Vorwort
Amsterdam - Grachten und mehr
Vorwort
Amsterdam, Hauptstadt der Niederlande (Den Haag ist Regierungssitz!) zieht Jung und Alt in seinen Bann und weist trotz der »nur« 750.000 Einwohner eine weltstädtische Infrastruktur auf. Die vergleichsweise bescheidene Einwohnerzahl wiederum bringt den Vorteil mit sich, dass sich Amsterdam, vor allem in der Stadtmitte, die Gemütlichkeit einer Provinzstadt bewahren konnte. Versuchen wir, Amsterdam nicht nur unter touristischem Blickwinkel zu sehen und zu erleben; lassen wir uns von den Menschen und der Stadt mitreißen. Der Lebensrhythmus der Amsterdamer verläuft dabei immer noch in ruhigeren Bahnen als der, den die meisten Ausländer von zu Hause gewohnt sind. Frühaufstehen lohnt sich kaum: die meisten Geschäfte öffnen erst um 9, im Stadtteil Jordaan sogar erst um 10 oder 11h.
Auszugehen wird erst ab Mitternacht interessant. Die Devise der meisten Amsterdamer lautet in Anlehnung an eher südliche Gefilde etwa »leben und leben lassen«, verbunden mit einer gewissen Nonchalance und einem Achselzucken ob der Widrigkeiten des Lebens. Die Verbindung zum Meer, die frühen und intensiven Handelsbeziehungen zu nahen und fernen Ländern und der »protestantische Geist« haben ein weltoffenes und tolerantes Klima geschaffen, das in Europa seinesgleichen sucht. Kein Wunder, dass die Stadt gerade bei jungen Leuten an der Spitze beliebter Reiseziele liegt – ja, zum wahren Mekka wurde – und daher ihre arg strapazierte Nachgiebigkeit den unterschiedlichsten, mitunter gegen die »Gesellschaft« gerichteten, Strömungen gegenüber auch ihre Schatten wirft.
Im Sommer bugsieren fast alle Kneipen und Cafés Tische und Stühle auf den – ohnehin schon zu schmalen – Bürgersteig. Bis in die späte Nacht kann man auf dem Leidseplein etwas trinken und die Vorüberflanierenden beobachten, während sich rundherum allerlei Musikgruppen und Künstler ins Zeug legen.
Winters sind die Eckkneipen der Grachten bis auf den letzten Platz besetzt, und die Gäste sehen schadenfroh zu, wie ein Auto vergeblich die vereiste Brücke zu erklimmen versucht, oder sie erfreuen sich einfach am Anblick der zahlreichen Schlittschuhläufer. Zu jeder Jahreszeit lassen sich entlang der Grachten Dutzende von Schaulustigen beobachten – alles Leute, die doch noch gerade sehr in Eile waren – wie sie die Arbeit der Feuerwehr bei der Bergung eines Auto aus der Gracht verfolgen. Wie war das – haben Sie auch wirklich Ihre Handbremse angezogen?
Irgend etwas gibt es immer zu bestaunen; und jeder bleibt dann auch ungeniert stehen. Tun wir´s auch: wir werden uns wundern, wie rasch die Amsterdamer ihre Gäste in die Gemeinschaft aufnehmen; vor allem, wenn auch die sich weltoffen und tolerant geben. Mittel- oder Nordeuropäer vergessen häufig, dass sie sich überhaupt im Ausland befinden; und viele Touristen in Amsterdam wähnen sich nach kurzer Zeit schon zu Hause. Es wird halt nur eine andere Sprache gesprochen. Unterschiede sind jedoch durchaus festzustellen. Also los, Urlaub von den eigenen Werten und Normen nehmen und sich vom Amsterdamer Lebensstil entführen lassen! Genießen heißt die Devise, wozu dieses Buch hoffentlich beitragen wird.