Geschichte
Geschichte
Frühzeit
50 v.Chr.: Kelten, Germanen und Römer siedeln auf dem Gebiet der heutigen Niederlande. Während der folgenden 700 Jahre folgen im Nordwesten Kaninefaten, Friesen und im Rheindelta die germanischen Bataver. Im Laufe der Völkerwanderung strömen Franken und Sachsen hinzu.
843: Nach dem Tod Karls des Großen (814) fällt der südliche Teil an Frankreich, der größere, Lothringen zugeschlagen, zählt seit 925 zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.
12. Jh.: Staatenähnliche Gebilde entwickeln sich, so die Grafschaften Holland, Zeeland und Groningen, das Herzogtum Geldern und das Bistum Utrecht sowie die friesische Grafschaft Groningen. Die Grafen von Flandern, die Herzöge von Limburg und Brabant herrschen über den Süden mit seinen reichen Bürgern, Kaufleuten und selbstbewussten Städten, wo auch der kulturelle Mittelpunkt liegt. Die Gründung der Hanse bewirkt einen gewaltigen Aufschwung der niederländischen und deutschen Hafenstädte. Der Norden wird zur Drehscheibe für den Getreidehandel mit den Ostseeanrainern, während der Süden durch Textilhandel- und -verarbeitung blüht. Teile Flanderns werden von den Franzosen besetzt, so die Hauptstadt des Hennegaus, Rijssel (franz.: Lille, von L´Isle), die mit ihrem Umland nach mehrmaligem Hin und Her seit 1668, von Ludwig XIV. annektiert, unter französischer Fuchtel steht.
13. Jh.: Am ersten Damm zum Schutz vor den Gezeiten der Zuiderzee entstehen Fischerdörfchen an den Ufern der Amstel, Keimzelle »Amsteledammes«, in der Provinz Nordholland gelegen und Lehen des Bischofs von Utrecht. Letzte unabhängige Gräfin von Holland, Jacobäa von Bayern, eine extravagante Dame, viermal verheiratet, verlor 1428 ihre Stammlande an Phillip von Burgund. Durch das Ende des Herzogtums Burgund mit dem Tod Karls des Kühnen bei Nanzig (Nancy) 1477 fallen die Niederlande an den Habsburger Friedrich III., dessen Sohn Erzherzog Maximilian, der spätere Kaiser Maximilian I., Maria von Burgund heiratet. Sein Sohn Phillip I., der Schöne, heiratet Johanna die Wahnsinnige – was tut man nicht alles für ein fettes Erbe? – so dass die Habsburger damit auch über Spanien und Lateinamerika herrschen.
Im Jahre 1519 greift Karl V. (nach deut. Zählung Karl I.) in den Niederlanden ein, um sie nicht protestantisch werden zu lassen. In Gent geboren und sowohl sprach- als auch landeskundig, lag ihm das Heil seiner Heimat durchaus am Herzen, aber sein Katholizismus war mit dem aufkommenden Kalvinismus und Zwinglianismus unvereinbar. Die neuen Lehren entsprechen dem Hang der Niederländer zu Redlichkeit und Geschäftssinn viel eher als die korrupte katholische Kirche. Er setzt nach Eroberung von Friesland, Flandern, Utrecht, Overijssel, Drente, Geldern und Groningen die Inquisition in Gang. Seine Eroberungen führen u.a. zu Spannungen mit Frankreich, das sich durch Spanien, die Niederlande und Österreich / Deutschland bzw. Burgund eingekesselt fühlt. Da Karl ja auch über das spanische Kolonialreich herrschte, ging in seinem Reich »die Sonne nicht unter«.
Der Gegensatz Frankreich-Habsburg ist seitdem ein Grundzug europäischer Politik. Karl V. lässt sich wie einst Friedrich Barbarossa zum König von Arles krönen, in Fortsetzung einer Politik der Burgunder, die versuchten, die Splitter eines in Wirklichkeit existenzunfähigen und vor allem strategisch unhaltbaren Staates zu kitten und das alte Lotharingen wieder auferstehen zu lassen. Karl errichtet ein zentralistisches System um sein Reich zusammenhalten zu können und lässt die Niederlande durch sogenannte Statthalter regieren. Formal von einem fernen Herrscher in Spanien abzuhängen, störte die Niederländer nicht, durch einen überall sich einmischenden Statthalter gestört zu werden dagegen eher, und besonders dann, wenn´s ihnen durch Steuererhöhungen an den Geldbeutel ging. Karls Kriege gegen die Franzosen, die Türken u.a. waren sehr kostspielig, und bald flackerten Proteste auf, die sich unter Philipp zu einem Aufstand ausweiteten. Ferner waren Riesensummen an die Fugger zu erstatten, die Karl bei ihnen anlässlich seiner Wahl als Kaiser zur Bestechung der deutschen Kurfürsten aufgenommen hatte.
Durch Erbfälle entsteht das Haus Oranien-Nassau. Der in Breda begrabene Engelbert II. von Nassau hatte Claudine von Chalon geheiratet, die das Fürstentum Oranien im Rhonetal mit in die Ehe brachte. Erst 1673, nach dem Vertrag von Nimwegen, geben die Niederländer ihren Stützpunkt Orange in der Provence auf; das Herrscherhaus behält dessen ungeachtet den Titel »Prinzen von Oranien« bei.