernichtet. Zwei Jahre später wird Philipp II. von Spanien zum König von Portugal erklärt. 1640 schließlich erheben sich die portugiesischen Adligen und wählen den Herzog von Bragança zum neuen König von Portugal.