Architektur
Architektur
Verlorene Städte und Tempelanlagen
In ihrer langen Geschichte haben die Bewohner der Mongolei, obwohl zumeist Nomaden, zahlreiche Städte errichtet. Bislang wurden über 200 archäologische Stätten alter Städte entdeckt. Leider wurden die meisten Ziegel für Ziegel abgetragen wie die alte Hauptstadt Karakorum.
Drei Gruppen
Die Kunstdenkmäler der Mongolen lassen sich in drei Gruppen unterteilen:
Werke in jenen Zonen, in denen sich die Mongolen am längsten aufhielten und die in neolithischen und vorgeschichtlichen Schichten gefunden wurden;
Kunstformen, die die Mongolen auf ihren großen Wanderungen übernahmen und umformten, um sie an andere Völker weiterzugeben (vorwiegend Tierfiguren aus Bronze); und schließlich Werke, die die Mongolen außerhalb ihres Stammesgebietes zur Zeit ihrer prächtigsten Machtentfaltung schufen, etwa die Architekturdenkmäler der Yüan-Dynastie auf chinesischem Boden.
Die neolithische Kultur erstreckte sich vom 5. bis zum 2. Jahrtausend v. Chr. Ihre Kennzeichen entsprechen im wesentlichen jenen der Regionen um den Baikalsee. Die Keramik ist roh und bei den ältesten Stücken zweifarbig: Außenwände rot, Innenwände schwarz. Das ergiebigste Fundgebiet dieser Epoche ist Linxi. Dabei bleibt festzuhalten, dass die Töpferei des Neolithikums regional große Unterschiede aufweist und sich erst vereinheitlicht, wo sie mit China in Berührung kommt. Armspangen und -ringe aus neolithischem Material entsprechen den in ganz Zentralasien anzutreffenden Kennzeichen.
Die Bronzekultur entwickelte sich in der Mongolei gleichzeitig mit jener am Baikalsee und in China. Die häufigsten Funde sind Messer, Pfeilspitzen, Dolche und Gefäße. In der Zone des Ordos, wo sich mongolische, mandschurische und chinesische Einflüsse vermischten, wurden erstmals dekorative Tierfiguren geschaffen.
Mit Beginn unserer Zeitrechnung bildete sich mesolithische Kultur heraus, von der in Shabarakhusu (Äußere Mongolei), Ikhengun (Innere Mongolei), Zhalai-nor, Qu-xiang-tun und Chou-chiayu-fang (Mandschurei) mikrolithische Gegenstände ans Tageslicht gebracht wurden.
Andererseits besitzen wir nichts, was uns Auskunft über Bauten und Bauformen der frühesten Zeiten gibt. Es ist anzunehmen, dass als älteste schöpferische Leistungen auf diesem Gebiet die städtebauliche Anlage und die Gliederung der Lager mit beweglichen Zelten betrachtet werden müssen.
Buddhistische Tempelanlagen
Als die Mongolen für den lamaistischen Buddhismus gewonnen wurden, nahmen sie fremde Architekturformen auf, die sie dann weiterverbreiteten. Die Grabanlagen der Liao wurden oft mit Bildnissen von Fürsten oder Würdenträgern geschmückt. Dabei sind Anlehnungen an die chinesische Porträtkunst zu beobachten, während der Tang-Zeit (618-907) auch regelrechte Nachahmungen.
Nach der Ablösung der Liao-Dynastie (916-1125) durch die der Jin (1115-1234) erhielt die buddhistische Kunst einen neuen Aufschwung. Während der Zeit der Verfolgungen zerstörte heilige Stätten wurden nun restauriert, Pagoden neu errichtet. Die profane Malerei zeigte eine Vorliebe für Ritterepen, in denen das tatarische Pferd mit seinem gedrungenen, massiven Körper bevorzugt dargestellt wurde. Beliebt waren auch Darstellungen eines fauchenden, schnaubenden Tigers, Symbol des kriegerischen Mongolenvolkes, dessen Motiv auf die zentralasiatische und orientalische Kunst zurückgeht.
Ende des 16. Jh. entstand an der Stelle der von den Chinesen zerstörten Hauptstadt das Kloster Erdene Zuu, das bald zum Mittelpunkt des Buddhismus aufstieg. Ein weiteres bedeutendes Kloster ist Amarbajasgalant im Norden der Mongolei aus der ersten Hälfte des 18. Jhs. Typisch für viele der alten Klosterbauten war die Übernahme der Architektur der Jurte, etwa die Plazierung der tragenden Säulen in der Mitte des Heiligtums.
Wenn die mongolischen Sozialisten nicht 724 der 767 bestehenden lamaistischen Klöster mit ihren 5000 Tempeln und Pagoden vernichtet und die restlichen geplündert und dem Verfall ausgeliefert hätten, würde die Mongolei heute zu den größten Zentren buddhistischer Architektur zählen. Längst würde niemand vermuten, dass im Somon Tsogt (Aimak Gow Altai) bis in die 30er Jahre zwei gewaltige Tempel gestanden haben. Die kunstvoll bemalten und dekorierten Fassaden müssen einst einen eindrucksvollen Gegensatz zu den weißen Mauern gebildet haben. Auch das Innere war überaus reich geschmückt, die zehn Meter hohen, blauen Wände mit goldenen Ornamenten verziert.