Sehenswert in Evora
Von Kathedralen, Kirchen, Museen und Altstädten
Alle Sehenswürdigkeiten liegen dicht beieinander. In Evora läßt man das Auto am besten stehen und geht zu Fuß auf Entdeckung, eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Die Kathedrale: Öffnungszeiten: 9 bis 11 Uhr und 14 bis 17 Uhr. Montags und feiertags geschlossen. Im Stil der französischen Kathedralen des zwölften Jahrhunderts gehalten. Bemerkenswert der romanische Glockenturm in der Form eines Pinienzapfens, wie man auch in Saintes im Périgord und in Salamanca zu finden. Innen ist man von der schlichten Eleganz der Linien angetan. Der Barockchor aus blauem und rosarotem Marmor sowie die Kanzel aus demselben Material wurden von dem Deutschen Ludovico (Ludwig) - nein nicht Ludwig dem Deutschen, das war was anderes! - dem Architekten Mafras, entworfen. Beeindruckend auch das Renaissanceportal im linken Querschiff sowie die wunderbar bemalte Madonna auf dem kleinen Altar des Hauptschiffs.
Museum für sakrale Kunst: ganz außergewöhnliche Ausstellungstücke, wie die »Virgem do Paraiso«, die sich wie ein Triptychon mit Elfenbeinminiaturen öffnen läßt. Kirchenbilder, Statuen, Silberschmiedekunst, so ein prunkvoller Meßkelch aus dem 16. Jh. und ein bunter, mit Engeln verzierter Reliquienschrein.
Ziemlich streng und massiv wirkender Kreuzgang. Eine schmale Treppe führt zu einer Aussichtsterrasse mit Blick über die Stadt.
Der Tempel der Diana: im zweiten Jahrhundert v.Chr. errichtet, mit korinthischen Kapitellen. Der Tempel verdankt seine außergewöhnlich gute Erhaltung der Tatsache, dass seine Säulen im Mittelalter einfach in die Mauern einer Festung integriert und erst im 19. Jh. entdeckt wurden. Die Qualität des Marmors von Estremoz tat ein Übriges.
Mosteiro dos Loios: siehe Unterkunft und Essen .
Sao Joao Evangelista: die zum mosteiro dos loios gehörige Klosterkirche, gleich nebenan. Öffnungszeiten: 11 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr, montags geschlossen. Wer dennoch während der Öffnungszeiten vor verschlossenen Türen stehen sollte - nur Geduld. Dann findet gerade eine Führung statt. Meisterhafte Azulejos sowie die Gräber der Kirchenstifter gilt´s zu bestaunen. Im Hauptschiff bedecken zwei Falltüren zum einen eine Zisterne mit sieben Kubikmetern Wasser, ein Überrest des einstigen arabischen Schlosses, zum anderen das Beinhaus der Mönche. In der Sakristei ein Fresko aus dem 17. Jh. Eine winzige Kapelle an der römischen Mauer beherbergt eine wundervoll vergoldete und bemalte Santa Apolónia.
Am Platz des Dianatempels erhebt sich der Palácio das Cinco Quinas, der Herzogspalast. Der elegante Innenhof lohnt sich wegen der Fenster im maurischen Stil.
Regionalmuseum: im ehemaligen Bischofspalast, neben der Kathedrale eingerichtet. Öffnungszeiten: 10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr. Eines der fabelhaftesten Museen des Landes und reich an Werken alter Meister. Eine Augenweide ist der das Leben der Jungfrau darstellende Polyptychon aus dem 15. Jh., der bis zur barocken Neugestaltung des Chors über dem Altar in der Kathedrale hing. Im selben Ausstellungsraum, die fast comicartige Darstellung der Himmelfahrt Christi. Bemerkenswert auch die »Nossa Senhora da Glória« im Stil der flämischen Schule. Im nächsten Saal hängen außergewöhnliche Werke der Schule des Meisters von Tomar. Begeistert haben uns der völlig naive Gesichtsausdruck der Engel - wen wundert´s? - in der »Anbetung durch die Schäfer«, die elegante Haltung Christi sowie die Detailbesessenheit des Malers bei der Darstellung von Schlössern, Landschaften und Soldaten. Passionstriptychon mit herrlichen blauen Emailarbeiten und Sammlung alter Möbel und Schatztruhen, darunter eine der Inquisition. Im Kreuzgang sind verschiedene Plastiken ausgestellt, worunter die originellste eine Grabplatte für einen Säufer ist. In vino veritas?
Liebhaber herrschaftlicher Häuser finden in der Rua 5 de Outubro manches Sehenswerte: z.B. das Haus des Grafen von Portalegre im gotischen Stil mit Innenhof und Garten. Ein anderes in der Rua Sao Manços: der Palast des Garcia de Resende, eines Hofdichters, mit prachtvollen, manuelinischen Fenstern. Setzt man nun in Richtung Largo das Portas de Moura seinen Weg fort, so stößt man auf ein elegantes, architektonisches Ensemble, bestehend aus den Türmen der mittelalterlichen Stadtmauer, einem weißen Renaissance-Marmorbrunnen, dem Silveira Palast aus derselben Epoche, der Casa Cordovil mit ihrer Loggia und Arkaden im maurischen Stil, der Casa Soure aus dem 16. Jh. mit einer Arkadenterrasse sowie schließlich der Carmokirche mit ihrem von gedrechselten Säulen flankierten Portal.
Dann folgt man der Rua da Misericórdia, danach der malerischen Travessa de Caraça zur Graçakirche. Nicht zu übersehen die erstaunliche Renaissancefassade mit den sitzenden Atlanten, die so ganz nebenher die Welt auf ihren Schultern tragen, mit ins Leere baumelnden Beinen!
Die Kirche Sao Francisco: hundert Meter von der vorgenannten entfernt. Öffnungszeiten: 8.30 bis 13 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr. Ein ungemein faszinierendes Bauwerk. Bevor man die eigentliche Kirche betritt, wo überschwenglicher Barock mal wieder alles erschlägt, durchschreitet man ein großzügiges Vestibül mit Bögen im maurischen Stil. Nicht weniger als zwölf reichverzierte Seitenkapellen zieren das Hauptschiff. Im Kapitelsaal vor der Capela dos Ossos ist auf Azulejos der Kreuzweg dargestellt. Die Gebeine und Schädel von über fünftausend Toten wurden als Schmuck für die Capela dos Ossos, der Beinkapelle, verwandt. Weiß der Teufel, warum die Katholiken es immer mit alten Knochen haben. Soll den - lebenden - Sündern sicher einen Schreck einjagen.
Überhaupt seltsame Leute, die Religiösen. Zu den erbaulichsten, uns bekannten, Blüten geistiger Produktion dieser himmlischen Gemeinschaften zählen folgende Verschen, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen:
Ich bin ein altes Rabenaas / ein rechter Sündenknüppel / Der seine Sünden in sich fraß, / als wie den Rost der Zwibbel. / O Jesus, nimm mich Hund am Ohr. / Wirf mir den Gnadenknochen vor, / und schmeiß mich Sündenlümmel / in deinen Gnadenhimmel.
(aus einem breslauischen Gesangbuch des 19. Jhs nach O. v. Corvin, »Pfaffenspiegel«).
Man muß sich das vorstellen: eine vollbesetzte Kirche und alle mit diesem fröhlichen Liedchen auf den Lippen ...
Auf einem Spaziergang durch den Park bis zu den Stadtmauern läßt es sich ein wenig über die eigenartige Todesauffassung philosophieren.
Praça do Giraldo: die Stadtmitte, ein von Arkaden umgebener Platz. Originell: alle Arkaden sind unterschiedlich hoch und von verschiedener Form. Die Kirche S. Antao besitzt einen Barockaltar aus talha dourada und bunte Azulejos.
Von hier aus taucht man in das Wirrwarr der Gäßchen und Travessas ein; am besten beginnt man beim Verkehrsamt. In der Rua Serpa Pinto entdeckt man das Kloster Santa Clara mit eleganten Glockenturm und einem zweistöckigen Kreuzgang und am Ende der Straße den schönsten Teil der Stadtmauer.
Wenn man mehr Muße hat
Die ehemalige Jesuitenuniversität: Largo do Colégio. Am Eingang nach einer Besuchserlaubnis fragen. Bezaubernd, der harmonische Kreuzgang im Renaissancestil. Auf unzähligen Azulejos sind die verschiedenen, dort ehedem gelehrten Disziplinen dargestellt. Barockkirche mit bemalten Holzschnitzereien.
Die Kirche Sao Brás: Avenida Dr. Barahona, außerhalb der Stadtmauern, an der Straße zum Bahnhof. Eigenartige Festungskirche aus dem 15. Jh., in der die Urteile der Heiligen Inquisition - heutige Bezeichnung: »Kongregation für die Glaubenslehre« - vollstreckt wurden. Eine gute Sache, führte sie doch dazu, dass wir heute vor Hexen und anderem Teufelswerk keine Bange mehr zu haben brauchen. Denn es war wirklich schlimm im mittelalterlichen Europa. Dabei traten selbst ganz perfide Hexchen auf, welche die Gestalt dreijähriger Kinder annahmen, was man kaum vermutet hätte, und die der Kölner Erzbischof Ferdinand von Bayern gottlob wegen ihrer Buhlteufel (sex. Umgangs mit dem Teufel) »wegbeizte«. (Nach Karlheinz Deschner, »Kirche des Unheils«). Seltsamerweise ist uns nicht bekannt, dass die Inquisition mit ihrem Chef Kurienkardinal Joseph Ratzinger oder auch ihr Arbeitgeber als terroristische Vereinigung verfolgt oder zumindest verboten würden. Nur böse Heiden würden behaupten, dass die Sache auch ein gutes Geschäft war, gar Blut am Kirchenbesitz klebe, und deshalb so viele Hexen gefunden wurden, weil nämlich das Vermögen dieser Verruchten der Kirche entweder ganz oder doch zu erheblichen Teilen zufiel, abzüglich Kosten für Folterknecht, Hinrichtung und der Belohnung für den Denunzianten, versteht sich. Dass diese Belohnung nun auch wieder etwas mit der Vielzahl aufgespürter Hexen zu tun haben könnte, ist dummdreiste Polemik Ungläubiger.
»Fortschrittliche« fromme Leser rügen unsere Empfehlung für Deschner, da er ja nicht nur Kirchen- sondern - oh Graus - Glaubensgegner sei und raten zu Bibelstudium. Wie viele, unterscheiden sie zwischen der »schlechten« Kirche und der »guten« Lehre. Uns deucht: weder kann der Apparat, die Kirche also, ohne Ideologie existieren, noch umgekehrt. Beide sind untrennbar, eins stürbe ohne das andere ab (was unseren Lesern hier zumindest wieder einen schönen Konjunktiv beschert hat).
Kloster Sao Bento de Castris: man verläßt Evora in nordwestlicher Richtung auf der Straße 114-4. Nach etwa 4 km ortet man den 20 km langen Aquädukt Porta Nova aus dem 16. Jh. Sich am Klostereingang nach einer Besuchserlaubnis erkundigen. Klosterliebhaber werden den kurzen Ausflug schätzen. Besonders wird die stille Eleganz der feinen Arkaden im maurischen Stil begeistern. Besichtigen lassen sich die Kirche, der Kapitelsaal sowie der Speisesaal.
In der zweiten Junihälfte steigt ein Volksfest, bei den ganzen Alentejo auf die Beine bringt. Neben den bei Volksfesten üblichen Zerstreuungen gibt es noch eine Ausstellung für Kunsthandwerk sowie abendliche Aufführungen von Volkstänzen.