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Einleitung

Online-Reiseführer Mongolei

Was ist das Geheimnis eines Landes, das immer noch weit abseits der Tourismuspfade liegt, gewissermaßen Jahrzehnte davon entfernt? Ein über alle Maßen gastfreundliches Volk, die Weiträumigkeit seiner Heimat, Dschingis Khan, in der endlosen Gobi wandernde Kamele, über die Steppen galoppierende wilde Pferde – der Name »Mongolei« hat bei vielen Europäern immer noch einen exotischen Klang. Auch heute noch erscheint dieses Land vielen als das Ende der Erde. Außerhalb der wenigen Städte fühlt man sich in ein anderes Jahrhundert zurückversetzt.

Es ist erstaunlich, woher dieses kleine Volk, das keine wesentlichen kulturellen Schöpfungen hervorgebracht hat, das wenig von fremden Kulturentwicklungen übernahm (abgesehen vom Interesse der Khane für die chinesische Kultur und die Annahme des buddhistischen Lamaismus aus Tibet), die Kraft nahm, ein Großreich zu errichten. Unter Dschingis Khan und seinen Nachfolgern eroberten mongolische Reiterheere im 13. Jh. China und Turkestan, schlugen die Russen, drangen bis Mitteleuropa und Ungarn vor. Sie beseitigten das Kalifat in Bagdad, besetzten Korea, unterjochten Persien.

Die Khane beherrschten ein Reich vom Ostchinesischen Meer bis nach Europa, von Sibirien bis zum Himalaya und zum Persischen Golf. Doch ebenso schnell, wie es entstanden war, zerfiel es wieder. Das Volk hatte seine Kräfte überspannt. Die Bekehrung zum Lamaismus lähmte die Mongolen. Zeitweise sollen bis zu 40% der Männer Mönche gewesen sein, bevor nach 1932 die meisten Klöster zerstört und die Mönche ermordet oder in Konzentrationslager gebracht wurden.

Danach wurden zwar wirtschaftlich in wenigen Jahrzehnten Jahrhunderte übersprungen. Doch war eine selbständige Politik angesichts der sowjetischen Dominanz schwer zu realisieren. Die Mongolei, einst ein Imperium, das sich über die halbe Welt erstreckte, wurde 1921 der erste Satellitenstaat der Sowjetunion. Ihre Regierung wurde von der Roten Armee eingesetzt.

Erst 1990 kam der alte Freiheitsgeist wieder an die Oberfläche. Nach einer friedlichen Revolution und dem Untergang der Sowjetunion entstand der erste freiheitliche mongolische Staat.

Paradoxerweise bereisen viele Westler die Mongolei, ohne je einen Fuß auf ihren Boden zu setzen. Die Abzweigung der Transsibirischen Eisenbahn von Irkutsk nach Peking führt genau durch die Mitte des Landes. Doch die meisten Reisenden besitzen nur ein Transitvisum und sehen das Land nur vom Zugfenster aus. Für ein Touristenvisum müßte man viele bürokratische Hürden überwinden – und nur wenige wollen auf dem Weg nach China Zeit und Geld dafür aufwenden, nur um einen winzigen Teil der Mongolei sehen zu können.

Welch ein Fehler! Dieses Land, das – auf die europäische Landkarte übertragen – von der Ostsee bis zu den Alpen und von den Pyrenäen bis zur Weichsel reichen würde, hat viel zu bieten: ausgedehnte Wüsten und wellige Steppen, hohe Berge und kristallklare Seen, dazu eine artenreiche Flora und Fauna. Die Landschaftsformen gehören zu den ältesten Asiens, das rauhe Klima stellt menschliche Siedlungen vor große Schwierigkeiten. Deshalb überrascht es nicht, dass die Mongolen ein zäher Menschenschlag sind, der einst die halbe Erde erobern konnte.

Erst 1991 wurde das jahrzehntelang geschlossene Tor zur Außenwelt wieder vorsichtig geöffnet. Das Land benötigt dringend Devisen, und der beste Weg, sie zu bekommen, ist der Fremdenverkehr. Bislang ist die Mongolei ein unverdorbenes »Paradies«. Die ländlichen Gebiete bieten faszinierende Ziele. Allerdings ist das Reisen in den zumeist wegelosen Einöden nicht leicht. Die Hauptstadt Ulaan Baatar dagegen ist leicht zu erreichen. Hier findet man tibetisch-buddhistische Klöster, Jurten in den Vororten, Reiter auf den Hauptstraßen und grasende Kühe vor dem Parlamentsgebäude.