Widerstand und Obristen
Vom Widerstand zur Obristendiktatur
In dieser unübersichtlichen Lage ziehen sich immer mehr ehemalige Widerstandskämpfer,
die der Unterdrückung entfliehen konnten, aufs neue in die Berge zurück, wo
sie sich zu »Selbstverteidigungseinheiten« formieren. Die Kämpfe werden wieder
aufgenommen. Infolge einer Fehleinschätzung des Kräftegleichgewichts zwischen
den sich feindlich gegenüberstehenden Verbänden sowie der Intentionen der Sowjetunion
nimmt die Kommunistische Partei 1947 erneut den bewaffneten Kampf auf.
Dieser sollte als Bürgerkrieg von 19471949 in die Geschichte eingehen, der,
was die Zahl der Opfer und die Brutalität angeht, in nichts dem spanischen nachstand
und dessen Konsequenzen bis heute spürbar blieben. Unter dem Druck ihrer internen
wirtschaftlichen Schwierigkeiten bereiten die Briten sich auf ein Verlassen
des Landes vor; und dies derart gründlich, dass die griechische Regierung Gefahr
läuft, ohne die notwendigen Mittel für den Kampf gegen die Volksarmee dazustehen.
Indes, die Amerikaner schlafen nicht, übernehmen das Ruder, verkünden ihre berühmte
»TrumanDoktrin« und begeben sich in ihre erste imperialistische Intervention.
Der griechische Bürgerkrieg stellt für sie eine hochwillkommene Gelegenheit
dar, einige neue Waffen auszuprobieren, die dann später in Vietnam zum Einsatz
kommen. Die zu trauriger Berühmheit gelangten Napalmbomben sollten zunächst
auf griechischem Boden getestet werden ...
150.000 Todesopfer forderte der Bruderkrieg. Am Ende der Feindseligkeiten sollten
über 90.000 Soldaten der Volksarmee die Grenze überqueren und in den Ostblockstaaten
Zuflucht suchen. Und erst im Alter zwischen sechzig und achtzig Jahren, dreißig
Jahre später also, wurde ihnen erlaubt, einen Antrag auf Rückkehr in ihr Land
zu stellen, um dort zu sterben ...
Fügt man diesen harten Prüfungen den Staatstreich der Obristen 1967 und die
Militärdiktatur hinzu, die das Land sieben Jahre lang knebelte, so kann man
sich zu Recht fragen, wie es wohl kommt, dass Griechenland immer noch existiert:
nach all diesen kurz aufeinander abfolgenden Aderlassen der Bevölkerung, den
Massakern und Völkermorden, den Konzentrationslagern und Exilen, der niemals
abebbenden Auswanderungswellen und Hungersnöte ... Woraus sog es die Kraft für
den siegreichen Widerstand gegen die Abnutzungskräfte der Geschichte, für den
Erhalt seiner Sprache und Kultur, für das Hinüberretten seiner ältesten Traditionen?
Eine Antwort darauf müssen die Historiker finden.
Unterdessen erinnern wir uns an folgenden, Jahrhunderte hindurch fortlebenden,
griechischen Mythos, demzufolge der Riese Antäus, Sohn Poseidons und der Gäa,
von Herakles erwürgt wurde: der Held stellte fest, dass Antäus bei jeder Erdberührung
neue Kraft schöpfte, hob ihn empor und tötete ihn schließlich, indem er ihn
in der Luft schwebend festhielt.
Noch ist es niemandem gelungen, die Griechen emporzuheben.