Parlament statt Knast
Handbeil und Hungerstreik
Parlament ohne Frauen
Der Osteraufstand und die Folgen
Am 18. Juli 1912 wurde der britische Premier Asquith bei seinem offiziellen Besuch in Dublin von demonstrierenden Frauenrechtlerinnen empfangen; eine von ihnen warf ein Handbeil in seinen Wagen, während andere versuchten, das Königliche Theater anzuzünden. Mehrere der Frauen wurden aufgrund dieser Übertretungen inhaftiert, begannen einen Hungerstreik und erlitten dasselbe Schicksal wie die englischen Frauenrechtlerinnen, die gemäß dem sogenannten Gesetz der Katze und der Maus freigelassen wurde, wenn sie zu schwach wurden, um sofort danach erneut festgenommen zu werden.
Erst im Jahre 1918 hatten die Frauenrechtlerinnen Anlaß zum Aufatmen, als die ersten Parlamentswahlen stattfanden, welche den britischen Frauen (und somit auch den Irinnen) über 30 Jahre erlaubten, ihre Stimme abzugeben. Bei diesen Wahlen war Constance Markiewicz die erste Frau, die in die Städtekammer von Westminster gewählt wurde, aber wie alle anderen Abgeordneten des Sinn Fein saß sie niemals im Britischen Parlament.
Während des lock-outs 1913 hatte James Connolly eine Bürgerwehr organisiert, die die Arbeiter vor den Angriffen schützen sollte, denen sie ausgesetzt waren. Im Gegensatz zu den meisten anderen nationalistischen Gruppen nahm diese auch Frauen auf und erlaubte ihnen, Waffen zu tragen. Einige dieser Frauen, angeführt von Constance Markiewicz, nahmen drei Jahre später in erster Reihe am Easter Rising teil, während die Frauen von Cumann na mBan im Hintergrund arbeiteten und sich um Verletzte, Verpflegung und die Übergabe von Nachrichten kümmerten.
Nach dem Scheitern des Aufstandes wurden mehrere der Aktivistinnen verhaftet. Constance Markiewicz, die an der Leitung der Operationen mitgewirkt hatte, wurde einem Militärgericht vorgeführt und zum Tode verurteilt, anschließend aufgrund ihres Geschlechts begnadigt. Sie wurde später Arbeitsministerin unter der ersten Regierung von Valera. Als der Vertrag mit England unterzeichnet wurde, der die Abspaltung Irlands bekräftigte, zählte sie zu denen, die ihn ablehnten, indem sie erklärte: Solange Irland noch nicht frei ist, werde ich eine aufsässige und unzähmbare Rebellin bleiben.
Nach 1916 stirbt nach dem Bürgerkrieg auch der kämpferische Feminismus der Irinnen ab. Der Traum eines freien Irland, wo die Geschlechter gleichberechtigt wären, verblaßt: Die Jahre nach der Trennung sind von einer moralischen, wirtschaftlichen und politischen Ordnung geprägt, die die Frauen als Hüterinnen der Familie sieht und auf die Rolle der Hausfrau festlegt. Erst fünfzig Jahre später wird eine andere Generation von Irinnen jene Rechte einfordern, für die in diesem System kein Raum war.