16. Jh.

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Ein paar Kriege, religiöse Wirren

Verlust Flanderns und Selbständigkeit

16. Jh.: Philipp II., dem Karl V. die niederländischen Provinzen überträgt, hat´s nicht nur mehr mit Frankreich zu tun, sondern auch mit England, das sich zur See als Großmacht durchsetzen will, ferner auch mit einer neuen Ideologie, in der sich die Interessen des Bürgertums ausdrücken, dem Protestantismus nämlich, während die alte Ideologie, der Katholizismus nur die mittelalterliche Ständegesellschaft absicherte. Auf die Macht der katholischen Kirche hatte Philipps Vater Karl V. noch seine Autorität gründen können. Philipp betreibt die Gegenreformation und setzt den berüchtigten Herzog von Alba als Statthalter ein. Dieser lässt die Grafen Egmont und Hoorn hinrichten. Die Prinzen von Oranien, darunter Wilhelm von Oranien, fliehen.

1566: »Bildersturm« katholische Kirchen und Klöster werden zerstört oder beschädigt.

1568-1648: Achtzig Jahre (bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges) dauert der Befreiungskampf der Niederländer gegen die habsburgischen Spanier. Unter Führung Wilhelm I. von Oraniens * ("der Schweiger", 1533-1584, wurde als Graf von Nassau und Prinz von Oranien im hessischen Dillenburg geboren. Eigentlich war er von Karl V. als Statthalter über vier Provinzen eingesetzt. Bald aber schließen sich die Provinzen Holland und Zeeland 1572 zum Kampf gegen Spanien zusammen. Die Geusen, eine häufig aus Edelleuten und herausragenden Persönlichkeiten bestehende Truppe von Freiheitskämpfern, nimmt den Kampf gegen Alba auf. Unterstützt von wohlhabenden Kaufleuten aus Frankreich, England und Deutschland sowie ausgestattet mit Kaperbriefen Prinz Wilhelm von Oraniens, um den Ruch gesetzloser Piraterie loszuwerden, kapern sie spanische Schiffe und vernichten sie, wo immer möglich.

Die Landung der Geusen am 1. April 1572 in Briel (Zuidholland) an der Maasmündung ist der Ansporn zum allgemeinen Aufstand gegen die Spanier. Der Name »Geusen« stammt vom französischen »gueux«, Lumpenbettler. Mit diesem verächtlichen Ausdruck belegte ein spanischer Hofrat einen Zug von vierhundert Adeligen, der sich zu einer Petition an die Generalstatthalterin Margarete von Parma in Brüssel gewandt hatte. Die sieben nordniederländischen Provinzen erkämpfen bis 1581 ihre Unabhängigkeit und vereinigen sich 1588, Jahr der Vernichtung der Spanischen Armada, zur Republik der Niederlande. Die Südprovinzen kehren 1579 unter spanische Herrschaft zurück.

1609 erfolgt ein Waffenstillstandsabkommen in Antwerpen, mit dem Phillip III. die Souveränität des Landes anerkennt.

1634 Eroberung von Curaçao und Ausbau unter der Fuchtel der Westindien-Kompanie zum Zentrum des karibischen Sklavenhandels bis 1863

Im Westfälischen Frieden 1648 wird die Existenz der Niederlande als eigenständiger Staat bestätigt, womit sie, wie übrigens auch die Schweiz, aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation ausscheiden. Die Nordprovinzen erreichen, dass Spanien ihnen sämtliche Festungen Brabants überlässt und die Schelde schließt. Diese folgenschwere Entscheidung führt den Hafen von Antwerpen an den Rand des Ruins und Amsterdam zum kometenhaften Aufstieg.

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*  Ein "großer" Mann etwas revidiert:

Wilhelm kam auf den niederländischen Thron, weil sein Vetter, René von Nassau und Fürst von Oranien, im Juli 1544 bei einem Feldzug in der Freigrafschaft Burgund (Franche Comté) starb. Zuvor hatte der, da ohne männlichen Nachkommen, in weiser Voraussicht Wilhelm als Erben eingesetzt. 

Wilhelm war im Privatleben ein ziemlicher Schuft, wie Maike Vogt-Lüerssen im Buch "40 Frauenschicksale aus dem 15. und 16. Jahrhundert" enthüllte.

Der selbst oft untreue Wilhelm I. von Oranien bezichtigte seine zweite Frau Anna von Sachsen (1544-1577) des Ehebruchs mit dem Advokaten Jan Rubens, ließ diesen verhaften und so lange foltern, bis der gestand.

Geheiratet hatte er die Tochter von Moritz von Sachsen, also einer protestantischen und habsburgfeindlichen Familie, aus taktischen Gründen, um sich den Rückhalt der protestantischen Fürsten zu sichern. Mit ihr hatte Wilhelm fünf Kinder.

Anna von Sachsen erklärte sich im März 1571 des Ehebruchs für schuldig,

weil ihr versprochen worden war, nur so könne sie das drohende Todesurteil gegen Rubens verhindern. Außerdem hatte man ihr erklärt, im Falle eines Geständnisses die Angelegenheit nicht weiter zu verfolgen. Doch Fehlanzeige: Anna wurde betrogen, bis zu ihrem Tod im Dezember 1577 als Ehebrecherin eingesperrt und namenlos im Dom zu Meißen an der Seite ihrer Vorfahren bestattet.

Jan Rubens kam frei und starb 1587 als angesehener Advokat in Köln. Sein Sohn war

Peter Paul Rubens (1577-1640), einer der größten Maler des 17. Jahrhunderts.

Wilhelm I. von Oranien wurde im Juli  1584 in Delft kurz vor seiner Ernennung zum Grafen von Holland von einem jungen Katholiken erschossen.

Späte Gerechtigkeit!