Museen

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Tempel, Museen und der Zirkus

Lama-Museum

Zwischen 1903 und 1908 erbaut und 1961/62 gründlich restauriert, beherbergt das Choijin sum-Museum (Tschoidshin-Lama-Museum) an der Südseite der Friedensstraße gegenüber dem Suchbaatar-Platz wertvolle Kunstschätze. Bis 1938 befand sich in seinen Mauern das Kloster Lowsangchädub, benannt nach einem Prinzen. Es diente einst als Staatsorakel und spielte im Leben der Lamas eine große Rolle.

Nach der Zerschlagung des Lamaismus durch die Kommunisten wurde das Kloster 1938 geschlossen und seine Mönche in Konzentrationslager gebracht. 1942 übernahm das Komitee der Wissenschaften das Baudenkmal und verwandelte es in ein atheistisches Religionsmuseum.

Die fünf Tempelbauten auf dem Museumsgelände, die aus rotem Mauerwerk und mehrfach geschwungenen grünen Dächern bestehen, sind von einer hellblauen Mauer umgeben. Die Tempel Gol Sum, Mahranzyn Sum (Maharaja-Tempel), Zuugiin Sum, Yadamyn Sum und Amgalangiin Sum beeindrucken im Inneren durch ihre Farbenpracht. Darin ist eine Fülle kostbarer religiöser Gegenständen zu sehen.

Im Haupttempel Gol Sum befinden sich neben einer Statue des Lowsangchädub und der Mumie seines Lehrers die lamaistischen Tanzmasken, die für den berühmten Tsam von Urga Verwendung fanden. Dieser Tanz wurde zwischen 1811 und 1937 alljährlich entsprechend des Mondkalenders stets am neunten Tage des letzten Sommermondes, d.h. im Juli oder Anfang August, aufgeführt. Er wurde unter freiem Himmel von auserwählten Lamas vorgeführt.

Vor dem Mahranzyn Sum stehen vier eindrucksvolle Wächterfiguren. Im Zuugiin Sum wurde Sakyamuni, der Begründer des Buddhismus, verehrt, während im Yadamyn Sum und im Amgalangiin Sum Werke des berühmten Malers und Bildhauers G. Zanabazar ausgestellt sind.
Choijin-sum-Museum, T. 324 788. Mo 9-14h, Mi-Sa 9-16h, So 10-17h, Di geschlossen.

Naturkundemuseum

Nördlich des Suchbaatar-Platzes liegt an der Ich Surguul-Straße der Gebäudekomplex der 1942 eröffneten Staatsuniversität und an der nahen Chuwsgal Tschid-Straße das Naturkundemuseum. 1924 als Heimatmuseum gegründet, wurde es 1956 zum Zentralmuseum der Mongolei umfunktioniert. Mit der Umgestaltung des Revolutionsmuseums zum Dschingis Khan-Museum (ab 1990) wurde der Abschnitt, der die Zeit vom Entstehen des mongolischen Weltreiches bis zum Beginn des 20. Jh. umfaßte, ausgegliedert. Auch die Kunst- und Geschichtssammlungen bekamen neue Domizile.

Das Naturkundemuseum vermittelt eine eindrucksvolle Vorstellung von der naturgeschichtlichen Entwicklung des Landes, von Flora und Fauna, von Genesis und Leben der urgeschichtlichen Menschen auf dem Territorium der Mongolei. Hervorzuheben sind die reichhaltigen, anschaulich gestalteten Sammlungen zu den mineralischen Reichtümern, zur Pflanzen- und Tierwelt.

Ein Kleinod ist die paläontologische Abteilung mit Skeletten und Knochenresten von Dinosauriern, die erst 1948, 1971 bzw. 1987 gefunden wurden. Zu bestaunen sind auch Mammutknochen und riesige Dinosauriereiern. Das weltberühmte Prachtstück des Museums sind zwei kleine, ineinander verbissene Saurier, die noch im Kampf ihren Verletzungen erlagen. Ein papageienschnäbeliger Protoceratops hatte einen Eierdieb, den agilen, auf den Hinterbeinen laufenden Velociraptor gestellt. Mit seinem spitzen Hakenschnabel brachte er dem Räuber am Brustkorb tödliche Verletzungen bei und zerbiß dessen Vorderbein. Dabei wurde ihm selbst die Halsschlagader zerrissen. Darauf deutet die Lage der dolchförmigen Fußkralle des Gegners an der Halswirbelsäule hin.

Naturkundemuseum, T. 324 543. Im Sommer täglich 10-17h, im Winter täglich 9-16h. Eintritt für Ausländer 1 $.

Palastmuseum

Vom Stadtpark gelangt man über die Brücke des Friedens, die über die Bahnlinie führt, und dann über den Tuul-Fluß weiter nach Süden, zum ehemaligen Palastviertel mit dem 1903 erbauten Winterpalast des letzten Bogdo-Gegeen (Bogd Chaan = Herrscher), heute Palastmuseum.

Der letzte »König« war als Fünfjähriger aus Tibet nach Ulaan Baatar gekommen und stand nach dem Dalai Lama und dem Pantschen Lama an dritter Stelle in der lamaistischen Hierarchie. Das Museum, eine Kostbarkeit lamaistischer Kunst, beherbergt einmalige Schätze in vier Tempeln und den Wohnräumen des Bogdo Gegeen, auch Chutuchtu (Lebender Buddha) genannt. Hier regierte von 1911 bis 1924 das lamaistische Oberhaupt, »Seine Heiligkeit Dschebdsundamba VIII. von Urga«, als achter Großlama in enger Gemeinschaft mit dem einheimischen Adel. Nach gründlicher Restaurierung wurde das Ensemble 1961 als Museum der Öffentlichkeit freigegeben.

Man betritt die Anlage durch ein von vier Wächterstatuen geschütztes Tor. Gegenüber davon befindet sich eine reliefgeschmückte Mauer, die bösen Geistern den Zutritt zu den Tempeln verwehren soll. Im ersten Hof stehen kleinere Hallen, die verschiedensten Zwecken dienten. Nach einer an der Stirnseite gelegenen Halle gelangt man in den zweiten Hof, wo der Bogdo Gegeen residierte und Zeremonien abhielt.

In allen Hallen sind Kultgegenstände des Lamaismus zu besichtigen, darunter Applikationen, Abbildungen und Figuren buddhistischer Gottheiten und Heiliger. Eine Reihe der Heiligenfiguren aus Edelmetallen wurde vom ersten Bogdo Gegeen, Zanabasar (1635-1723), selbst gefertigt. Beachtenswert sind auch die Schmuckelemente an den Gebäuden.

Schlichter gestaltet ist das zweistöckige Wohngebäude des Bogdo Gegeen außerhalb der Tempelanlage. Darin sind heute die Throne des Bogdo und seiner Gemahlin, Möbel aus dem Leben des Bogdo und seiner Untertanen sowie Geschenke ausländischer Herrscher zu besichtigen. Neben einer aus kostbaren Fellen gefertigten Jurte fällt die umfangreiche Ausstellung ausgestopfter Tiere auf, die der Bogdo aus dem In- und Ausland als Geschenk erhielt.
Palastmuseum, T. 342 195. Mo 9-14h, Mi-Sa 9-16h, So 10-17h, Di geschlossen. Eintritt für Ausländer 1 $.

Schräg gegenüber liegt im Stadtpark das Stadion, in dem während des Naadam im Juli die Eröffnungszeremonie und mehrere Wettkämpfe stattfinden. Westlich des Palastes schließt sich ein neues Industriegebiet an.

Weiter nördlich liegt an der Dschingis-Straße der Ex-Sitz der Akademie der Wissenschaften. Die Akademie ist kürzlich in ein Hochhaus am Hauptplatz umgezogen, geblieben ist die Staatsbibliothek mit ihren wertvollen Schriften. Beachtenswert sind Werke aus dem 11. Jh. in Sanskrit und die mehrbändigen buddhistischen Codices »Ganjur« und »Danjur« aus dem 18. Jh.

Zirkus

Vom Palastmuseum schlendern wir zurück über die Brücke des Friedens nach Norden und biegen dann nach links in die Teewertschid-Straße ein. Nach knapp 100 Metern haben wir das Gebäude des berühmten Staatszirkus erreicht. Der Besuch einer Vorstellung lohnt in jedem Fall – sofern die Artistentruppe, eine der besten, biegsamsten, begabtesten der Welt nicht gerade auf Auslandstournee ist. Über Termine weiß jeder Hotelportier Bescheid.

Gandan-Kloster

Von der Ench Taiwny (Friedensstraße) zweigt zwanzig Fußminuten westlich des Suchbaatar-Platzes die Under gegen Zanabazaryn-Straße nach Norden ab. Sie führt direkt zum Kloster Gandantegtschinlen Hiid. Einer der eindrucksvollsten Baukomplexe der Stadt wird den Touristen zuliebe kurzum Gandan genannt.

Von ehemals zahlreichen Klosteranlagen blieben im Stadtgebiet nur noch vier erhalten. In den letzten Jahrzehnten umfassend restauriert, bilden sie Anziehungspunkte des Fremdenverkehrs. Die vorwiegend aus Holz errichteten Bauwerke, mit bunten, kunstvollen Ornamenten und zahlreichen Skulpturen geschmückt, legen Zeugnis ab von tibetischer und mongolischer Volkskunst. Die mehrfach geschweiften Dächer erinnern zugleich an den starken chinesischen Einfluß und daran, dass die Mandschu-Dynastie die Verbreitung des Lamaismus in der Mongolei besonders förderte.

Von den Klöstern der Stadt war zum Ende der kommunistischen Herrschaft nur noch Gandan von 100 Mönchen und 35 Novizen bewohnt. Es war zugleich das einzige Kloster in der Volksrepublik, in dem noch lamaistischer Tempeldienst stattfand. In das 1838 als Zentrum des Sutra-Tantra-Buddhismus gegründete Gandan kamen auch in kommunistischer Zeit noch aus allen Teilen des Landes Buddhisten zum Gebet, was natürlich staatliches Mißtrauen hervorrief. Daraufhin bestellte die Regierung den KGB-Agent Gaadan zum obersten Mönch. Zwischen 1980 und 1990 residierte der Professor für Tibetisch im Gandan; nach der Wende zog er sich dezent ins Privatleben zurück und ward kaum noch öffentlich gesehen.

Die Lamas gehen heute wieder täglich ihren Kulthandlungen nach, so wie es bis 1930 im ganzen Lande üblich war. Umgeben von goldglänzenden Buddhastatuen, bunten Gebetsfahnen und anderen Reliquien, halten sie in zwei Tempeln Meditation oder sitzen in Reihen auf Bänken, laut in den Gebetstafeln lesend, die sie von Hand zu Hand weitergeben. Dreimal besuchte der Dalai Lama, das Oberhaupt der lamaistischen Kirche, das Kloster Gandan. Die ersten beiden Besuche, als die Mongolei noch fest im sowjetischen Orbit verankert war, wurden in Beijing nicht zur Kenntnis genommen. Den dritten, 1991 nach der Wende in einem Land, das seine neuen Koordinaten bestimmen mußte, begleitete China mit unverschämten, wütenden Protesten.

Der erste Tempel des Klosters wurde unter Chultern Jigmid Danbijatian, dem fünften Lebenden Buddha, aus Holz und Ton errichtet. Hinter dem Haupttempel Megeed Janraiseg Sum erhebt sich der Maidar-Tempel mit einer der größten Buddhastatuen (42 m) der Erde. Das Heiligtum vom Ende des 19. Jh. ist das höchste Tempelgebäude der Hauptstadt. Die Bibliothek zählt mit über 70.000 Bänden und Handschriften zu den größten buddhistischen Textsammlungen der Welt. Jeden Morgen um 9 Uhr rufen zwei Lamas die Gläubigen zum Gebet, indem sie auf einem Muschelhorn blasen. Der Gottesdienst dauert bis tief in den Nachmittag hinein.

Unmittelbar nördlich von Gandan steht der Tempel des Avalokiteschvara. Ihn ließ der Bogdo Gegeen 1912 nach der Ausrufung der Unabhängigkeit der Nordmongolei errichten. Der Tempel gilt als Symbol der nationalen Unabhängigkeit.

Im Stadtviertel von Gandan, das westlich an die beiden Klöster anschließt, blieb der frühere Bauzustand nahezu unverändert erhalten. Von seiner Hochterrasse schaut ein Stück altes Urga auf die tiefergelegenen neuen Stadtviertel – zwei Welten, die aufeinanderstoßen.

Südlich des Gandanklosters freut sich das Jagdmuseum mit seinen zahlreichen Trophäen auf einen Kurzbesuch.

Kunstmuseum

In der Chudaldaanij-Straße erhebt sich unweit der Kreuzung mit der Baga Tojruu (Kleiner Ring) das 1966 gegründete Museum der Bildenden Künste mit 500 Werken mongolischer Künstler, u.a. von Zanabazar, dem berühmten Bildhauer und Ikonenmaler des 17. Jh. Die ethnographische Abteilung macht mit Traditionen und Bräuchen der auf dem Territorium der Mongolei lebenden Völker vertraut. Hervorzuheben sind die Trachten, Schmuck, Bilder und Gegenstände des täglichen Gebrauchs der Mongolen und Minderheiten.
Kunstmuseum, T. 326 061. Im Sommer täglich 10-18h, im Winter täglich 9-17h.

Stadtmuseum (im Osten)

Einen Ausflug lohnt bei längerem Aufenthalt der östliche Stadtteil, wo das 1961 gegründete Stadtmuseum an der Ench Taiwny-Straße gegenüber der britischen Botschaft seinen Platz gefunden hat.
Stadtmuseum, T. 350 960. Mo 9-14h, Mi bis So 9-17h, Di geschlossen.

Weiter im Osten lag einst die Russenstadt, südöstlich davon die Chinesenstadt Maimatschen.