Moffrika
Ausgewählte Toleranz
Identifikation mit dem Aggressor
Neid, Abwehr von "Überfremdung"
Ein Aspekt der Antipathie gegenüber Deutschen beruht auf einer Art Tradition. Zum besseren Verständnis hier etwas zur Geschichte des Wortes »Moffen«, eine unfreundliche Bezeichnung für Deutsche. Sie erklärt die historische Verwurzelung dieser Abneigung und damit ihr ungewöhnlich hartnäckiges Fortbestehen:
Nach der Lösung vom Deutschen Reich im Westfälischen Frieden 1648 war unterschwellig die Angst vorhanden, die im Achtzigjährigen Krieg teuer erstrittene Freiheit wieder an den großen Bruder verlieren zu können, was eine dauernde Abwehrhaltung gegenüber allem Deutschen erzeugte, wobei die Frage ist, was denn nun genau ein "Deutscher" war, denn es gab kein "Deutschland" im eigentlichen Sinne, sondern nur Fürstentümer. Eine wichtige zweite Komponente beim Deutschenhass war die bereits im 18. Jh. einsetzende fortdauernde Einwanderung norddeutscher Wirtschaftsflüchtlinge, die im »reichen« Holland ihr Glück machen wollten bzw. durch die Armut vertrieben wurden (1). Diese unkontrollierte Einwanderungsflut war ursächlich für den niederländischen »Fremdenhass«, der sich mangels weiterer Einwanderung allerdings nur auf Deutsche bezog, denn die letzten Einwanderer waren die Glaubensflüchtlinge im 16. und 17. Jh. gewesen, darunter viele Hugenotten, die aber auch durchwegs wohlhabend und keine »Wirtschaftsflüchtlinge« waren.
Ein bisschen Rassismus - Hass auf Muffer
So entstand im 18. Jh. das Schimpfwort »Mof« für deutsche Arbeiter und Bedienstete, wobei der ursprüngliche Ausdruck »Westfaalse Mof« lautete, also eine verächtliche Bezeichnung für westfälische Einwanderer. Der Hauptstrom dieser stammte in der Tat aus Westfalen und dem heutigen Niedersachsen. Als Schimpfwort blieb schließlich nur das Wort »Mof« allgemein für alle Deutschen übrig, aus Deutschland wurde »Moffrika« (wie Afrika), der Einwohner ein »Moffrikaan« und das Deutsche »moffrikaans«. Deutschenhass, »Moffenhaat«, war also in der Anfangsphase schlicht und einfach Fremdenhass. Dazu gesellte sich natürlich noch Neid, denn viele Einwanderer waren ebenso tüchtig und erfolgreich wie die Einheimischen. So waren diese Einwanderer besonders in der Textilindustrie vertreten.
Gekaufte deutsche Soldaten holen die Kastanien aus dem Feuer
»Mof« scheint übrigens von »Muff« zu rühren, allerdings nicht in der Bedeutung von Gestank – wie sollte der bei der Putzwütigkeit der deutschen Hausfrau auch zustande kommen? – sondern „handfest“ sozusagen, vom Muff, dem Händewärmer, ein heute ganz vergessenes Utensil. Die Niederländer waren im 18. Jh. »wehrdienstmüde« und bedienten sich deutscher Truppen, deren Dienste sie mieteten oder kauften. Während die Niederländer, wie alle anderen Kriegsparteien bis dahin, Kriegshandlungen im Winter ruhen ließen und ihr Winterquartier bezogen, bewiesen die Deutschen, dass sie auch im Winter schießen konnten. Zu ihrer Ausrüstung gehörte eben ein Muff, um sich die klammen Finger zu wärmen.
Leider war nicht in Erfahrung zu bringen, woher diese Truppen stammten und unter welchen Bedingungen sie kämpften, aber die Vermutung liegt nahe, dass sie aus dem angestammten Gebiet des niederländischen Königshauses kamen, Nassau nämlich, demselben Stall sozusagen.
Deutsch-christlicher Menschenhandel
Das hessische Fürstenpack hatte sich als eifriger Lieferant von Soldaten hervorgetan, seitdem der Herr dem Fürstbischof von Münster, Bernhard von Galen, den gewinnträchtigen Gedanken einflüsterte, seine Soldaten doch an fremde Feldherren vermieten zu können.
Eine Reihe deutscher Fürsten und Bischöfe folgte diesem Beispiel. Besonders taten sich die Landgrafen von Hessen-Kassel bzw. Hessen-Nassau hervor, die allein in der Zeit von 1775-1783 etwa 33.000 Mann an die Briten zur Führung ihres Krieges gegen die aufbegehrenden Amerikaner lieferten, denn die Engländer hatten zwar Seesoldaten auf den Schiffen, aber traditionell kein stehendes Heer und waren daher immer knapp an Soldaten (2). Abrechnung dann nach toten oder verwundeten Soldaten.
Wiki behauptet, dass das Schimpfwort "Nassauer" im Sinne von "Schmarotzer" und "Profiteur" nicht auf die Fürsten zurückgehe, aber wir vermuten, dass genau die hinter dem Artikel stecken, um ihre Schandtaten zu verwischen oder dass Wiki von den Nassauern gekauft wurde..
Naussauisch-königliche Krönung des Rassismus
Gesellschaftsfähig wurde der Deutschenhass im Laufe des 19. Jh., als Bismarcks Gewaltpolitik gegen die kleineren deutschen Höfe (Verwandte des niederl. Königshauses, wie der Herzog von Nassau, der sein Land 1866 an Preußen verlor) sowie gegen Frankreich, überhaupt wilhelminische Protzerei, Kriegsgeschrei und schließlich der Erste Weltkrieg Königin Wilhelmina ins antideutsche Lager trieb. Kaiser Wilhelm II. war ihr so zuwider, dass sie den Ex-Kaiser in Doorn nie eines Blickes würdigte. Sie machte das alte Schimpfwort »Mof« hoffähig, da jede ihrer vielen Radioreden während des Zweiten Weltkrieges mit dem stereotypen Satz endete: »En we zullen ze wel krijgen, de moffen« (Wir werden sie schon kriegen, die Moffen). Dies ganz in Anlehnung an den Römer Cato, der jede Rede mit dem Satz schloss: »Im übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss«.
Stockholm-Syndrom
Deutsche Kultur war bei der niederländischen Oberschicht wenig gefragt. Man sprach bis zum Zweiten Weltkrieg vielfach Französisch oder wenigstens das »Hagois«, ein französisch durchtränktes Idiom der königlichen Residenz Den Haag. Vorbilder waren der französische Grandseigneur oder der britische Gentleman, niemals der preußische Gardeoffizier, der ja zugegebenermaßen auch keine besonders anziehende Figur abgab.
Dennoch ist diese Haltung höchst seltsam, denn wer den Niederländern die schwersten Verluste in der Neuzeit zugefügt hatten, sie als Handelsmacht entthront hatten, waren nicht Deutsche sondern Engländer und Franzosen. Gegen die würde man eher Abneigung erwarten, aber das Gedächtnis der Leute ist kurz, Holmes’s Freudenfeuer (Holmes´s Bonfire) ist vergessen. Welcher Niederländer wüsste schon, dass die "Schiffshölle", Schiphol, heute Flughafengebiet und vier Meter unter dem Meeresspiegel, einst ein wegen seiner Untiefen gefürchtetes, seichtes Meerwassergebiet, Schauplatz der Ersten Seeschlacht gegen die Engländer war?
Erstere machten sie in vier Seekriegen nieder, zerstören ihren Überseehandel, raubten ihnen die amerikanischen Besitzungen, also Nieuw Amsterdam, das heutige New York, brannten ihre Flotte nieder, verwüsteten die Küstenstädte, während die Franzosen ihnen Westflanderns stahlen und ein weiterer Teil im Laufe der Kriege in der Form Belgiens verlorenging.
Warum sich die Holländer also eher auf Seiten ihrer Eroberer und Zerstörer fühlen, ist wohl nur psychologisch zu erklären, als Identifikation mit dem Aggressor, in letzter Zeit vielen ins Bewusstsein gerückt als Stockholm-Syndrom, oder eben so: "Bloß weg von den nächsten Verwandten, die kennen wir gut, denn die sind so - oder so ähnlich - wie wir." Und das wollen sie nicht sein.
Distanzierung gegenüber Deutschen bedeutet somit auch eine gegenüber ihren eigenen - schlechten, unerwünschten oder wie auch immer - Eigenschaften. Sie mögen sich vielleicht selbst nicht so richtig und schieben den negativen Teil auf andere ab.
Die Identifikation mit dem Aggressor ist dabei nichts Neues. Hiob im Alten Testament ist so ein Psycho-Fall, bei dem alle Pfaffen die größten Erklärungsnöte haben und sich in den ergötzlichsten Sottisen und Sophismen ergehen, um zu erklären, warum Hiob nicht von seinem ihn aufs Blut quälenden Gott abfällt. Wir kennen sie auch von diesen "Orgelpfeifensöhnen", wo die Knaben sich als Ebenbild des Alten präsentieren, genauso aussehen, handeln und dasselbe sagen, ja wo selbst Gebärden und Ticks identisch sind.
Bei den Holländern gesellt sich das Wissen um die wirtschaftliche Abhängigkeit dazu. Hustet das Ruhrgebiet, so kriegt Holland die Grippe, heißt es. Und sie bewerben Rotterdam selbst als den größten deutschen Hafen.
Die Wunde Rotterdam und Kollaboration
Die traditionelle Abneigung gegenüber Deutschen schlug während und nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschenhass um. Nachdem die Niederlande wie auch im ersten Weltkrieg zunächst gehofft hatten, Neutralität wahren zu können, wurden sie 1940 in nur vier Tagen von der deutschen Kriegsmaschine überrollt. Rotterdam wurde von der Luftwaffe in einen Schutthaufen verwandelt und raubte dem Land nicht nur die Illusion, neutral bleiben zu können, sondern schürte auch den Hass gegen die Deutschen, da zum Zeitpunkt dieser Bombardierung bereits Kapitulationsverhandlungen liefen. In Holland ist der Glaube weit verbreitet - und wird gut genährt - dass die Stadt trotz einer Kapitulation zerbombt worden sei, was aber so nicht stimmt.
Trotzdem stellten die Niederlande, wie erwähnt, nach Österreich die meisten Freiwilligen für die SS – was nun nicht "gut genährt" sondern nur allzugern unterschlagen wird. Hitler betrachtete die Niederländer zunächst eher als Verbündete, was mit dem Februar-Streik am 25. Februar 1941 ein jähes Ende fand. Tausende von Arbeitern protestierten damals gegen die Festnahme von 425 Juden. Diese mutige Tat hatte zur Folge, dass die Besetzer von nun an streng durchgriffen.
Rück mein Fahrrad raus!
Gegen Kriegsende herrschte die Hungersnot in den Städten, so dass viele mit dem Fahrrad 50-100 km weit aufs Land fuhren, um Lebensmittel zu ergattern. Sowohl Lebensmittel wie Fahrräder wurden auf dem Rückweg von den Deutschen Wachposten beschlagnahmt. Daher rührt der Ausruf (mit dem kaum ein Deutscher etwas anfangen kann) »Eerst mijn fiets terug!« (erst wieder mein Fahrrad zurück). Im letzten und außerordentlich kalten Kriegswinter starben mehr Einwohner als in als in den vier Jahren zuvor. Viele sahen sich gezwungen, Tulpenzwiebeln zu essen, das einzige, was von den Deutschen nicht beschlagnahmt wurde. Fast alle holländischen Familien verloren ein oder mehrere Familienmitglieder.
Am Tag der Befreiung versammelten sich die Einwohner Amsterdams am Dam. Die Feiern waren schon im Gange, als einige im heutigen Bijenkorf-Kaufhaus verschanzte deutsche Soldaten die Feiernden auf dem Damplatz unter Beschuss nahmen, so dass nochmals viele unnötige Opfer zu beklagen waren. Aus diesem Grund wurde das Kriegsmonument auch auf dem Dam errichtet.
Die erwähnten Fakten - sofern sie Deutsche und nicht Franzosen oder Engländer betreffen - sind tief im Bewusstsein jedes Holländers verwurzelt und spielen bis heute bei der Beurteilung der Deutschen eine Rolle. Der häufig von Deutschen im Umgang mit Niederländern gebrauchte, aber nicht notwendigerweise bös gemeinte Umgangston wird oft interpretiert als »Die denken, dass sie hier immer noch was zu sagen haben«. Obwohl die holländische Sensibilität bei diesem Thema manchem übertrieben scheinen wird, sollte man ihr doch Rechnung tragen.
Gesammelte holländische Wut
Im Spätsommer 1993 initiierte der Sender Radio 3 eine Aktion, aufgrund derer über eine Million Postkarten mit der Aufschrift »Ik ben woedend« – wütend darüber, dass in Deutschland Frauen und Mädchen verbrannten »nur weil sie Ausländerinnen sind« – gesammelt und in Bonn übergeben wurden.
Das ist ja in Ordnung, aber lehnen sie, die doch erst anderthalb Generationen vor dem Zweiten Weltkrieg, 1863, ihren Menschfang und -handel eingestellt hatten, sich nicht ein wenig weit aus dem Fenster? Zehn weitere Jahre mussten die Befreiten auf den Plantagen weiterschuften, hundert Jahre nach der Französischen Revolution, die Gleichheit, Brüderlichkeit und Freiheit hatte bringen sollen und zwei Jahre nach der deutschen Einigung von 1871. Die Regierung äußerste zwar 2013 ihr Bedauern, lehnte ein Schuldeingeständnis aber aus Sorge vor Schadenersatzforderungen ab - der Kaufmann, der Kaufmann! Wenn´s an den Geldbeutel geht, ist Sense.
Ganz anders Deutschland, das den KZ-Opfern immerhin Entschädigungen zahlte.
Deutscherseits gab es auch mal Sklavenhandel, was viele erstaunen wird: Der preußische König Friedrich I. rüstete auf Betreiben des Kaufmanns und Reeders Benjamin Raule - Holländer - die erste Expedition nach Afrika unter brandenburgischer Flagge aus. Die Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie (kurz: BAC, 1682-1711) war ein brandenburgisch-preußisches Unternehmen und übrigens die erste deutsche Aktiengesellschaft. Raule errichtete übrigens Schloss Friedrichtsfelde im Berliner Tierpark.
Kurz und gut: Die deutsche Beteiligung blieb eine punktuelle Episode, was aber nicht bedeuten soll, dass es kein größeres Engagement hätte geben können, wenn Deutschland als geeintes Land existiert hätte. Die Gnade der späten Geburt von 1870/71 bewahrte uns vor Schlimmeren. Auch die weise Voraussicht Bismarcks, der keine Kolonien wollte, weil er die Folgen voraussah.
»Nach der Aktion wurde dann auch gefragt (in Holland), ob man die Säcke voll niederländischer Wut nicht besser Herrn Milosevic geschickt hätte«, schreibt »Die Zeit«. Ohne die Berechtigung zu einer solchen Aktion in Abrede stellen zu wollen: Grund zu Protest besteht ja nun auch bezüglich anderer Übel in der Welt. Um sich das Ausmaß vor Augen zu halten: im umgekehrten Fall hätten – bezogen auf die Bevölkerungszahl – über fünfeinhalb Millionen Bundesbürger unterschreiben müssen (15 bzw. 80 Mill. Einw.). Die Süddeutsche Zeitung schreibt, es »mehren sich in den Niederlanden die Stimmen, die sagen, dass es eine ähnliche Aktion bei Vorfällen in Belgien oder Frankreich nicht gegeben hätte.«
In Holland selbst wird also der Verdacht geäußert, dass diese Aktion nur zum Teil durch hehre Ziele motiviert ist, zum anderen genau zu vorher Gesagtem passt.
Die durch diese Kartenaktion aber auch die Clingendael-Umfrage ausgelöste Diskussion hatte zur Folge, dass in den niederländischen Medien nunmehr objektiver über Deutschland berichtet wurde. So wurden über die Lichterketten in der BRD nach diversen Anschlägen auf Asylantenheime in der Presse positiv berichtet. Auch nahm man relativ selbstkritisch zur Kenntnis, dass Deutschland jährlich mehr Asylbewerber aufnimmt als alle andern EU-Länder zusammen, so dass die Probleme dort wesentlich größer sind als andernorts. Überspitzt ausgedrückt: Wer keine aufnimmt, bei dem kann auch nichts passieren.
Aber schon ändern sich die Zeiten. Zwar wurden keine Häuser angezündet, aber in Utrecht demolierten Bewohner des Pijlsweerd-Viertels 1996 die einer Zigeunerfamilie zugewiesene Wohnung an der Zilvergeldstraat, indem sie die Vorderfront des Eckhauses einrissen und mehrere Zwischenwände niederbrachen. Polizeisprecher Jan Kramer bestätigte mehrer ähnliche Fälle. Auch das Nationale Büro zur Bekämpfung des Rassismus (LBR) wusste von einem Fall wenige Tage zuvor, bei dem eine aus Surinam stammende Familie aus Sicherheitsgründen unter Polizeischutz aus einem Problemviertel evakuiert werden musste.
Einen Verweis wegen der nachlässigen Verfolgung von Rassendiskriminierung mussten die Niederländer bereits 1993 von der Genfer UN-Kommission zur Eliminierung von Rassendiskrimination (CER) einstecken. Ein marokkanischer Bürger Utrechts war 1989 bei der Zuweisung einer Wohnung derart heftig von Anwohnern bedroht worden, dass er Klage einreichte. Da die niederländischen Behörden bis hinauf zur höchsten Stufe durch Untätigkeit glänzten und die Bearbeitung seiner Klage verweigerten, wandte sich der Mann schließlich an die Genfer Behörde.
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1) Was Erasmus-Teilnehmer nicht so alles denken ...
Eine Studentin - der Herr sei dem Schaf gnädig - schrieb zu dem Thema:
"Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert z.B. war es bei vielen jungen, unverheirateten Deutschen aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen üblich, für Arbeitserfahrung als Saisonarbeiter in die Niederlande zu ziehen. "
Zunächst mal: "für" Arbeitserfahrung ist kein Deutsch, sondern ein himmelschreiender Anglizismus.
Ferner: Sie muss eine Erasmus-Studentin sein - das ist das verkappte Partnerbörsen- und interkulturell-ethnische Heiratsprogramm der EU, um die diversen Länder zusammenwachsen zu lassen.
Aussage also so etwa: Die Deutschen verließen ihre Heimat, um ein Praktikum oder ein Voluntariat abzuleisten, um "Arbeitserfahrung", On-the-Job-Training, zu gewinnen, so dass sie dann schließlich Karriere in der Dienstbotenbranche machen konnten.
Keineswegs aber aus blanker Not, weil zu Hause kein Auskommen war.
Klasse! Ja, so kann man´s auch formulieren.
2) Vergleichbares ist von der Firma Krupp bekannt, die vor dem Ersten Weltkrieg eine Lizenz ihres "Kpz", des Kruppschen Patentzünders, an Vickers vergeben hatte.
Nach Kriegsende wollte man unter den ordentlichen Kaufleuten, wie vereinbart, per Stück abrechnen.
Dilemma: Niemand wusste mehr, wieviele Geschosse hergestellt worden waren.
Lösung: Man nahm die Anzahl der "gefallenen" deutschen Soldaten als neue Berechnungsgrundlage her.
Das war aber noch nicht alles. Der Schriftsteller Bernt Engelmann förderte Folgendes zutage: Krupp - die "Waffenschmiede des Reiches" in Essen - hockte auf einer Menge hochwertigen, nichtrostenden Widia-Stahls (Nirosta) aus der Waffenherstellung, der nun entwertet war. Lösung: Man verlegte sich auf die Herstellung von Prothesen, d.h. die ehemaligen Frontkämpfer, die dank Krupp erst zu Krüppeln geschossen worden waren, erhielten nun von derselben Firma, aus demselben Stahl, neue Gliedmaßen, Kinnladen, Gelenke usw.
Ist das nicht toll?