Die Hunnen

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Aufmarsch der Hunnen

und Frühgeschichte

Die ältesten menschlichen Spuren auf dem Territorium der Mongolei stammen aus der Steinzeit (Paläolithikum) vor 300.000 bis 350.000 Jahren. In der Jungsteinzeit (Neolithikum) kamen aus Sibirien, dem Kaukasus und Persien über die damals noch fruchtbare Gobi weitere Siedler.

Vorläufer der Mongolen

Die meisten Mongolenvölker besaßen – wenn überhaupt – erst im späteren Ablauf ihrer Geschichte eine Schrift. Das bedeutet für den Historiker, dass er vornehmlich auf Beschreibungen ihrer Gegner oder auf Sekundärquellen wie die Erwähnungen bei antiken Schriftstellern (Herodot, Strabo, Ptolemaios, Prokopios) angewiesen ist.

Selbstverständlich leistete auch die Archäologie gute Hilfe. Vor allem war aber die Münzkunde ein gutes Mittel, um Auftreten und Blüte der Steppenvölker zeitlich abzugrenzen. Dennoch bleiben die Unbestimmtheiten groß genug.

Als einer der ersten vermittelte der griechische Geschichtsschreiber Herodot (490-430 v. Chr.) den Europäern Kunde von zentralasiatischen Völkern. Er beschrieb die »Agrippäer« (Skythen), die östlich von Ural und Pamir wohnten, als Menschen mit kahlen Köpfen, platter Nase und starkem Kinn, die sich angeblich vom Saft wilder Kirschen ernährten.

Die ausgedehnten Steppen, Wüstensteppen und Wüsten zwischen dem tibetischen Hochland und dem Gebirgszug des Changai einerseits, der Großen Mauer und der südsibirischen Taiga andererseits wurden seit frühester Zeit von prototürkischen und protomongolischen Völkern und Nomadenstämmen besiedelt. Es waren vor allem Hunnen, Uighuren, Kirgisen und verschiedene Turkvölker. Kenntnisse davon vermitteln Gräber, andere archäologische Funde und alte chinesische Chroniken.

Die Hunnen

So wissen wir heute, dass um 208 v. Chr. zwischen Chinesischem Meer und Baikalsee die Hunnen (chin. Xiong-nu, altmong. humun = Mensch) lebten. Ursprünglich stammten sie aus dem Norden der heutigen Mandschurei und sprachen ein den altaischen Sprachen verwandtes Idiom.

600 Jahre später sollte diese Volksgruppe Europa an den Rand einer Katastrophe bringen. Zunächst gründeten die Hunnen aber ein Reich auf dem Gebiet der heutigen Mongolei mit dem Mittelpunkt am Orchon. Die Macht ihres Reiches wurde zum Anlaß des Baues der »Großen Mauer« durch die chinesische Qin-Dynastie (221-206 v. Chr.). Wir kennen die Namen ihrer größten Oberherren, Tou-man (Tumen, gest. um 210 v.Chr.) und Mao-tun (Modun, auch Mei-tei, etwa 209-174 v.Chr.). Wie der »chinesische Herodot« Sim Qian berichtet, tötete Mao-tun seinen Vater bei einer Jagd mit einem Pfeil.

Mao-tun unterwarf im Osten die benachbarten Stämme und machte sich zum »Kaiser der Steppe«. Mit seinem Sohn und Nachfolger Lao-schang (um 174-161 v.Chr.) besiegte er die indogermanischen Tocharer und trieb sie so weit nach Westen, dass sie auch die Saken in Bewegung brachten und etwa 160 v. Chr. an der Grenze der griechisch-baktrischen Königreiche standen, zu deren Untergang sie wesentlich beitrugen. Dies war die erste belegte größere Völkerwanderung in Zentralasien.

Gegen China

Im Jahre 198 v. Chr. schlossen Mao-tun und der chinesische Kaiser Gao Du einen Vertrag, in dem sich die Hunnen verpflichteten, gegen jährliche chinesische Tribute (Seide und andere Güter) die Mauer als Grenze zwischen ihrem Gebiet und den Han-Chinesen anzuerkennen. Doch China weigerte sich bald, den Tribut zu entrichten. Kaiser Gao Du griff die Hunnen erneut an, wurde aber geschlagen und entkam nur mit knapper Not der Gefangennahme. Einen Einblick in den Reichtum der Hunnen dieser Zeit vermitteln die Funde in den Grabhügeln in den Bergen von Noen-Uul nördlich von Ulaan Baatar, wo man Seide, Schmuck und Bronzeartikel fand.

Schon unter den Qin-Kaisern hatten sich die Chinesen also gegen die schnellen, mit Lanzen, Schwertern, Pfeil und Bogen kämpfenden berittenen Hunnen verteidigen müssen. Die Hunnen hatten ein stehendes Heer von 50.000 Soldaten. Ihre 1, 40 m großen Bogen bestanden aus geklebtem Horn. Als der chinesische Kaiser Shan Yü 209 v. Chr. gegen die Tunghu (Westliche Hu) ins Feld zog und diese nach Liaoho flohen, drangen die Hunnen bis zum Gelben Fluß (Huang-he) vor, bis sie von den Chinesen zurückgeschlagen werden konnten.

Niedergang der Hunnen

Um 72/71 v. Chr. schließlich brach die Macht der Xiong-nu zusammen, ihre Reste fielen in eine nördliche und eine südliche Gruppe auseinander. Nachdem jedoch weiterhin Hunnen in China einfielen, verstärkten die Han-Kaiser den Abwehrkampf zur allmählichen Dezimierung des Gegners, der vor dem Druck in den Norden der heutigen Mongolei auswich. Die nördliche Gruppe wandte sich nach Westen, wo sie sich 36 v. Chr. am Aralsee sammelte.

Vom 4. Jh. n. Chr. an erschienen die Xiong-nu erneut in der Geschichte. Ihr Volk und Reich war in zwei Teile zerbrochen, von denen der südliche 311 die damalige Hauptstadt Nordchinas, Lo-yang, eroberte und dort eine kurzlebige Dynastie gründete.

Der nördliche Teil, der in der heutigen Äußeren Mongolei bis hin zum Baikalsee siedelte, wurde durch die mächtig gewordenen Sien-pi nach Westen getrieben, wo er ab 350 vor den Grenzen des Sassanidenreiches auftrat. Anschließend vertrieben sie um 375 in der Ukraine die Ostgoten und Alanen, und zuletzt bedrängten sie als Hunnen Westrom.

Die in Europa wirksamste hunnische Gruppe war die unter Attila (lat. Flagellum Dei = Strafe Gottes) und Bleda, die in die Donauebene vordrang und dort ein Reich bildete. Ihre Ausgriffe führten ab 434 bis nach Italien und Gallien, wo sie schließlich in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern beim französischen Troyes im Jahre 451 vom weströmischen Feldherrn Flavius Aetius in der »Hunnenschlacht« vernichtend geschlagen wurden. Nachfolgestreitigkeiten nach dem Tode Attilas 453 und Aufstände ihrer ostgotischen Untertanen führten zum endgültigen Niedergang der Hunnen. Im 6. Jh. gingen sie in anderen Völkern (Wolgabulgaren, Chasaren, Tschuwaschen) auf.