Das Ende der Habsburger

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Das Ende der Habsburger

Auf den Tod Philipps II. folgt ein langes 17. Jahrhundert, das die aufsteigende
Kurve des spanischen Schicksals unterbricht. Sowohl von den Spaniern als auch
von den ausländischen Schmähern bis zum Überdruß widergekäut, befindet sich
das Land in einer Phase des Niedergangs. Erst gegen 1750 erreicht die von Seuchen
und Hungersnöten hinweggeraffte Bevölkerung wieder den Stand aus der Zeit um
1580. In den verlassenen ländlichen Gebieten schwinden verstärkt die Ackerfluren,
und das Land fällt immer mehr in die Hände von Kirche und Adel. In diesem verarmten
Land stirbt die schwindsüchtige österreichische Dynastie aus, wovon die bleichsüchtigen
Infanten von Velázquez ein lebhaftes Zeugnis ablegen. Das unbeugsame Pflichtbewußtsein
des »weisen Königs« läßt seine Nachfolger im Stich, die sich ins Hofleben flüchten,
oder, wie Philipp IV., in die Suche nach erotischen Abenteuern. Dabei befreien
sie sich von den Zügeln der Herrschaft und legen diese in die Hände von Günstlingen,
von denen nur einer, nämlich der von einer wirren Lebenskraft getragene Herzog
von Oliváres, versucht, an die Hegemonieansprüche des 16. Jahrhunderts anzuknüpfen.
Aber damit kommt er nur dem französischen Kardinal Richelieu in die Quere, einem
Gegner von ganz anderem Kaliber, und bewirkt die Rebellion Portugals - spanisch
seit 1580 - und Kataloniens.

Der jämmerliche Mißerfolg seines Versuchs leitet einen langen Untergang der
Dynastie ein, bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, als die Intrigen der europäischen
Höfe am Krankenbett von Karl II. zusammentreffen und mit dem Gespenst des Todes
Verstekken spielen. Das letzte Wort wird dann Ludwig XIV. haben, Sohn und Ehemann
spanischer Infantinnen, der den so heiß begehrten Thron für seinen Enkel erlangt.
Aber bevor dieser ihn einnehmen kann, muß erst noch ein langer Krieg geführt
werden. Umkehrung der Geschichte: das eroberungslustige Spanien wird von nun
an selbst unterdrückt. Das Subjekt eines der gewaltigsten menschlichen Unternehmen
verkommt zu einem Objekt, allen Machenschaften hilflos ausgeliefert.