Vegetation II

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Baumfreie Zonen, Wüsten und ungastliche Orte

Weideland soweit das Auge reicht

Federgrassteppe

Die baumfreie Steppenzone, die 26,1% des Landes bedeckt und sich südwärts anschließt, besteht vorwiegend aus niederwüchsigem Federgras. Häufig sind auch verschiedene Vermutarten sowie andere Süß- und Sauergräser anzutreffen.

Die trockenen Federgrassteppen sind am typischsten auf den flachwelligen Rumpfplatten der Ostmongolei entwickelt, da hier kein Gebirgsrelief die Zonalität »stört«. Nach Westen zu wird die grandiose Einsamkeit erzeugende Steppenzone schmaler. Zwischen Chentii und Changai dringt sie aus der Chalcha-Ebene buchtartig in das Selenge-Orchon-Bergland nach Norden vor. Den Changai umgibt sie im Süden in einem schmalen Streifen, der bis zur Westspitze des Chanchuchii-Gebirges reicht.

Im Mongolischen Altai bilden Kurzgrassteppen keinen geschlossenen Zug. Sie treten nur innerhalb der Gebirgs- und Gebirgswaldsteppen als Inseln auf, besonders in Leelage von Bergzügen und in niederschlagsarmen Beckenlagen.

Die Federgrassteppen sind gleichzeitig das typische Verbreitungsgebiet der kastanienfarbenen Böden (Kastanoseme). Wie sich die Steppen unter dem Einfluß der abnehmenden Niederschläge von Norden nach Süden in ihrem Pflanzenkleid wandeln, so folgen den dunklen, tiefgründigen und humusreichen Kastanosemen im Norden die hellen, flachgründigen und humusarmen Kastanoseme im Süden.

Wüstensteppe

Nach Süden geht die Federgrassteppe bei zunehmender Trockenheit in die Wüstensteppe über (27,1% des Landes). Die Pflanzendecke löst sich immer mehr auf und bedeckt nur noch weniger als die Hälfte des Bodens. Sie ist am büschelartigen Wuchs und an den vereinzelt auftretenden Horsten von dornigen Sträuchern zu erkennen.

Veränderungen im Artenbestand treten kaum auf, auch wenn typische Steppenpflanzen seltener zu finden sind. Charakterpflanzen bleiben die Gräser. Salzkräuter und büschelartige Pflanzen mit teilweise starkem Dornenbesatz nehmen zu, je weiter man nach Süden gelangt. Besonders in den flachen, abflußlosen Senken bedecken zahlreiche Salzpflanzengesellschaften den Boden.

Die Zone der Wüstensteppe zieht sich in breiter Ausbildung durch das Tal der Gobiseen zum Becken der Großen Seen. In die Wüstensteppe sind inselhaft auch schon typische Wüstengebiete eingelagert, eines der größten davon mitten im Becken der Großen Seen. Die Landschaftszone der Wüstensteppen gehört bereits in den Bereich, der auf Karten und in der Literatur als Gobi auftaucht.

Wüsten

Die südlichen und südwestlichen Landesteile gehören den Wüsten der Gobi an, die 15,5% des mongolischen Territoriums einnimmt. Die Wüstenzone beginnt etwa 600 km südlich von Ulaan Baatar. Sie bildet den Nordsaum der zentralasiatischen Wüsten, die entlang der Staatsgrenze von China her in die Mongolei hineinreichen. Die wüstenhaftesten Gebiete liegen südlich des Mongolischen Altai und Gobi-Altai in der Transaltai-Gobi, wo der Niederschlag oft nicht mehr als 50 mm im Jahr erreicht. Sie ist fast menschenleer.

Nur in den kleinen Oasen, die sich um die Quellgebiete rasch versickernder Bachläufe oder entlang kleiner, aus dem Mongolischen Altai herabfließender Flüsse gruppieren, haben sich Menschen angesiedelt. Diese Oasen zeichnen sich durch eine überraschend üppige Vegetation aus. Pappelhaine, Schilfdickichte und Tamariskengebüsch stehen in scharfem Gegensatz zu den graubraunen Farbtönen der trockenen Umgebung.

Typisch für das Gebiet südlich der Gebirgszüge des Altai-Systems sind Kies- und Steinwüsten, die eine lückenhafte Vegetation tragen oder einer Pflanzendecke völlig entbehren. In den selten auftretenden Sandgebieten ist der Salzsteppenstrauch (Saxaul) die Charakterpflanze. Der Saxaul gehört zur Gattung der Gänsefußgewächse und ist ein knorriges Holzgewächs mit zylindrischen, scheinbar blattlosen, gegliederten Zweigen. Er zeigt allerdings meist nur einen verkrüppelten, strauchartigen Habitus und wird nicht höher als 2 m. Nur in Trockentälern mit nahem Grundwasserstand können Saxaulbestände bis zu 6 m Höhe erreichen. Seine Wurzeln dringen tief in den Untergrund vor, das sehr harte Holz liefert ein ausgezeichnetes Brennmaterial.

Höhenstufung

Im Bereich der Gebirgssysteme werden die annähernd breitenparallelen Landschaftszonen unterbrochen, und es schieben sich vertikale Höhenstufen dazwischen. Ausgeprägt ist die Höhenstufung im Chentii, Changai und in den Gebirgssystemen des Mongolischen und Gobi-Altai.

Im Changai wird der Gebirgsfuß auf der Nordflanke von Steppe, Gebirgssteppe und Gebirgswaldsteppe beherrscht, ab 2200 m von Gebirgstaiga. In 2500 m Höhe beginnt die alpine Hochgebirgsregion. Auf der Südseite hingegen reichen die Steppen bis über 2000 m. Waldinseln treten nur vereinzelt in den oberen und mittleren Bereichen der Schattenhänge auf. Meist fehlen sie völlig, so dass die subalpine Stufe unmittelbar an die Steppe angrenzt. Der asymmetrische Höhenstufenaufbau zwischen nord- und südexponierten Gebirgsflanken ist eine typische Erscheinung in allen mongolischen Gebirgen und Bergländern.

Die höchsten Landesteile nimmt die alpine Hochgebirgsregion ein, die rund 3% der Mongolei bedeckt, am stärksten im Mongolischen Altai. Mit zunehmender Höhe reißt der geschlossene Rasen auf, und in der Frostschuttstufe der Kammregion gelangt das nackte Gestein zum Vorschein. Im Changai ist sie im Gebiet des Otgon-Tenger-Massivs gut entwickelt. Dieser Gebirgsstock reicht mit seinen höchsten Teilen auch in die nivale Stufe hinein.

Im Gegensatz dazu ist die Höhenstufung im Altai stark vom Trockenklima geprägt. So reichen im Gobi-Altai die Wüstensteppen an der Südflanke bis über 2500 m hinauf und werden erst darüber von einer steppenhaften Pflanzendecke abgelöst. In den höchsten Teilen des Gobi-Altai und auf größeren Arealen im Mongolischen Altai ist vereinzelt die subalpine und alpine Höhenstufe entwickelt. Die über 3900 m hohen Gipfel ragen mit Gletschern und Firnfeldern in die nivale Höhenstufe.