Ölgii

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Ölgii

Klosterlose Stadt

210 km nordwestlich von Chowd, 300 km südwestlich von Ulaangom. Zwischen grünen Weiden, kargen Hügeln und schimmernden Gletschern liegt das Verwaltungszentrum des Aimak (22.000 Einwohner) in der Niederung des Chowd Gol. Während im Zentrum sozialistische Plattenbauten vorherrschen, findet man am Stadtrand Jurtensiedlungen. Einziger mongolischer Beitrag zu einer rein kasachischen Angelegenheit? Falsch. Kasachische Jurten sind höher, ihre Dachkanten abgerundet, damit Schnee und Regen leichter abtropfen. Darin finden sich richtige Sitzstühle und Tische statt der gewohnten Hockschemel. Ölgii ist die einzige Aimak-Hauptstadt ohne Kloster. Es besitzt dafür seit 1992 wieder eine Moschee.

Übernachten

Das Tavanbogd Hotel liegt mitten in der Stadt, zwischen Schule, Jugendpalast, Kasachischem Nationaltheater und Postamt. Es bleibt erste Wahl, auch wenn die zwei Duschen des Hauses nur am späten Vor- und frühen Nachmittag plätschern. Alle Zimmer mit Toilette, Waschbecken und undichten Wasserleitungen. $$$

Daneben gibt es ein namenloses »Hotel«, allerdings nur mit einem einzigen Vierbettzimmer, einer Dusche, einer Toilette. Das Gebäude wurde vom Roten Kreuz errichtet und liegt ab vom Schuß.

Essen

Auch für hungrige Herzen führt kein Weg am Tavanbogd Hotel vorbei. Das Restaurant hat eine mongolisch-spärliche Auswahl, freundliche Kellner und eine Bar im Nachbarhaus.

Clevere Kasachen unternehmen immer wieder Versuche mit Neueröffnungen von Bars oder Restaurants. Nicht zuviel erwarten, herumfragen könnte sich aber lohnen.

Wer in der übrigen Mongolei die Versorgungslage traurig fand, verfällt in Ölgii in akute Depressionen. Wo es Essen gibt, kommt es fett, vitaminlos und schmal portioniert aus der Küche. Kasachen verwenden im Gegensatz zu Mongolen auch Pferdefleisch.

Anschauen & Unternehmen

In der Stadtmitte Gebäude der Aimakverwaltung, ein Einkaufs- und Dienstleistungszentrum, das Nationaltheater und das Rundfunk- und Fernsehzentrum.

Im Stadtmuseum steht ein ausgestopfter Schneeleopard – in lebendigem Zustand kriegen ihn Touristen so gut wie nie zu sehen. Die oberen Etagen widmen sich den Kasachen und der Geschichte der Provinz. Kein Muß.

Der Zach, auch Chinesenmarkt genannt, steigt nachmittags hinter dem Hauptplatz. Neben Kleidung aus China sind kasachische Teppiche und Mützen, Pferdegeigen und Lebensmittel zu erstehen.

Abends lohnt das Kasachische Nationaltheater gegenüber vom Tavanbogd Hotel einen Besuch. Regelmäßig Gesangsabende, Tanzshows und Schauspiel. Wer weniger Anspruch und mehr Action will, findet auf der Nordseite des Hauptplatzes ein Kino. Meist C-Movies mit (ganz wenig) Sex und (ganz viel) Crime.

Flugverbindungen

Auch wenn der Flugplatz eher an einen gepflegten Kartoffelacker erinnert: dies ist ein International Airport bittschön. Er liegt 5 km nördlich der Stadtmitte. In Ermangelung eines Busdienstes werden Lkw- oder Moped-Fahrer um eine Mitfahrgelegenheit angehauen; Preis vorher ausmachen.

Am Di, Do und Sa um 8h fliegt MIAT von Ulaan Baatar nach Ölgii, um 12.45h von Ölgii zurück (einfach 105 $, vier Stunden, inklusive viertelstündige Zwischenlandung zum Tanken in Altai oder Ulaangom). Kurz vor der Landung in Ölgii unbedingt einen Fensterplatz erkämpfen – es lohnt sich.

In der Regel einmal pro Woche fliegt MIAT nach Almaty, in die Hauptstadt Kasachstans (einfach 100 $, vier Stunden). Visum für Kasachstan notwendig.

Landverbindungen

Ölgii ist unter allen Aimak-Hauptstädten am allerweitesten von Ulaan Baatar entfernt: 1640 km, auf dem Landweg fünf bis sieben Tage. Daher entscheiden sich viele Bergsteiger für Flug ab/nach Ölgii und entdecken die Reize der Westmongolei dann per Jeep.

Eine private Jeepvermietung wartet in der Werkstatt eine Parallelstraße südlich von Nationaltheater und Postamt.

Dank der einzigen Straßenverbindung nach Rußland (über Tsagaan Nuur) leidet Ölgii weniger unter Spritmangel als die übrigen Aimaks. Damit Fahren dennoch nicht in Vergnügen ausartet, geben sich die »Straßen« ziemlich rauh.

Ein privates Reisebüro veranstaltet kombinierte Reit- und Floßtouren zum Dayan-See fast an der Grenze zu China. Auskunft im Rathaus am Hauptplatz oder im Tavanbogd Hotel.

Bus nach Russland

Jeden Mi fährt ein Bus von Ölgii über den Grenzort Tsagaan Nuur nach Kosagach in Rußland; jeden Do von Kosagach nach Ölgii. Die verrückteste aller möglichen Einreisen in die Mongolei bedarf allerdings dreierlei: Visa für beide Länder, Eselsgeduld beim Fahrkartenkauf, Ellenbogen beim Busbesteigen.

Da der Grenzübergang mongolischen und russischen Staatsangehörigen vorbehalten ist, sollte man als Drittstaatler vorher bei den jeweiligen Behörden die Erlaubnis zum Grenzübertritt einholen. Wir haben´s noch nie probiert – Erfahrungsberichte wären daher willkommen.