Darchan
Darchan
Die Nummer Zwei im Land
220 km nördlich von Ulaan Baatar. Mit 68.000 Einwohnern ist Darchan (»Schmied«) die zweitgrößte Stadt der Mongolei. Verwaltungsmäßig gehört auch die 40 km nach Westen gelegene Stadt Chötöl (Chutul) dazu, die um ein großes Zementwerk herumgewachsen ist. Darchan war die erste planmäßig errichtete Industriestadt des Landes.
Übernachten & Essen
Ausländer können lediglich im luxuriösen Darchan Hotel absteigen. Es liegt mitten in der Neustadt und ist dank eines großen Werbeschildes nicht zu verfehlen. $$$$
Das Restaurant des Darchan Hotels bietet zwar nur das Übliche, dafür aber mit gutem Service und einer beliebten Bar, die erst gegen Mitternacht schließt.
Anschauen & Unternehmen
Als junge Stadt bietet Darchan wenig Sehenswertes. Die Architektur erinnert wie so oft in der Mongolei an mittlere russische Städte, fast alle Gebäude gehorchen der tristen Plattenbauweise. Immerhin wird in den letzten Jahren versucht, die »Platte« mit traditionellen mongolischen Stilelementen und Ornamenten etwas aufzulockern.
Größte Sehenswürdigkeit ist das Kloster Haragiin Hiid in einem malerischen Blockhaus in der Altstadt. Hier leben heute wieder zahlreiche Mönchen.
Das Volkskundemuseum neben dem Kloster hat (hoffentlich) schon bessere Tage erlebt. Unweit des Busbahnhofs liegt in der Neustadt das Stadtmuseum. Nichts Aufregendes.
In der Neustadt erhebt sich gegenüber des Postamtes der Stolz von Darchan: ein 16stöckiger »Wolkenkratzer«, das höchste Gebäude der Mongolei. Im Erdgeschoß befindet sich eine Buchhandlung mit reichlich russsischer Literatur.
Ein bunter Markt belebt sonntags von 10 bis 16h den nördlichen Industriebezirk.
Umgebung
Gleich hinter dem Hotel Darchan erobern Wanderwege die naheliegenden Hügel. Vom Sendeturm auf einem der Gipfel bietet sich ein hübscher Ausblick.
Das umliegende Naherholungsgebiet mit zahlreichen Ferienlagern von Betrieben und Schulen erinnert mit seinen Kiefernwäldern und seinem Sandboden an die Mark Brandenburg. Zur Erholung laden auch die Auen der Flüsse Orchon und Charaa unweit der Stadt ein.
Verbindungen
Zwar gibt es eine gute Landepiste als Hinterlassenschaft der sowjetischen Militärpräsenz. Noch fehlen aber die Linienflüge nach Darchan.
Eine Fernbuslinie verbindet Ulaan Baatar mit Darchan (6 Std). Abfahrt ab Ulaan Baatar am Mo, Fr, Sa und So um 8h, ab Darchan am Mo, Fr, Sa und So um 19h.
Züge brauchen für diese Strecke länger (7 Std), verkehren aber fünfmal pro Tag. Ab Ulaan Baatar gegen 10.30h, 14h, 18h, 18.30h und 21h. Die zweit- und drittgenannte Verbindung endet in Darchan. Die anderen fahren weiter nach Suchbaatar bzw. Erdenet.
Welch seltenes Privileg: die Straßen nach Ulaan Baatar und Erdenet sind geteert und damit über Witterungseinflüsse erhaben.
Die Stadt aus der Retorte
Darchan war die erste Retortensiedlung der Mongolei. Sie wurde mit Hilfe Rußlands und der anderen RGW-Staaten aufgebaut und firmierte in sozialistischer Zeit unter dem Beinamen »Stadt der Freundschaft«. Die Grundsteinlegung fand im Jahre 1961 statt. Bis dahin gab es hier nur einen kleinen Haltepunkt der Eisenbahn.
Begünstigt durch große Kohle- und Eisenerzvorkommen in der Nähe sollte hier nach Ulaan Baatar ein zweites industrielles Zentrum entstehen. Die Wohnbevölkerung nahm sehr rasch zu und erreichte 1983 bereits 61.300 Einwohner. Darchan sollte nach dem Willen der kommunistischen Machthaber bis zum Jahre 2000 auf rund 120.000 anwachsen
Industrie- und Wohngebiet sind voneinander getrennt. Die ferngeheizten Wohnblocks gruppieren sich rund um die Innenstadt mit ihren Verwaltungs-, Sozial- und Kulturbauten (darunter einer Oper und einem Theater) sowie einem tristen Einkaufszentrum. Das Bild wird von fünfgeschossigen Plattenbauten geprägt. Die Häuserfassaden enthalten vielfältige Ornamente mit traditionellen Motiven und schaffen eine wohltuende Abwechslung in der architektonischen Gestaltung dieser »sozialistischen« Stadt
Großzügige stadtparkähnliche Grünflächen und vielseitig verwendbare Sportanlagen, darunter ein Stadion für über 8000 Besucher, stellten inmitten des Stadtgebietes Naherholungsräume bereit. Um die lokalklimatische Situation zu verbessern, ist im Generalbebauungsplan festgelegt, die Stadt mit einem breiten Waldgürtel zu umgeben. Er soll die Freizeitmöglichkeiten verbessern und Darchan von den besonders im Frühjahr auftretenden lästigen Staubstürmen schützen
Heute ist in Darchan eine Vielzahl von Betrieben angesiedelt, die mit Hilfe der Sowjetunion sowie anderer Länder des ehemaligen RGW (Comecon) errichtet wurden. Dazu gehören Eisenbahnwerkstätten, größere Reparaturbetriebe, ein Fleischkombinat, ein Lebensmittelkombinat, ein Pelzvelourbetrieb und ein Wohnungsbaukombinat. 1990 wurde ein kleines Stahlwerk errichtet, das jährlich 100.000 t Stahl produziert.