Tiere im Fokus

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Tierarten der Mongolei: Heute und Gestern

Dinosaurier: Die Mongolei ist eine der ergiebigsten Fundstellen

Seit »Jurassic Park« (der Spielberg-Film beruht übrigens auf einem Roman von Sir Arthur Conan Doyle, dem Schöpfer von Sherlock Holmes) sind sie in aller Munde: die Dinosaurier. Die Ideen dazu lieferten kalifornische Forscher, die in versteinertem Harz (Bernstein) nach der Erbsubstanz ausgestorbener Lebewesen suchen. Gefunden wurde bisher das 130 Milionen Jahre alte DNA eines Rüsselkäfers. Nach Bruchstücken vom Erbgut eines Dinosauriers wird umso fieberhafter gesucht – bis heute vergeblich.

Die Mongolei ist neben Australien und den USA eine der größten Fundstätten von Knochen und Eiern der ausgestorbenen Dinosaurier. Diese Drachenechsen (griech. deinós = »gewaltig« und sauros = Eidechse) waren seit der Trias bekannt. 1991 entdeckten Forscher im Park von Ischigualasto am Rande der peruanischen Anden das älteste bislang bekannte Saurierfossil. Dieser Eoraptor lebte als Fleischfresser schon vor 288 Mio. Jahren. Ihre größte Verbreitung hatten die Dinos jedoch erst vor 25 Mio. Jahren, bevor sie gegen Ende der Kreidezeit aus noch ungeklärten Gründen ausstarben.

Dinos gab es in verschiedenen Formaten, von 30 cm bis 35 m. Ursprünglich allesamt räuberische Fleischfresser, entschlossen sich erst später viele Arten zum Vegetarierdasein. Der Tyrannosaurus Rex mußte als Warmblüter, um sein Gewicht von zehn Tonnen und seinen Stoffwechsel aufrechtzuerhalten, quasi rund um die Uhr jagen und fressen. Andere Dinosaurier dagegen waren Kaltblüter, wie Paläontologen in den USA 1995 herausfanden.

Bislang plausibelste Erklärung für das plötzliche Aussterben der Dinos: ein kosmisches Objekt hat vor 65 Millionen Jahren ein gigantisches Loch in die Erdkruste geschlagen. Das geht aus einer im Herbst 1993 veröffentlichten Studie des Planetary and Lunar Institute in Houston, Texas, hervor. Die Einschlagstelle des Objekts, der Chicxulub-Krater, befindet sich dort, wo heute der Golf von Mexiko ist und hat einen Durchmesser von 300 km. Die Wucht des Aufpralls des Kometen oder des Asteroiden, vergleichbar mit der Explosion von 100 bis 300 Millionen Megatonnen Sprengstoff, schleuderte 200.000 Kubikmeter Erde und Gestein in die Atmosphäre. Die bei dem Aufprall erzeugte Energie ließ unglaublich hohe Temperaturen entstehen, löste 120 m hohe Flutwellen auf den Ozeanen, Überschwemmungen der Küstengebiete und gewaltige Erdbeben aus. Rauch, Staub und Dämpfe von verheerenden Waldbränden verdeckten monatelang die Sonne und führten damit zu einem Sinken der Temperaturen, das die Dinosaurier nicht überlebten.

Sensationelle Funde

In der Mongolei kamen u.a. folgende Raubdinosaurier vor: Tarbosaurus bataar, Albertosaurus novojilovi, Velociraptor mongoliensis und Oviraptor philoceratops (ein Eierdieb und Aasfresser). Zu den Pflanzenfressern zählten Nemegtosaurus mongoliensis, Entenschnabel-Dinosaurier (Saurolophus angustirostris), mehrere Dickkopf- und Horn-Dinosaurier.

1993 wurde in der Mongolei ein 75 Millionen Jahre altes Laufvogel-Fossil entdeckt, das den Namen Mononykus olecranus erhielt. Bei dem truthahngroßen Tier soll es sich um das lange gesuchte Verbindungsglied zwischen zweibeinigen Dinosauriern und Vögeln handeln. Einer seiner Nachfahren ist der Urvogel Archaeopteryx, der im bayerischen Sonthofen gefunden wurde.

1995 fand ein amerikanisch-mongolisches Forscherteam in der Gobi das Fossil eines Dinosauriers und seines Nestes. »Wir haben damit den ersten Beweis für Brutpflege bei Dinosauriern«, freute sich Mark Norell, Entdecker der archäologischen Sensation. Vor 80 Mio. Jahren beugte sich der straußähnliche Oviraptor schützend über 15 bis 22 Eier, was nach Ansicht der Forscher die Verwandtschaft zwischen Sauriern und Vögeln zeigt. »Vögel sind lebende Dinos«, verweist Luis Chiappe von der mongolischen Akademie der Wissenschaften auf Ähnlichkeiten in Skelett, Nestbau und Brutpflege. Den einzigartigen Fund hatten die Forscher mehreren »glücklichen« Umständen zu verdanken: Der Oviraptor starb über seinen Eiern in einem Sandsturm und wurde durch das fast keimfreie Wüstenklima perfekt konserviert.

Przewalski-Pferd: Die Urform von Black Beauty

Das ursprünglich mit mehreren Unterarten in weiten Teilen Europas und Asiens verbreitete Przewalskipferd (lat. Equus przewalskii, mong. Chawtgai), benannt nach dem russischen General und Asienforscher Nikolai Michailowitsch Prschewalski (1839-1888), ist heute bis auf wenige Tiere der Unterart Östliches Teppenwildpferd (Mongolisches Wildpferd) ausgerottet. Dieses Urpferd war die Stammform der Hauspferde. Przewalskipferde bewohnten während der Eiszeit in ungezählten Herden die Steppen und Tundren Mittel- und Südwesteuropas. Sie waren ein wichtiges Jagdwild des Steinzeitmenschen, der in den Grotten Südfrankreichs und der Pyrenäen nicht nur farbenprächtige Wandgemälde des Wildpferdes hinterließ, sondern auch auf Knochen Ritzzeichnungen und plastische Darstellungen seines Jagdwildes schuf. Selbst die Wildpferdzähne benutzte man als Schnitzmaterial.

Einst unübersehbare Herden

Das heutige Przewalski-Pferd hat einen stämmigen, etwa 2,2-2,8 m langen Körper, einen dicken Hals, eine massigen Kopf und eine Schulterhöhe von 120 bis 145 cm. Die Färbung ist überwiegend zimtbraun mit schwarzbrauner, aufrechtstehender Halsmähne und schwarz gestiefelten Beinen.

Von den einst unübersehbaren Herden ist heute so gut wie nichts mehr vorhanden. Das Überleben des 1978 in freier Wildbahn ausgerotteten Pferdes ist jedoch durch Zoozucht gesichert. In zoologischen Gärten sind rund 170 Wildpferde anzutreffen. In jüngster Zeit hat man diese Tiere wieder in der Mongolei ausgesetzt, im Gebirge Tachin Shara Nuru an der Westgrenze – wie es scheint, mit gutem Erfolg.

Yaks: Zottelige Vielfrasse mit prächtigen Eigenschaften

»Alles was sich in der Mongolei bewegt, tut das auf dem Rücken der Pferde oder der Yaks«, besagt ein chinesisches Sprichwort. Das Yak (Bos mutus), ein naher Verwandter des Auerochsen, wurde schon im 1. Jahrtausend v.Chr., in der Jungsteinzeit, domestiziert. Das daraus hervorgegangene Hausyak (Grunzochse) ist kleiner und weniger stark behaart als sein wilder Verwandter. Im zentralen Himalaya werden vermutlich 15 Millionen Hausyaks gehalten.

Domestizierung geht häufig mit einer gewissen »Verweichlichung« einher. Beim Yak scheint dies weitgehend ausgeblieben zu sein. Denn auch das Haustier ist so hervorragend an die rauhen Lebensbedingungen im Hochland angepaßt, dass die Zoologen immer wieder ins Staunen geraten. Im Winter müssen diese Rinder heftigen Schneestürmen und Kälte bis minus 48 Grad widerstehen. Ermöglicht wird ihnen das durch ein doppeltes Wollkleid. Weniger gut kann das Yak Wärme vertragen, dafür sind seine Schweißdrüsen zu schwach ausgebildet.

Kein anderes Säugetier besiedelt Höhenlagen bis zu 6500 m, mitunter sogar 7000 m, so wie das Yak in Tibet. Seine auffallend dicke und voluminöse Luftröhre ermöglicht eine hohe Atemfrequenz. Ein Kubikmillimeter Blut enthält 6,5 bis 9 Millionen sauerstoffbildende Erythrozyten, viermal soviel wie bei unserem Hausrind.

Verblüffend ist auch die Fähigkeit zum Klettern. Das Yak bewältigt sogar Hänge mit 75% Steigung. Maßgeblichen Anteil an dieser Leistung haben die Hufe. Sie sind einerseits hart und scharf, können andererseits mit der weichen Lederhaut an der Innenfläche der Sohle das Gewicht des Körpers abfedern. Yaks lieben die kühlen, feuchten Hochgebirgsweiden. Man findet sie deshalb meist in Höhen von über 2000 m, bevorzugt im Changai, im Chöwsgöler Gebirgsland und im Mongolischen Altai.

Die Sommer in den Höhenlagen sind kurz. Von Juli bis Oktober fressen die Tiere, die ausgewachsen 500 bis 600 Kilogramm wiegen, schier unentwegt. Tägliche Futtermengen von 25 bis 40 Kilogramm sind keine Ausnahme. Lippen, Zunge und Zähne sind darauf angelegt, die meist nur einige Zentimeter langen, harten Grasstengel zu verwerten. Sogar Gestrüpp weiden die Tiere gierig ab. Der Winter ist Fastenzeit. Zwar finden die Yaks immer wieder etwas Nahrung unter dem Schnee, den sie mit Kopf und Hufen wegschieben. Doch im wesentlichen leben sie von ihrem Fettpolster. Sie büßen dann bis zu einem Viertel ihres Gewichts ein.

Belastbarer Kletterkünstler

Die Mongolen schätzen das Yak als Last- und Reittier. Mit 80 bis 100 Kilogramm Gepäck beladen legen die Tiere 20, oft 30 Kilometer am Tag zurück. Sie lassen sich auch vor den Pflug spannen. Genutzt wird nicht nur ihre Arbeitskraft, sondern auch Milch, Fleisch, Wolle und Haut des Yaks. Und der getrocknete Dung eignet sich als Brennmaterial zum Kochen in den Zelten. Er brennt mit kleiner Flamme und erzeugt keinen Qualm.

Fleisch und Milch liefern den Bergbewohnern das lebenswichtige Eiweiß. Yakfleisch besitzt einen hohen Proteinanteil, während die Milch außerordentlich fettreich ist. Im Herbst steigt der Fettgehalt mitunter auf neun Prozent – mehr als doppelt soviel wie bei unseren Rindern. Allerdings liefern Yak-Kühe höchstens 600 Liter Milch im Jahr, »Hochleistungsrinder« kommen hingegen ohne weiteres auf das Zehnfache.

Das dichte Unterhaar, das der Kaschmirwolle ähnelt, wird zu Tüchern und Wolldecken verarbeitet, aus dem groben Rückenhaar entstehen Teppiche und Hüte. Yakfell eignet sich gut für den Jurtenfilz, und die langen Schwänze sind ein gefragter Ausfuhrartikel, der für die Anfertigung von Perücken verwendet wird.

Schon lange bemühen sich die Menschen in Zentralasien, das Yak züchterisch zu verbessern. Gewisse Vorteile bringt die Kreuzung mit dem chinesischen Gelben Rind (Bus taurus). In der ersten Generation macht sich der Heteosis-Effekt bemerkbar: manche Eigenschaften werden gewissermaßen potenziert. So übertreffen die aus der Kreuzung hervorgehenden Tiere (Pian) das Yak in Größe, Gewicht, Milchmenge und vertragen immerhin noch 40 Grad Kälte. Pian-Bullen sind allerdings meistens unfruchtbar, so dass immer wieder neu eingekreuzt werden muß. Das im Yak schlummernde genetische Potential noch besser auszuschöpfen ist eines der vorrangigen Ziele der Yak-Kamel-Stiftung in Krempe.

Wildkamel: Außerhalb Südamerikas leben in der Mongolei die letzten echten Trampel

Schwielensohler (Kamele und Lamas) sind wie Rinder und Hirsche Wiederkäuer, doch ist ihr Magen wesentlich anders gebaut. Man schließt daraus, dass das Wiederkäuen zweimal unabhängig von Huftieren entwickelt wurde.

Die geologisch ältesten Schwielensohler stammen aus dem Jungeozän und sind heute auf Nordafrika, Asien, Südamerika und Australien (hier allerdings Ende des 19. Jh. eingeführt) beschränkt. Alle Arten wurden domestiziert. Von dreien lebt die wilde Stammform noch, Guanako und Vikuña in Südamerika sowie das Wildkamel, dessen letzte Reste in zwei getrennten Gebieten in der Mongolei und China vorkommen.

Es gibt Kamele (Trampeltiere) und Dromedare. Letztere kommen im Nahen Osten, Afrika und Australien vor. Das Kamel ist viel schwerer als das Dromedar. Es hat zwei Höcker statt des einen beim Dromedar. Außerdem trägt es ein dem kalten Klima angepaßtes dichtes Haarkleid, das geschoren und versponnen wird. Kamele werden als Reit- und Zugtiere benutzt, liefern Wolle, Milch und Fleisch. Eine erwachsene Kamelstute bringt 6 kg, ein erwachsener Hengst bis zu 9 kg, ein Jungtier 3-4 kg Schurwolle. (Das Haarkleid des Kamels ergibt allerdings nicht das im Tuchhandel »Kamelhaar« genannte Material – bei diesem handelt es sich um Ziegenhaar.)

Die Kamelstute trägt 390 bis 406 Tage. Die Jungtiere werden mit drei bis vier Jahren an die Arbeit gewöhnt, erhalten mit vier bis fünf Jahren die volle Last aufgebürdet und marschieren damit acht bis zehn Stunden am Tage bei einer Wegleistung von 25 bis 30 Kilometern.