Great Zimbabwe

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Great Zimbabwe

Erstickt am eigenen Erfolg

Der britischen Archäologin Gertrude Caton-Thompson gelang in dreijähriger Kleinarbeit 1929-32 der Nachweis, dass Great Zimbabwe einem untergegangenen Bantureich zuzuschreiben dei. Damit widerlegt der beeindruckende Ruinenkomplex die alte Kolonialistenthese, dass erst der weiße Mann dem primitiven Kontinent die Zivilisation gebracht habe. Tatsächlich versuchten alle weißen Regierungen, Great Zimbabwe irgendeiner nicht gar so schwarzen Kultur in die Schuhe zu schieben. Lieber hätte Ian Smith wohl Däniken bemüht als seinen Hut vor dieser Bantuleistung zu ziehen.

Das Unverständnis der ersten Siedler ist indes nachzuvollziehen. Keine der steinernen Ruinenstädte im weiten Land war um 1890 bewohnt. Die Stämme, denen sie auf ihrem Treck begegneten, schienen wenig Ahnung vom Bauen mit Stein zu haben. Erst Caton-Thompson und ihre Nachfolger fanden heraus, dass innere und äußere Faktoren Zimbabwes Blütezeit ermöglichten. Der Standort südlich von Masvingo wurde spätestens seit dem 11. Jh. von Bantugruppen bewohnt. Durch den Zusammenschluß zu größeren Einheiten erhofften sie sich Schutz gegen die Überfälle nomadisierender Viehzüchter. So begann im 13. Jh. der Bau des Hügelkomplexes (Nharirire ya mambo) am Steilhang. Jenseits des inneren Schutzwalls folgten in den nächsten 150 Jahren verschiedene, gut erhaltene Einfriedungen.

Zimbabwe hätte aber wohl das Los anderer afrikanischer Ruinenstädte geteilt, die irgendwann doch überrannt und geschleift oder von ihren Bewohnern verlassen wurden. Wenn da nicht die Nähe zum Indischen Ozean Größeres ermöglicht hätte. Seit der Jahrtausendwende hatten sich an der Küste von Mosambik Swahilihändler niedergelassen, die Porzellan aus China, Schmuck aus Indien, Geschirr aus Persien einführten. Da im Reich der seßhaften Rozwi, das die Midlands kontrollierte, Gold geschürft wurde, entstand ein reger Tauschhandel. So traten die Rozwi in Kontakt mit der Außenwelt.

Sie lernten neue Bau- und Lebensweisen kennen und erhielten Kapital, um den Ausbau ihrer größten Siedlung zum mächtigen, prestigeträchtigen Zentrum zu finanzieren. Diesem Sog folgten Tausende von Untertanen, so dass Zimbabwe in seinen besten Tagen bis zu 20.000 Einwohner zählte. Von hier aus regierte die Königsdynastie der Rozwi im 14. und 15. Jh. ihr stolzes Reich. Ihre Viehherden wuchsen stetig, die Schatzkammern platzten fast vor lauter Gold und Handelsgut.

Über die Ursachen des Niedergangs gibt es verschiedene Theorien. Wahrscheinlich ging Great Zimbabwe an seinem Erfolg zugrunde. Um 1500 war die Zahl von Mensch und Vieh so stark angestiegen, dass Nahrungs- und Wasseraufkommen der Umgebung sie nicht mehr tragen konnte, es kam zu Unruhen. Offenbar erging daraufhin ein Befehl des Königs, in eine ergiebigere Gegend überzusiedeln. Er wurde so gründlich befolgt, dass wenig später die Portugiesen auf eine verlassene, verfallende Stadt stießen.