Hintergrundwissen
Hintergrundinformationen und Alltagssituationen
Industrie- und Landeszentrum
Verglichen mit anderen asiatischen Hauptstädten ist Ulaan Baatar ein Verkehrsparadies mit breiten, autofreien Straßen, weiten Plätzen und wenigen Fahrzeugen. Nur wenige Polizisten regeln den spärlichen Verkehr. Der Begriff »Stau« ist unbekannt. Häufig trifft man im Stadtzentrum auf grasende Kühe. Auffällig sind dagegen die großen Menschenansammlungen an den Bushaltestellen morgens und abends. Stromausfälle und Benzinmangel lassen häufig das Nahverkehrsnetz mit den altersschwachen Oberleitungsbussen zusammenbrechen. Die Fahrt zur Arbeit oder nach Hause kommt oft einem Glücksspiel gleich. Fahrräder sieht man selten. Dagegen trifft man häufig auf alte deutsche Seitenwagen-Krads.
In vielen Fabriken ist die Arbeit wegen des chronischen Energie- und Wassermangels stark zurückgefahren oder schon ganz eingestellt worden. Die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln und Bedarfsgütern ist äußerst dürftig, aber immer noch besser als an jedem anderen Ort des Landes. In den wenigen Geschäften verdrängen erst allmählich Waren die gähnende Leere. Lange mußten Lebensmittelkarten die Versorgung sicherstellen, dazu gehörten auch zwei Flaschen Wodka im Monat. Während die einheimische Währung Tugrig ständig abgewertet wird, regiert der US-Dollar.
Industrie & Energie
Auf Ulaan Baatar entfallen über 50% der Industrieproduktion des Landes. Den Kern bildet das Industriegebiet zwischen dem Tuul Gol und der Bahntrasse. Weitere bedeutende Betriebe beherbergt der Stadtteil Tolgoit am westlichen Stadtrand, wo auch das von Ostdeutschen aufgebaute größte Fleischkombinat des Landes steht. Vorherrschend sind die Leicht- und Nahrungsmittelindustrie, Textil-, Teppich-, Leder-, Schuh- und Bekleidungsindustrie, Fleisch-, Molkerei-, Backwaren- und Getränkeindustrie. Des weiteren finden sich Produktionsstätten der Baustoff-, Möbel-, Holz-, Glas-, Keramik-, der polygraphischen und metallverarbeitenden Industrie sowie Reparaturwerkstätten für Kraftfahrzeuge und Eisenbahnwagen.
Das Handwerk, in kommunistischer Zeit in Produktionsgenossenschaften organisiert, weist wieder ein breitgefächertes Spektrum auf.
Die Versorgung mit Fernwärme erfolgt über vier Kraftwerke, die ihre Kohle auf dem Schienenweg aus Nalaich und Baganuur erhalten. Durch den Bau der Transmongolischen Eisenbahn erhielt Ulaan Baatar 1949 Anschluß an das russische und 1956 an das chinesische Eisenbahnnetz. Über den Flughafen Bujant-Ucha ist die Stadt mit Moskau, Irkutsk und Beijing, mit den Aimakzentren und zahlreichen Somon- und Industriesiedlungen verbunden.
Zentrum Des Landes
Urga war bis zum Beginn des 20. Jh. zum religiösen, administrativen und wirtschaftlichen Mittelpunkt der Nordmongolei herangewachsen. Es war zugleich ein Zentrum des Adels und wichtigster Umschlagplatz am Karawanentrakt Kjachta-Kalgan (heute Zhangijakou) zwischen Sibirien und China. 1910 lebten in Urga rund 50.000 Menschen, die sich je nach ethnischer Herkunft und gesellschaftlicher Position in verschiedenen Stadtteilen angesiedelt hatten. Es gab Viertel für Mönche, Adlige, Kaufleute, Handwerker, für Chinesen und Russen.
Den Stadtkern bildete das zentrale Palastviertel mit dem Hauptkloster. Nach außen palisadenartig abgegrenzt, wurde es von Lamas bewohnt. Daran schlossen sich zwischen schmalen, unbefestigten Gassen die Wohnquartiere (Chaschaa) der »Filzstadt« an, in denen hinter Holzpalisaden niedrige Lehmhäuser mit Jurten aufgestellt waren. Weiterhin gehörten dazu große Jurtenkolonien, in die nur an wenigen Stellen kleine Chaschaaquartiere eingestreut waren.
Im Westen, durch die Steilkante der Hochterrasse getrennt, breitete sich der Klosterbezirk Gandan aus, benannt nach der kleinen Klosteruniversität in seiner Mitte. Östlich vom Palastviertel ließen sich chinesische und später auch russische Händler und Kaufleute in jeweils gesonderten Siedlungen nieder. Die Russenstadt mit dem Konsulat auf der Hochterrasse bestand vorwiegend aus Holzhäusern im sibirischen Stil. Südöstlich davon, durch die Steilkante getrennt, lag langgestreckt die Chinesenstadt Maimatschen mit ihren niedrigen Lehmhütten. In beiden Stadtteilen waren Mongolen in der Minderheit.
Außerhalb des Stadtgebietes standen mehrere Klosteranlagen unterschiedlicher Größe.