Erdene Zuu
Erdene Zuu
Wichtigste Kulturdenkmal
2 km östlich von Charchorin. Außerhalb von Ulaan Baatar das wichtigste Kulturdenkmal Erdene Zuu gehört zum Pflichtprogramm jeder Mongoleireise. Seien Sie aber vorgewarnt: vor siebzig Jahren hätte es viel mehr zu sehen gegeben.
Geschichte & Gegenwart
Wo einst Karakorum stand, begann 1586 der Fürst Abatai Khan, ein Nachkomme von Dschingis, mit dem Bau des ersten buddhistischen Klosters der Mongolei. Er verwendete für den Bau des »Kostbaren Heiligtums« (so die Übersetzung des Namens) Steine aus der ehemaligen Residenzstadt. Von Erdene Zuu aus begann sich der Lamaismus auf das ganze Land auszubreiten.
Während der Kulturrevolution wurden nach 1937 bis auf drei alle 100 Tempel zerstört und die Mönche ermordet oder in sibirische Konzentrationslager verschleppt. Bis 1965 war das Kloster geschlossen und später Museum. Lange Jahre nur als Touristenattraktion genutzt, gewinnt Erdene Zuu im Zeichen der Veränderungen in der Mongolei seit 1990 seine ursprüngliche Bedeutung zurück. In seinen Mauern werden wieder Gottesdienste abgehalten, leben wieder über 70 Mönche.
Die Restaurierung der Klosteranlage gehört zu den obersten Prioritäten der Regierung. Gelder wurden von der Unesco bereits bewilligt.
Die Anlage beeindruckt auch heute noch durch ihre Größe und architektonische Schönheit und läßt viele Übereinstimmungen mit tibetischen Klöstern erkennen. Die Bauarbeiten erfolgten zu einem beachtlichen Teil unter Anleitung des mongolischen Meisters Manzhir. Die Skulpturen, Malereien und Kunstwerke, die Tempel und Pagoden schmücken, sind einzigartige Kulturdenkmale.
Erdene Zuu ist heute ein Klostermusuem, das alljährlich von über 30.000 in- und ausländischen Touristen aufgesucht wird. In den wenigen unzerstörten Tempeln und Gebetshäusern, inzwischen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, befinden sich einmalige Sammlungen.
Rundgang durch Erdene Zuu
Das Klostergelände umfaßt eine Fläche von 400 mal 400 m und ist von einer weithin sichtbaren hohen Umfassungsmauer begrenzt, die in Abständen von 15 m insgesamt 108 Stupas (Tschörten) miteinander verbindet. Diese turmartigen Bauwerke wurden zum Gedenken an bedeutende Ereignisse oder zu Ehren von weltlichen oder geistlichen Würdenträgern auf deren Grabstätten errichtet.
Vom Haupteingang aus gesehen gleich der erste Komplex linkerhand wurde 1675 zu Ehren des ersten Dalai Lama-Besuchs errichtet. Dieses vermutlich älteste Gebäude in Erdene Zuu ist seither das Gästehaus für den tibetischen Dalai Lama und trägt dessen Namen. Der Tempel mit chinesischen Anklängen und farbenfroher Ausstattung empfing 1993 auch den heutigen Dalai Lama, trotz massiver chinesischer Proteste.
Dahinter erstreckt sich die Zuu-Anlage des Abatai Khan. Sie besteht aus drei Tempeln und mehreren Nebengebäuden. Im linken Tempel stehen drei Buddhastatuen, goldene »Räder der Ewigkeit«, dazu Statuetten aus dem 17. und 18. Jh.
Den mittleren Tempel dominiert eine große Buddhastatue, mit einem Doktor und einem Richter als Berater an jeder Seite. Rund um den Altar stehen die Statuen von vier Schülern des Buddha. Der Eingang zum Tempel wird von übermannsgroßen Wächterfiguren bewacht. Wenn der Fremdenführer einen guten Tag hat, dürfen heutige Besucher wie ihre Vorgänger in vergangenen Jahrhunderten zuerst den dunklen Wandelgang um den Innenraum beschreiten.
Im rechten Tempel steht eine Statue, die den Buddha als Kind darstellt, rechts davon Bogd Zhonghov, der den Buddhismus in die Mongolei brachte, links davon Janraiseg, der Gott des Friedens.
Im Zentrum des Klostergeländes bilden Steine einen Kreis von 45 m Umfang. Sie bezeichnen den Standort einer gewaltigen, 15 m hohen Jurte, die einst von neun Säulen getragen wurde. Hier residierte im 16. Jh. der Gründer des Klosters.
Am eindrucksvollsten wirkt der fast pyramidenförmige Stupa, der blendend weiße Bau des Suburgan etwa in der Mitte der Anlage. Seine Spitze bildet ein hoher abgestumpfter, mit 30 Gold- und Metallringen verzierter Kegel, den die kosmischen Symbole von Mond, Sonne und lodernden Flammen als dem Zeichen der Weisheit krönen. Der große Stupa, eingerahmt von sieben kleineren, ist zugleich Denkmal für Buddha und Grabstätte für heiliggesprochene Lamas.
Die Haupttempel des Klosters beeindrucken durch prächtige Architektur und eine Vielzahl von kunstvollen Schnitzereien und hervorragenden Werke mongolischer Maler und Bildhauer des 17. und 18. Jh. Im restaurierten mittleren Tempel ist eine Sammlung von 1769 Buddhafiguren zu sehen.
Hinweise & Tips
Erdene Zuu ist täglich 10-17h geöffnet. Eintritt 2 $.
Ratsam ist die Mitnahme eines Fremdenführers. Sie stehen täglich außer Mo zur Verfügung und sprechen Mongolisch und Russisch, selten auch Englisch. Anmeldung T. 285.
Im Tempelinneren darf nicht fotografieren werden es sei denn mit Genehmigung auf Anfrage. Dann wird eine Spende erwartet.
Rund Ums Kloster
Außerhalb der Klostermauern stehen zwei steinerne, mit Inschriften bedeckte Schildkröten (melhii chuluu). Einst waren es vier, die die Grenzen des alten Karakorum markierten.
Auf einem Hügel oberhalb des Klosters wartet eine der ausgefallensten Sehenswürdigkeiten: ein gewaltiger, mit Inschriften versehener Phallus aus Stein. Bei einem Versuch, ihn zu entfernen, wurde er in den sechziger Jahren erheblich beschädigt. Über seine Bedeutung und den Grund des mißlungenen Abtransports kursieren verschiedenste Theorien.