Die Anfänge

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Hintergründe zum Land

Auf den Spuren der Nomaden

Die Mongolei ist heute eines der dünnbesiedelsten Gebiete der Erde und war es sicherlich zu allen Zeiten. Dennoch gingen von diesem Teil Zentralasiens große, bis in die Gegenwart spürbare Wirkungen aus. Der Grund für den kometenhaften Aufstieg und Niedergang der Mongolen liegt in der geopolitischen Tatsache, dass der gewaltige Raum zwischen Kaspischem Meer und Mandschurei zwar die großen Kulturen an seinen Rändern trennte. Zugleich stellte er aber trotz seiner riesigen Ausdehnung für das Nomadenvolk der Mongolen keine unüberwindlichen Hindernisse dar und wies überall ähnliche Verhältnisse auf.

Steppenvölker

Wo die Steppenvölker auftraten, verbreiteten sie Angst und Schrecken, die sich in furchterregenden Schilderungen antiker Quellen niederschlugen. Teils gründeten die aus Zentralasien aufgebrochenen Völker nach der Vertreibung oder Vernichtung ihrer Vorgänger eigene Reiche, bis sie das gleiche Schicksal erlitten. Teils wurden sie aber auch zur neuen Oberschicht der von ihnen Unterworfenen, deren Kultur sie in diesem Falle früher oder später übernahmen.

Alle Steppenvölker, von denen hier die Rede sein soll, entstammen der großen mongolischen Völkermasse. Sie siedelte bereits vor über 5000 Jahren nach einer unendlich langen West-Ost-Wanderung, die man aus archäologischen und sprachlichen Untersuchungen kennt, in Zentralasien und Sibirien. Teile dieser Völker wanderten zwischen 3000 v. Chr. und der Zeitenwende nach Südostasien sowie über die Mandschurei und Korea nach Japan.

Nomadentum

Nomadentum bedeutet Viehzucht und ständigen Ortswechsel, entsprechend der Ergiebigkeit der Weiden und der Jahreszeit. Die Grundstruktur der Nomaden stellten kleine, zumeist auf der Sippe fußende Einheiten dar, die unter einem Khan aristokratisch und streng hierarchisch gegliedert waren. Mehrere dieser Gemeinschaften vereinigten sich zu größeren, zumeist föderationsähnlichen Gruppen, die dann einen Oberkhan, bei den Mongholen den Khagan, anerkannten oder auf einer Versammlung der Häuptlinge und Fürsten (Qurultai) wählten. Der innere Zusammenhalt hing von der Persönlichkeit des Oberkhans ab, seinem Ansehen und Reichtum, dem Maße, wie er sich Respekt zu verschaffen wußte, und wohl auch davon, was er an Zielen und Beute bot.

Nomadentum bedeutet aber auch den Zwang zur Verbindung mit seßhaften Bevölkerungsgruppen, um sich dort das zu holen, was die Weidewirtschaft nicht bietet, was aber zum Leben erforderlich ist. Soweit dies nicht durch Überfälle und Raub geschah, blieb nur ein Weg: der Handel. Daher waren die Nomaden am Handel und dessen Verkehrswegen, soweit sie durch ihr Gebiet führten, interessiert. Indem sie ihn beschützten, zogen sie Einnahmen daraus, die sie in die Lage versetzten, zu ihren eigenen Erzeugnissen auch Bedarfsgüter zu erwerben.

Nomadentum bedeutet schließlich Beweglichkeit und daher größere Sicherheit vor Angriffen. Wenn die Krieger erst zusammengezogen sind, ermöglicht diese Mobilität, in erstaunlich kurzer Zeit große Entfernungen zurückzulegen und den Gegner an wechselnden Orten immer wieder zu überraschen. Steppenvölker sind samt und sonders Reitervölker. Auf sie geht die Verwendung der Kavallerie als schlachtentscheidende Waffe zurück, ebenso ihre Ausrüstung und Bewaffnung. Dazu zählten beidhändiges Schwert, Lanze, krummer Säbel und der aus vollem Galopp abgeschossene Pfeil. Steigbügel lernten Byzanz und Europa erst von den Awaren kennen.

Andere Völkern

Alle expansiven Nomadenvölker hatten mit den gleichen Problemen bei der Beherrschung der Unterjochten zu kämpfen – stets waren sie eine Minderheit. Für die Verwaltung mußten sie einheimische Fachleute einschalten, die bald in der Umgebung der Herrscher eine wichtigere Rolle spielten als deren alten Kampfgefährten. Zugleich mußte im Interesse der Herschaftssicherung die eigene Schlagkraft und damit die eigene Organisationsform aufrechterhalten werden.

Dies führte, wie im Reiche Dschingis Khans deutlich zu sehen ist, zum Nebeneinander unterschiedlicher Organisations- und Verwaltungsformen für Militär und Zivil. Eine allmähliche Assimilierung der Eroberer durch die überlegene Kultur der Besiegten konnte dennoch nicht verhindert werden.

Bis zum Auftreten der Russen in dieser Region waren China und Persien die wichtigsten Nachbarn der zentralasiatischen Nomaden. China verfolgte zum Schutz vor den Steppenvölkern eine strenge Verteidigungspolitik (Mauerbau), ergänzt durch eine offensive Diplomatie, die Stämme und Völker gegeneinander ausspielte, durch Strafexpeditionen, aber auch durch intensiven Handel. Der Iran fand nicht zu ähnlichen Maßnahmen und wurde daher ständig die Beute der anstürmenden Nomadenvölker, wobei allerdings die vorgelagerten Pufferstaaten halbnomadischer Völker den Hauptstoß der Angreifer abmilderten.