Generationenkonflikt

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Willenlosigkeit versus Lebenskraft

Dieser neue Generationenkonflikt, von jenen Altersklassen eröffnet, die gegen
Ende der Ära Franco geboren wurden, ist nicht der einzige Ausdruck von Unbehagen
der Jugendlichen angesichts ihres Eintritts ins Erwachsenenleben. Die Rebellion
der jungen Leute hat auch zur Ausbreitung der Friedensbewegung beigetragen,
die gegen den Beitritt Spaniens zur NATO protestierte - und eine Schlappe erlitt
durch das Referendum von 1986, bei dem eine Mehrheit für den Eintritt stimmte,
und das von Felipe González, der inzwischen von seinen Illusionen Abstand genommen
hatte, durch das Gewicht seiner Person gewonnen wurde. Manche Kinder fallen
den Schwierigkeiten beim Erwachsenwerden leider auch zum Opfer. Die Jugendkriminalität
nahm ungeheuer zu durch allzu viele Jugendliche, die sich treiben lassen und
die Riege des Ausbildungsmarathons verließen. Andere wiederum - und manchmal
sind das dieselben - glauben, die Hürden der bestehenden Welt zu überspringen,
indem sie sich in die schillernden Gewässer künstlicher Paradiese stürzen, wo
sie dann ein Abstieg zur Hölle erwartet.

Die alkoholbedingten Schäden, begünstigt durch eine Geselligkeit, bei der die
Kneipe eine zentrale Rolle spielt, dürfen nicht heruntergespielt werden. Aber
die verheerenden Folgen der Drogen erschrecken zu Recht bei Jugendlichen, die
den Fangarmen der Drogenhändlerringe ausgeliefert sind, wenn die Gefühlsbindung
zum Elternhaus zerbricht und wenn die mögliche Zukunft, die sie in sich trugen,
zerstört wird. Wie eine innere Wunde behält man den leeren Blick in sich, den
einer dieser lebendigen Toten von zwanzig Jahren einem zuwirft, ohne dass es
gelingen will, in ihm den Jungen von früher, voller Talente und Lebenskraft,
wiederzuerkennen. Angesichts des Umfangs dieses Übels mobilisieren sich die
Kräfte. Neben anderen rief beispielsweise ein junger Priester aus einer Madrider
Arbeitervorstadt eine aktive Bewegung ins Leben, bei der die Hilfe für Drogenabhängige
nicht vom Kampf gegen die Drogenhändler getrennt wird. Anderswo, wie in der
zona franca von Barcelona, sind es die Mütter, die sich in ihren Bemühungen
gegen diese Seuche zusammentun und sich darum bemühen, die Lebensfreude ihrer
verirrten Kindern wiederzuerwecken und, was viel prosaischer ist, die Dealer
aus ihren Stadtteilen fernzuhalten. Um die Verkettung der Selbstzerstörung zu
unterbrechen, bildet sich nun eine Menschenkette.

Dieser schmerzhafte Aspekt soll aber nicht die neuen Anstöße verdecken, mit
denen die Jugend die ganze Gesellschaft befruchtet. Ob es sich nun um Sport
oder Mode handelt, um Feste oder um die Erneuerung des Kulturerbes, um Musik
oder um wissenschaftliche Forschung - die Mädchen und Jungen befinden sich am
Schnittpunkt von Fantasie und Wagemut. Sie versetzen uns unablässig in Erstaunen.