Fläche

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Fläche und Landgewinnung

Das Land zählt über 17 Millionen Einwohner in zwölf Provinzen auf engstem Raum, nämlich bloße 42.000 km2. Im Vergleich: die DDR hatte 137.000 km2 bei 17 Millionen Einwohnern, die alten Bundesländer 350.000 km2 bei knapp 60 Millionen, Frankreich 500.000 km2 bei 55 Millionen Einwohnern. Im Durchschnitt entfallen 324 Einwohner auf einen Quadratkilometer bzw. 440, wenn man Wasserflächen ausschließt. Ein Sechstel der Fläche – Wasserwege unter 6 m Breite ungerechnet – wurde dem Meer abgerungen, liegt also unter dem Meeresspiegel. Zuletzt gewonnene Gebiete sind die Köge des IJsselmeeres. Die größte Nord-Südausdehnung beträgt 300 km, die Ost-Westausdehnung 200 km. Weite Teile des Landes erwecken den Eindruck einer Riesenparklandschaft, einer fast geschlossenen Siedlung. Die alten Kernprovinzen Nord- und Südholland sowie Utrecht sind zu einem einzigen Ballungsgebiet verschmolzen und als Randstad bekannt. Kanal, Straße, Autobahn und Eisenbahn zerpflügen, häufig parallel verlaufend, das Land. Trotzdem droht, vor allem in der Randstad, der baldige Verkehrsinfarkt. Das Verkehrsaufkommen hat in den letzten Jahren dermaßen zugenommen, dass die niederländische Wirtschaft davon bedroht wird. Schon heute ist es so, dass der Verkehrsfunk aus Zeitgründen nicht mehr alle, sondern nur noch die längsten Staus meldet. Wer von Deutschland oder vor allem auch von Belgien in die Niederlande kommt, wird schon wenige Kilometer hinter der Grenze merken, wovon hier die Rede ist. Der Flächenverbrauch wird verschärft durch weit verbreitetes Hauseigentum und flache Bauweise. Viele Innenstädte sind nachts entvölkert, da die Lebensbereiche Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Verkehr meist getrennt sind und die Holländer abends der »fünften Himmelsrichtung«, also dem Fernsehen, zustreben, was glücklicherweise nicht auf Städte wie Amsterdam, Haarlem oder Den Haag zutrifft. Der Name Den Haag ist übrigens ein Verkürzung von des Gravens Haage (´s Gravenhage), also der Haag (Wald) der Grafen. Apropos Den Haag: da die Stadt Regierungssitz und außerdem innerhalb der EU nicht unwichtig ist, wird nach neuen Ausbreitungsmöglichkeiten gesucht. Da die Stadt sich nicht ins Inland ausdehnen kann, ist im Moment die Anlage einer künstlichen, 17 km langen Insel zwischen Scheveningen und der Rheinmündung bei Hoek van Holland im Gespräch. Wie sagt man doch in Holland? Gott schuf die Welt, der Mensch die Niederlande.

Holland – ein deutsches Land

Hohn und Spott erntete der ehemalig Fraktionschef der niederländischen Sozialdemokraten Thijs Wöltgens im letzten Sommerloch mit seinem Vorschlag, die Niederlande sollten zusammen mit Nordrhein-Westfalen ein deutsches Bundesland bilden. Wöltgens, Bürgermeister der Grenzstadt Kerkrade, meinte, dadurch in Europa an Einfluß gewinnen zu können. Sprecher der großen Parteien in Den Haag nannten den Gedanken absurd. Der Telegraaf: »In Den Haag fürchtet man, dass sich Wöltgens einen Sonnenstich geholt habe«. Die entscheidende Frage aber warfen Bonner Diplomaten auf, denn was solle mit dem niederländischen Königshaus geschehen? Beileibe nicht alle Deutschen wären über eine Rückkehr der Nassauer glücklich.

Zwei Tage später übrigens, stellte Wöltgens richtig: er habe sagen wollen, die Niederlande hätten innerhalb der EU mehr Einfluß, wenn sie ein Land wie NRW wären.

Gab´s da einige Zeit zuvor nicht ähnliche Gedanken mit Mallorca als neuem Bundesland?