Landwirtschaft

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Land- und Forstwirtschaft

Früchte des Landes

Trotz der großen Umgestaltung der Wirtschaft ist die Mongolei ein großes Weideland geblieben. Spät erst wurden auch Getreide und Futterpflanzen angebaut. Erst seit 1970 liegt der Wert der industriellen über jener der landwirtschaftlichen Erzeugung. Das Staatsgebiet ist zu über 80% landwirtschaftlich nutzbar. Der Rest des Landes besteht aus Wüste, Wald und Ödland der Hochgebirge. Doch während der Viehzucht 1990 rund 79% als Weidefläche zur Verfügung standen, wurden nur 1,1% als Ackerland bewirtschaftet.

Viehwirtschaft

Die Existenzgrundlage menschlichen Lebens in den weiten Grassteppen zwischen Waldgebirgen und Wüsten war über die Jahrhunderte hinweg die Nomadenviehzucht. Sie ist es im Grunde noch heute. Die Viehzüchter, fast 40% der Bevölkerung, die mit ihren Jurten den von Weideplatz zu Weideplatz ziehenden Herden folgen, haben das Privatisierungsangebot der Regierung genutzt.

Mit rund 26 Millionen Stück erreichte der Viehbestand 1993 einen neuen Rekordwert. Zwischen 1960 und 1980 hatte er zwischen 22,6 und 24,3 Millionen Tieren geschwankt, 1990 waren es 25,5 Millionen Gemessen am Viehbestand pro Kopf der Bevölkerung nimmt die Mongolei mit 11,5 Tieren den führenden Platz in der Welt ein. Als Erwerbs- und Devisenquelle hat die Viehwirtschaft deshalb auch heute noch die größte Bedeutung. Nach wie vor produziert sie drei Viertel des Bruttoproduktes der Landwirtschaft. Zahl und Zusammensetzung der fünf Haupttierarten (Pferde, Rinder, Kamele, Schafe und Ziegen) haben sich seit 1960 nicht wesentlich verändert.

Probleme

Die Rationalisierung der Viehzucht zielt vor allem auf die Minderung der winterlichen Verluste. Zu viel Schnee, zu wenig Schnee, so dass das Gras vertrocknete, oder Schneestürme ließen den Tierbestand in jedem Winters um ein Fünftel sinken. Die Verluste waren noch höher, wenn die Tiere durch vorangegangene Sommerdürren geschwächt waren oder sich wegen Frühjahrsdürren nicht erholen konnten.

Noch heute sind die meisten Tiere während des Winters auf die Naturweide angewiesen. In der Regel bricht die Kälte so schnell herein, dass die Gräser gleichsam tiefgefroren ihren Saft und ihre Nährstoffe erhalten und eine gute Winterweide abgeben. Um jedoch die Wechselfälle des Klimas auszugleichen, wurden Tausende einfacher Ställe errichtet, in denen die Tiere vor den langen Nordoststürmen Schutz finden. Tausende von Brunnen wurden gegraben und die Futtervorratshaltung endlich eingeführt. Auf 2 Millionen Hektar, zur Hälfte im gut beregneten Changai, wird Heu geerntet und Ende September in den Schutzbauten gelagert, die über die Winterweiden verstreut liegen.

Schafe, Ziegen, Kamele & Rinder

Vorherrschend ist die Schafhaltung, auf die mit über 12 Millionen Tieren fast 60% des Gesamttierbestandes entfallen. Das kleine mongolische Schaf, eine Kreuzung zwischen Fettschwanz- und Magerschwanzschaf, bringt einen geringen Wollertrag, durchschnittlich nur 1,5 kg pro Jahr. Seit den 60er Jahren werden verstärkt auch Karakulschafe und die durch Kreuzung entstandenen feinwolligen Changaischafe gezüchtet.

In der Ziegenhaltung nimmt die Mongolei mit 4,5 Millionen Tieren einen führenden Plätze auf der Erde ein, während sie bei den Kamelen mit 530.000 Tieren (1990) auf Platz drei liegt. In den Wüsten- und Wüstensteppen ersetzt das Kamel vollwertig das Rind. Neben Milch liefert es Fleisch und Wolle. Der Wollertrag liegt bei 5 bis 6 kg pro Jahr.

In den nördlichen Gebieten des Chöwsgöler Gebirgslandes werden vereinzelt auch Rentiere gehalten.

Der Rinderhaltung kommt mit 2,8 Millionen Tieren (1990) neben der Schafhaltung die größte Bedeutung zu. Zu den Rindern, die als Milch-, Fleisch- und Lederlieferanten dienen, zählen auch die Yaks, die urzeitlich anmutenden Hochgebirgsrinder mit ihren fast bis auf den Boden hinabreichenden Fellhaaren, sowie die Hainaks, die durch Kreuzung zwischen Rind und Yak hervorgegangen sind. Am Rinderbestand des Landes sind sie mit 25% beteiligt.

Die Schweine- und Geflügelhaltung hat sich nur langsam entwickelt. 1983 gab es im Lande rund 45.000 Schweine. Auf dem Binnenmarkt ist der Bedarf an Schweinefleisch nach wie vor gering, Hammel und Rind werden bevorzugt.

Daneben liefert die Jagd auf Murmeltiere, Eichhörnchen und Füchse Exportprodukte.

Ackerbau

Der Ackerbau, bis 1959 bei den Mongolen fast ganz unbekannt und nur von chinesischen und russischen Siedlern sowie im Umkreis einiger Klöster betrieben, erbringt heute Überschüsse. Nach Schätzungen sollen über 3,5 Millionen ha für den Ackerbau geeignet sein. Davon waren 1955 erst 62.900, 1965 schon 420.000 ha und 1990 über 500.000 ha urbar gemacht. Die Erträge schwanken jedoch infolge von Dürren.

Ackerbau ist nur im regenreichen Norden möglich und konzentriert sich hier auf die Täler von Selenge und Orchon nordwestlich der Hauptstadt und das Ulds-Becken im Osten. Oft wird er mit künstlicher Bewässerung unterstützt. Wegen der Länge des Winters kann nur Sommergetreide angebaut werden, und die Erträge lagen auch in den besten Jahren nicht über 10-12 Doppelzentnern.

Entwicklung der Erntemengen zwischen 1960, 1988 und 1992 (in 1000 t):


1960 1988 1992
Weizen 195 672 500
Hafer 26 38 20
Gerste 3,3 109 80
Kartoffeln 19 156 76,6

Forstwirtschaft

Der Holzbedarf ist mit der Seßhaftwerdung eines Teiles der Bevölkerung zwar schnell, der Einschlag aber noch schneller gestiegen, so dass die Mongolei sogar Holz ausführen kann. Die Forstwirtschaft verfügt über eine Waldfläche von rund 15,2 Millionen Hektar, das entspricht 9,7% der Landesfläche. Jährlich werden etwa 1,3 Milliarden Kubikmeter Holz geschlagen, darunter 73% Sibirische Lärchen, 11% Zedern und 6,5% Kiefern.

Fischerei

Im Gegensatz zur Forst- und Jagdwirtschaft ist die Fischerei trotz großzügiger Förderung bis heute unbedeutend geblieben, da der Fisch in der mongolischen Küche aus verschiedenen Gründen fast keinen Eingang gefunden hat.

Fischfang wurde von den Araten in der Vergangenheit nicht betrieben, obwohl die Seen und Wasserläufe meist sehr fischreich sind. Es gibt etwa 60 bis 70 Fischarten, von denen über 20 als Speisefisch Bedeutung besitzen. Zu nennen sind mehrere Forellen- und Karpfenarten, Stör, Hecht, Wels und Flußbarsch.

Ein geregelter betrieblicher Fischfang findet erst an vier Süßwasserseen statt. Die bedeutendsten Fänge bietet der Chöwsgöl, wo jährlich konstant 2500 bis 4000 dt angelandet werden. Hier wurde in den letzten Jahren auch der Baikal-Omul heimisch gemacht und die erste industriell betriebene Laichanlage errichtet. Im bis zu 19 m tiefen Terchiin Tsagaan-See im Changai werden 500 bis 1000 dt pro Jahr angelandet. Einzelne Exemplare erreichen hier Längen von anderthalb Metern und ein Gewicht von über 50 kg. Im Tsagaan-See westlich des Chöwsgöl und im Buir-See in der Ostmongolei liegen die Fangquoten weit darunter.

Solange der Fischverbrauch nicht wesentlich anwächst, ist in der Binnenfischerei, die eigentlich über so günstige Bedingungen verfügt, keine wesentliche Produktionssteigerung zu erwarten. Es ist zwar vorgesehen, den Fischreichtum stärker für den Export zu nutzen. Dazu wäre aber der Aufbau einer fischverarbeitenden Industrie notwendig.