Altstadtbummel
Altstadtbummel
Dieser etwa halbtägige Spaziergang soll ein anderes und wahrhaftigeres Gesicht Amsterdams zeigen. Es handelt sich um eine Zusammenballung aus vielen verschiedenen Stadtteilen und alten Ortskernen, so dass mehrere kleine Zentren erhalten blieben. Amsterdam sieht täglich und vor allem bei jedem Wetter anders aus – am schönsten natürlich, wenn die Sonne scheint – wer hätt´s gedacht: vor alle Cafés, Kneipen und manche Restaurants werden Tische auf die Bürgersteige gestellt, und die Leute lassen den lieben Gott einen guten Mann sein. Es macht sich dann eine fast südländische Atmosphäre breit, die im nördlichen Europa sonst nirgendwo zu erleben ist. Falls während unseres Aufenthalts Regenwetter herrschen sollte, gibt´s wirklich nur eins: Wiederkommen!
Unser Spaziergang beginnt am Dam. In der Mitte ein heller Obelisk mit Skulpturen J.W. Pädelers, Krieg und Frieden versinnbildlichend, als Denkmal zu Ehren der Opfer des Zweiten Weltkrieges. Unweit davon, aus demselben Material, der stolze, trotzige Löwe, Wappentier der Stadt. Manchmal sieht man den Löwen mit einer Kaiserkrone. Diese ins Wappen zu nehmen, ordnete Kaiser Maximilian 1489 an, nachdem er in Amsterdam von schwerer Krankheit genas. Mit dem Rücken zum Denkmal sieht man den Palast vor sich, der nur in sieben Jahren Bauzeit unter dem Architekten Jacob van Campen errichtet wurde. Louis Bonaparte wandelte ihn 1808 zu seiner Residenz um, und seit 1968 dient er ausschließlich Repräsentationszwecken. Unter der Uhr bemerkt man eine allegorische Würdigung niederländischer Seemacht von Artus Quellinus d.J. Dies ist einer der zahlreichen königlichen Paläste, den Königin Beatrix allerdings nur für offizielle Empfänge benutzt. Dem nicht adligen Publikum ist er nur sehr unregelmäßig geöffnet, aber ein Besuch lohnt allemal. Die Säle erweisen sich als weit weniger langweilig, als die graue Fassade vermuten ließe. Vor allem der »Burgerzaal« geizt nicht mit Reizen: man achte auf die im Boden eingelegten Welthalbkugeln. Königin Wilhelmina soll übrigens kurz nach dem Zweiten Weltkrieg beim Anblick der Palastfront gefragt haben, warum der Palast denn bloß vor Bomben verschont geblieben sei. Im Jahr des Westfälischen Friedens, der den Dreißigjährigen Krieg bei uns und den achtzigjährigen in den Niederlanden beendete, hatten die Amsterdamer den ersten der 14.000 Pfähle zur Gründung des Palastes in den weichen Grund gerammt. Die Steine stammen übrigens aus Deutschland.
Rechts davon die Nieuwe Kerk mit ihren regelmäßig stattfindenden Ausstellungen. Ihr Bau wurde gegen 1400 in Angriff genommen, aber Mauerwerk und Pfeiler stammen überwiegend aus der Zeit nach 1452, als ein Brand die ganze Stadt verheerte. Als sich herausstellte, dass die Kirche nicht mehr von genügend Gläubigen besucht wurde, hat man sie nach 1950 einer allgemeineren Bestimmung übergeben. Also mal reinschauen und nach der nächsten Ausstellung fragen. Sehenswert ist die Kanzel aus Eichenholz von A.J. Vinkenbrinck, das messingne Chorgitter, entworfen von Rembrandts Freund Johannes Lutma und schließlich das barocke Grabmal des Seehelden und Admirals de Ruyter, jedem Schulkind wegen seiner tollkühnen Abenteuer bekannt. Richten wir unseren Blick auch auf den prachtvoll bemalten Orgelkasten. Die Orgel gilt als eine der schönsten noch spieltüchtigen der Welt. Leider ist sie nur zu sehen, wenn gerade ein Konzert stattfindet. Der Kirchturm fällt übrigens so mickrig aus, weil während des Baus 1652 das Geld ausging. Es wurde für ein neues Rathaus dringender gebraucht. Ansonsten bleibt noch zu erwähnen, dass die Nieuwe Kerk seit dem 19. Jahrhundert als Krönungskirche dient, in der zuletzt 1980 Königin Beatrix gekrönt wurde. Nicht zu verwechseln mit der Westerkerk an der Prinzengracht 281, mit dem 85 Meter hohen Turm Wahrzeichen der Stadt, in der Beatrix 1966 Claus von Amsberg ehelichte.
Auf der Turmspitze der Westerkerk erinnert die Kaiserkrone an Kaiser Maximilian und eine Gedenktafel von 1906 an einen der größten Maler, Rembrandt van Rijn, der hier im Armengrab seine letzte Ruhestätte fand. Die Kiche, 1631 eingeweiht, gilt als größtes Renaissancebauwerk der Niederlande, obwohl sie auch ziemlich viele gotische Stilelemente aufweist. Turmbesteigung möglich vom 1. Juli bis zum 15. September zwischen 14 und 17h.
Wir spazieren zwischen Palast und Nieuwe Kerk hindurch, folgen der Kirchmauer nach rechts und stehen nun auf dem Nieuwezijds Voorburgwal, einer ehemaligen, heute aufgefüllten Gracht. Wegen des zunehmenden Verkehrs wurden leider immer mehr Grachten und Kanäle zugeschüttet, z.B. die Rozengracht, die Vijzelgracht und die Lindengracht sowie auch der Overtoom und der Rokin. In einem unterscheidet sich der Nieuwezijds Voorburgwal jedoch von den anderen zugeschütteten Grachten: die anderen waren geradlinige Kanäle, der Nieuwezijds Voorburgwal ein Fluß. Wer ihn entlang spaziert (oder auf die Karte schaut...) sieht, dass es eine sehr ungerade Straße ist, eben ein Flußlauf. Geradeaus vor uns steht ein schöner Barockbau, das ehemalige Hauptpostamt, nun das schicke Einkaufszentrum Magna Plaza. Jenseits des Nieuwezijds Voorburgwal geht´s in den Molsteeg, an dessen Ende schon die neue Statue von Mutatuli (1987) auf der Torensluis erkennbar ist. Dies ist die breiteste aller Brücken über die alten Grachten. Da sie keine Hauptverkehrsstraßen miteinander verbindet, ist man zunächst erstaunt. Wenn man allerdings weiß, dass sie sie bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts den Jan Roodenpoortstoren (= Turm) trug, ist das Räsel gelöst. Er wurde wegen Baufälligkeit abgerissen und sollte eigentlich wieder aufgebaut werden, deswegen hob man die Bauzeichnungen auf. Im Gegensatz zum Turm sind diese auch immer noch vorhanden. Unter diesem Turm befanden sich auch einige Gefängniszellen für herumstreunende Leichtkriminelle. Dass es dort unten für die Gefangenen alles andere als gemütlich und trocken war, kann sich wahrscheinlich jeder vorstellen.
Natürlich reichten auch im »Goldenen Zeitalter« Amsterdams zwei Zellen nicht aus, um der beträchtlichen Kriminalität Herr zu werden. Das »richtige« Gefängnis für Männer befand sich im Rasphuis am Heiligeweg – das Eingangstor steht noch – und als für Frauen als Spinhuis am Oudezijds Voorburgwal 185. Die männlichen Straffälligen mußten tropisches Holz für die Farbindustrie raspeln, die weiblichen hatten Wolle zu Garn zu spinnen. Schließlich sollten sich die Sträflinge auch nützlich machen.
Obwohl die Statue noch nicht lange existiert, führt sie schon mehrere Spitznamen. Am häufigsten hört man den Namen Geist aus der Flasche. Aber auch der Name Truthahnkopf setzt sich immer mehr durch. Die Presse bemängelte, dass der Sockel noch das Schönste an dem ganzen Ding sei, und die meisten Amsterdamer sind der gleichen Meinung ... Zum Sockel ist noch folgendes anzumerken: nachdem ein ähnlicher Stein erst beim Muziektheater und dann auch noch für das Homomonument beim Westertoren benutzt wurde, bewahrheitete sich der Verdacht, dass die Stadtverwaltung angeblich ganz günstig einen Riesenhaufen dieses Marmors erstanden hatte.
Durch die Oude Leliestraat gelangen wir zur Leliegracht, die Prinsen-, Keizers- und Herengracht miteinander verbindet und mit ihren stattlichen Bäumen und Terrassen eine ländliche Atmosphäre vermittelt. An ihrem Ende, nach der Prinsengracht, biegen wir hinter der Brücke rechts ab und folgen dem Rand des Jordaanviertels, einem der ältesten Stadtteile. Diese Gegend, ein ehemaliger Vorort, bildet nun einen wichtigen Teil der Altstadt und stellt heute ein gesuchtes Wohnviertel dar.
Wir biegen in der Tuinstraat links ab und sofort wieder nach rechts in die Tuindwarsstraat mit ihren vielen kleinen Boutiquen und teilweise recht interessanten Angeboten.
Übrigens: Nordlichter werden »dwars« aus der Seemannssprache kennen, alle anderen werden im Duden darunter die Erklärung »quer« finden und alle Anglisten werden´s in »to thwart« wiedererkennen. »Tuin« ist das englische Wort »town« oder das deutsche »Zaun«. Der Bedeutungswandel erklärt sich wohl aus den mittelalterlichen Etterdörfern, die zu ihrem Schutz von einem Zaun umgeben waren. »Tuin« bedeutet im heutigen Niederländisch »Garten«.
Nach der Westerstraat erreichen wir die Lindengracht. Man muß sich vor Augen halten, dass diese Häuser hier, wie auch die meisten anderen Grachtenhäuser, aus einem Vorder- und Hinterhaus bestehen.
In einem Häuschen mit drei Etagen z.B. hausten früher sechs Familien, und das waren keine Familien mit nur zwei Kindern! Weiter vor, zur Brouwersgracht hin, biegen wir rechts ein und halten uns bis zur Keizersgracht rechts, um auf der anderen Seite die wunderschönen Grachten- und Lagerhäuser zu bewundern. Letztere sind hier übrigens ganz anders konstruiert, als man sie normalerweise antrifft. Sie dienten nämlich ausschließlich als Lagerhäuser, während sie sonst meist in den unteren Stockwerken auch die Wohnungen der Kaufleute beherbergten.
Bei der Keizersgracht marschieren wir links über die Brücke, sofort wieder rechts und halten uns bis zum Herenmarkt auf der linken Seite der Brouwersgracht. Nun bis zur Haarlemmerstraat, die unmittelbar folgt.
An vielen Einzelheiten erkennt man, dass diese Straße sich einst in einer typischen Hafengegend befand. Bekanntlich hat Amsterdam seine Aufgabe als Hafenstadt weitgehend an Rotterdam und andere Häfen abgegeben, bleibt aber dem Umschlag nach hinter Rotterdam zweitwichtigster Hafen; Ruf und Anziehungskraft als Hafenstadt werden allerdings nicht so schnell verlorengehen.
Auch hier geht´s rechts und wir wandern bis zum Stromarkt, gleich links hinter der Brücke über die Singel, wo wir rechts dem Kattegat folgen. Vorbei an der Sonesta Koepel und dem Sonestahotel bis über die Spuistraat. Danach geht´s über einen kleinen schmalen Steg und über den Nieuwezijds Voorburgwal zum Nieuwezijds Kolk, wo wir auf die Einkaufsstraße Nieuwendijk stoßen. Da wir zum Oude Brugsteeg wollen, überqueren wir diese Einkaufsstraße und kommen zum Damrak. Vor uns nun, als rotes Backsteingebäude, die Beurs van Berlage (Börse), die heute als Kulturhaus dient. Links an ihr vorbei, erhaschen wir noch mal einen Blick auf den Bahnhof. Die Ähnlichkeit mit dem Reichsmuseum ist so verblüffend, dass einige die beiden Cuypers-Bauten sogar verwechseln. Seinen Irrtum wird spätestens bemerken, wer statt seines Zuges die »Nachtwache« von Rembrandt antrifft.
Nutte, ein typischer Frauenberuf?
Margot Alvares, Chefin vom »Rode Draad«, der Gewerkschaft der Huren, startet mit »Berufskolleginnen« eine Imagekampage. Auf Postern und in Zeitungsanzeigen warben die Damen für diesen »typischen Frauenberuf«. So sind die gestiefelten Beine eines Strichmädchens abgebildet samt dem Spruch: »Gute soziale Kontakte erforderlich«. Ein anderes Motiv zeigt einen nackten Mädchenpo mit Kette und Vorhängeschloß: »Von neun bis fünf geöffnet«. Als durchlaufender Spruch steht auf den Plakaten: »Prostituée. Gewoon een beroep« (Prostituierte. Ganz einfach ein Beruf). Dass »unser Beruf ein bißchen aus dem Rahmen fällt«, gibt M. Alvares zu, »aber das tut der Beruf des Gynäkologen oder Totengräbers auch«. Unbekannt ist, ob und wieviele Arbeitssuchende die Kampagne angeprochen hat.
Weiter durch den Oude Brugsteeg in die Lange Niezel, wo wir uns nun auf den Walletjes, den "Wällchen", befinden, wie der Amsterdamer so schön sagt, im Ausland eher unter dem Namen »Rotlichtviertel« bekannt. Der Name rührt daher, weil die Grachten hier auch mal als Festungsgräben dienten. In typischer Lage zum Hafen ist dies nicht nur der Stadtteil mit dem ältesten Gewerbe der Welt, sondern auch ein bekannter Drogenumschlagplatz. Aber keine Sorge: tagsüber passiert hier selten etwas, und außerdem greift die Polizei immer energischer ein. Zur Zeit wird es übrigens immer schicker, auf den Walletjes zu wohnen.
Beim Oudezijds Voorburgwal geht´s rechts ab. Rechter Hand die Oude Kerk, die nicht nur so heißt (alte Kirche), sondern auch tatsächlich die älteste und eine der ansehnlichsten der Stadt ist. Sie stammt aus dem frühen 14. Jh. Seit der »Alternation« (Ablösung der Regierung von Amsterdam durch die Kalvinisten) von 1578 dient sie ausschließlich dem protestantischen Kultus. Schauen wir auf einen Sprung hinein, bevor wir unseren Spaziergang fortsetzen. Das Tonnengewölbe mit Malereien aus der Entstehungszeit des Baus, ist das größte, das im Lande in einer Kirche zu finden ist. Die Vater-Müller-Orgel zählt zu den bedeutsamsten in den Niederlanden. Der 1566 achteckig dem Turmsockel aufgesetzte hölzerne Turm mit sichtbaren Glocken, vielen Spitzen, Knäufen und einer Krone zuoberst, gehört mit all seinen fantastischen, indisch-javanischen Formen zu den eigenartigsten Hollands.
Bei der nächsten Brücke biegen wir links ein. Am anderen Ufer die erste links, dann geradeaus bis über den Oudezijds Achterburgwal, um dann weiter durch eine der kleinen Straßen den Nieuwmarkt zu erreichen.
Dieser Marktplatz ist der älteste der Stadt. Das historische Gebäude darauf, De Waag (die Waage) von 1488, unlängst gründlich überholt, war einst ein Stadttor, also Teil der Stadtmauer, und erhielt 1617 im Erdgeschoß eine Waage zum Wiegen von Ankern und schweren Geschützen. In den oberen Stockwerken befanden sich die Zünfte der Mauer, Steinmetze, Maler, Schmiede und Chirurgen. Rembrandt, der häufig an anatomischen Vorlesungen teilnahm, ließ sich so zu den beiden Bildern »Die Anatomie des Dr. Tulp« und »Die Anatomie des Dr. Deijman« inspirieren. Vom Abriß 1829 bedroht, diente der Bau dann noch als Möbellager, Feuerwehrkaserne und Gemeindearchiv. Ab 1932 war hier das Jüdische Museum untergebracht.
In der Zuiderkerk, 1601-1611 von Hendrick de Keyser errichtet, liegt dieser in der mit einem halb Tonnen- halb Kreuzrippengewölbe versehenen sogenannten Pseudo-Basilika begraben. Zuletzt diente die Kirche Ausstellungen. Der Turm erscheint wie ein Vorbild aller jener um mehr als ein Jahrhundert später gebauten protestantischen Kirchen, die man ebenso in Potsdam wie in Hamburg und weiterhin vielfach im protestantischen deutschen Norden trifft und welche die einzige selbständige Form des protestantischen Kirchenbaus darstellen.
Nun linkerhand den Kloveniersburgwal entlang und links in die Nieuwe Hoogstraat bis zur Sint Anthoniesbreestraat (breite Straße des heiligen Antonius) rechts. Es fällt auf, dass hier nur neue Gebäude stehen. Der Grund liegt in dem ehrgeizigen Vorhaben der Gemeinde, der Stadt eine U-Bahn zu bescheren, so dass hier eine Reihe von Häusern, ja selbst ganze Straßenzüge der Nieuwmarktbuurt abgerissen wurden. Dies deshalb, weil die Fundamente vieler Gebäude die Erdverschiebungen aufgrund des Abpumpens von Grundwasser nicht verkrafteten und man die Bahn ja auch tief genug anlegen mußte.
Man muß zugestehen, dass der Neubau nicht schlecht gelungen ist, aber trotzdem: die alten Gebäude des Viertels waren typische, erhaltenswerte Amsterdamer Häuser und sind nicht mehr zu ersetzen.
In der St. Anthoniesbreestraat spazieren wir nach dem Café Tisfris rechts das Treppchen hinunter, folgen den Häusern und biegen links nach der Brücke auf den Zwanenburgwal ein. Beim Ziegelsteingebäude links handelt es sich um das Musiktheater, im Volksmund auch Stopera, gebildet aus »Stadhaus« und »Opera«, Heimstatt des Niederländischen Nationaltheaters. Dort wird auch seit einigen Jahren wieder der hiesige Flohmarkt abgehalten, den man, nachdem er Jahre einen anderen Standort trug, nun zurecht Waterlooplein nennt.
Ganz in der Nähe liegt übrigens auch die Magere Brücke (Magere Brug, Kerkstraat Richtung Amstel), eine hölzerne Zugbrücke, mehrfach umgebaut, 1929 abgerissen und unter Leitung des Architekten Mager im gleichen Jahr wiedererrichtet. Wer schon mal in der Hauptstadt Indonesiens, Djakarta, war, hat diese Brücke vielleicht schon mal gesehen: inmitten des Chaosses Djakartas steht eine Nachbildung der Magere Brug!
Um mit einem weitverbreiteten Irrtum aufzuräumen, der in schlechten Reiseführern verbreitet wird: Bereits viele Jahre vor dem Architekten Mager wird die Magere Brug unter just diesem Namen erwähnt, u.a. 1765 vom Stadthistoriker Jan Wagenaar. Sie wurde im 17. Jahrhundert als schmale Fußgängerbrücke (2 Fußgänger konnten nicht nebeneinander laufen) vor die Kerkstraat gelegt und deswegen Magere Brug genannt. Da Namen in Amsterdam genauso hartnäckig sind wie Provisorien, behielt die Magere Brug ihre Bezeichnung auch nach der ersten Verbreiterung 1671. Also: auch im Deutschen heißt sie Magere Brücke und nicht etwa »(Architekt)-Mager-Brücke«.
Rechts durch die Staalstraat erreichen wir den Kloveniersburgwal. Dort über die Brücke nach rechts und links in ein kleines Gäßchen, das eigentlich eine Galerie darstellt. Hier werfen wir im Vorbeigehen einen kurzen Blick auf den Garten der Universität. Am Ende des sogenannten Oudemanhuispoort links und über die Brücke. Das Backsteingebäude rechter Hand heißt Haus an den Drei Grachten. Kaum zu glauben, aber es ist tatsächlich das einzige Gebäude im Stadtgebiet, das an drei Grachten grenzt. Weiter geradeaus und in der zweiten rechts befinden wir uns in de Nes mit seinen drei kleinen Theatern und einigen Cafés. Kulturbeflissene können hier sicherlich noch eine Vorstellung miterleben. Wir marschieren de Nes entlang, et voilà, schon befinden wir uns wieder auf dem Dam.