Sonstige Museen
Anne Frank Haus, Prinsengracht 263 (1016 GV), T. 556 71 00;
Mo.-Sa. 9-17h, Sonn- und feiertags 10-17h; Juni bis August bis 19h; Erwachsene hfl 8,-, Kinder von 10-17 Jahre hfl 4,-, bis 10 Jahre Eintritt frei. Kein Studentennachlaß.
Straßenbahnen 13, 14 u. 17,
Busse 21, 170, 171 und 172, Museumboothaltestelle 2.
Im Hinterhaus (»achterhuis«) verbargen sich zwischen Juli 1942 und dem 4. August 1944 acht Juden, bis sie an jenem bewußten Augusttag aufgrund einer Denunziation, vermutlich einer Nachbarin, vom deutschen Sicherheitsdienst und niederländischen Helfern abgeführt wurden. Anne Frank, 15 Jahre, war eine dieser acht Personen. 1945 starb sie in BergenBelsen. Ihr Tagebuch aus dieser Zeit wurde später von ihrem Vater, dem einzigen Überlebenden, veröffentlicht und erlangte Weltruhm.
In einigen Jahren soll das Haus wieder genauso aussehen wie in den Tagen des Zweiten Weltkriegs. Die Stadt läßt das Haus, das jährlich von einer halben Million Menschen besucht wird, ca. 2000 täglich, für rund hlf. 20 Millionen in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen.
Zank um Zaster
Nach langer Zeit ist nunmehr eine vollständige und kritische Ausgabe Anne Franks Tagebuch erschienen. Viele Jahre lang blieben den Lesern des in fünfzig Sprachen übersetzten und in 20 Millionen Exemplaren verbreiteten Tagebuchs manche Seite seiner Urheberin verborgen. Ihr Vater, Otto, der mit seiner Familie aus Frankfurt geflüchtet war, verschmolz nach dem Krieg zwei Fassungen miteinander, nämlich die ursprünglichen Eintragungen und eine von Anne selbst auf eine spätere Veröffentlichung hin bearbeitete, und nahm auch weitere Veränderungen vor. So strich er alle »häßlichen« Bemerkungen über die Mutter, Annes offenherzige Beschäftigung mit Sexualität, scharfe Kritik an den Mitgefangenen und sogar antideutsche Sätze wie z.B. »Erlaubt sind alle Kultursprachen, also kein Deutsch«. Otto Frank hatte mit besten Absichten das »Tagebuch« verharmlost und seine Autorin mit ihm.
Um die Rechte an Anne Franks Namen entbrannte 1996 ein Streit. Es ging ums liebe Geld. Während das Museum von der AnneFrankStiftung betrieben wird Jahresetat dank Eintrittsgeldern, Spenden und staatlichen Zuschüssen: 6 Mill. Gulden fließen die Tantiemen aus dem Buchverkauf dem AnneFrankFonds in Basel als Inhaber des Copyrights zu. Während beide Parteien jahrelang gegen findige Unternehmer vorgingen, die Jeans, Firmen oder Kneipen mit einem AnneFrankLogo zu versehen suchten, haben sie sich heute heillos zerstritten. Der Fonds in Basel, der sich gegen Rassendiskriminierung und für eine demokratische Gesellschaft einsetzt, hatte die Arbeit der Stifung bisher mit 40.000 Gulden jährlich unterstützt und auch für den Ausbau des Museums eine halbe Million Gulden zugesagt. Dies soll nun nicht mehr gelten. Um den kommerziellen Mißbrauch des Namens Anne Frank zuvorzukommen, habe die Stiftung schon vor einigen Jahren begonnen, sich das Namenspatent in zahlreichen Ländern zu sichern, berichtete deren Sprecherin Ita Amahorseija. Das Schweizer Patentamt vermeldete, dass auch der Fonds sich um die Namensrechte bemüht habe. Ein halbes Jahr habe die Stiftung versucht, den Fonds davon zu überzeugen, dass es nachteilig sei, wenn mehrere Organsisationen die Namensrechte beanspruchten, da dann auch Drittparteien Ansprüche ableiten könnten. FondsPräsident Vincent Frank verdächtigt die Stiftung indes, Füller mit dem Namenszug Anne Franks vertreiben zu wollen. »Die Geschichte Anne Franks wird in ihrem Buch und nicht auf einem Füller erzählt«, begründet er das Bemühen, dem Fonds das Namensrecht zu sichern.
Bijbels Museum *, (Bibelmuseum), Herengracht 366 (1016 CH), T. 624 24 36; Mo.-Sa. 10-17h, sonn- u. feiertags 13-17h; Eintritt hfl 5,-, v. 6-17 Jahre hfl 3,50; Straßenbahnen 1, 2, 5 u. 11, Museumboothaltestelle 4
Vermittelt einen Eindruck vom Leben in »biblischen Zeiten«, versucht zudem aber auch eine Beziehung zur Moderne herzustellen. Mumien, Götterbilder und andere Funde aus dem alten Ägypten, Tontafeln aus Mesopotamien, Keramik aus Palästina, Tempelmodelle aus dem heutigen und antiken Jerusalem sowie religiöse Gegenstände des Judentums werden in ihrer Aussagekraft ergänzt durch eine Sammlung antiquarischer Bibeln und biblischer Stiche. All das ist übrigens in zwei prächtigen Grachtenhäusern aus dem Jahre 1662 untergebracht.
Hortus Botanicus,
Plantage Middenlaan 2 (1018 DD), T. 625 84 11; Mo.-Fr. von 9-17h; Sa., So. und an Feiertagen v. 11-17h; Eintritt hfl 7,50, bis 14 Jahre hfl 4,50; Straßenbahnen 7, 9, 14, Bus 56, Museumboothalte 5.
Im Hortus Botanicus kann man die schönsten und seltsamsten Pflanzen der Welt bewundern. Führung sonntags um 14h.
Madame Tussaud, Dam 20 (1012 NP) Im Peek & Cloppenburg Gebäude, T. 622 99 49; Mo.-So. 10-17.30h; Erwachsene hfl 17,50, Kin-der bis 12 Jahre hfl 12,-. Straßenbahnen 1, 2, 4, 5, 9, 11, 13, 14, 16, 24, 25 u. 25, Busse 21, 170, 171 u. 172, Museumboothaltestelle 0.
Nicht mehr nur das allseits bekannte Wachsfigurenkabinett, wo Rembrandt, Königin Beatrix und Anne Frank aber auch Michael Jackson, Boris Becker und David Bowie in lebensechter Ausführung zu bewundern sind. Nein, Madame Tussaud in Amsterdam nennt sich jetzt Scenerama. Ganz nett, hat aber mit dem eigentlichen Wachsfigurenkabinett nur noch wenig gemein. Eher eine langweilige Geschichte mit Wachsfiguren, die ohne jeglichen Zusammenhang im Gebäude herumstehen. Auf den Portier am Eingang achten: nach Jahrzehnten treuer Pflichterfüllung hat man auch ihn verewigt.
Nederlands Filmmuseum,
Vondelpark 3 (1071 AA), T. 589 14 00; Mo.-So. 16-21.30h; Bibliothek Di.-Fr. 10-17h, Sa. 11-17h.
Straßenbahnen 1, 3, 6, 11, und 12
Fast täglich Filmvorführungen, so dass Cineasten einen umfassenden Überblick über die Anfänge der Filmgeschichte bis hin zu den aktuellsten Produktionen erhalten. Eine Dauerausstellung über die Filmgeschichte vermittelt obendrein ein Bild von der technischen Entwicklung des Kinos. Wer des Niederländischen mächtig ist, findet in der angeschlossenen Bibliothek eine Riesensammlung an Filmbüchern, zeitschriften und Zeitungsausschnitten zu diesem Thema.
Nederlands Scheepvaartmuseum *, Kattenburgerplein 1 (1018 KK), T. 523 22 22/523 23 11; Mo.-Sa. 10-17h, an Sonn- u. Feiertagen
12-17h; Erwachsene ca. hfl 13, Kinder von 6-18 Jahre hfl 8,-
Die Ausstellung bietet auch Landratten einen Einblick in die Seefahrtsgeschichte. Die Entwicklung wird anhand alter Schiffsmodelle, Gemälde, Zeichnungen, Seekarten, Instrumente, Waffen und dergleichen mehr von den ersten Anfängen bis in die Gegenwart veranschaulicht.
Informiert wird über Vorgeschichte und Verlauf der nicht weniger als vier allein mit England ausgetragenen Seekriege und über die hohe Schule der Schiffsbaukunst, der Navigation und Seekartentechnik, deren Beherrschung es erst ermöglichte, den gefahrvollen Weg ums Kap der Guten Hoffnung nach Indien anzutreten. Damit erst war die Öffnung nach Übersee geschaffen, die den Reichtum des Landes mit der Entstehung der Ost und Westindischen Companien im 17. Jh. begründete.
Am Steg des Museums liegen drei alte Schiffe, darunter der Nachbau eines VOCSchiffes, der »Verenigde Oostindische Compagnie« also, welche den Kolonialwarenhandel mit Asien abwickelte. Auch diese kann man betreten und sich dort umschauen.
Pianola Museum, Westerstraat 106 (1015), T. 627 96 24, nur sonntags v. 13-17 h. Eintritt
ca. hlf. 6, Kinder hlf 5.
Sammlung automatischer Tasteninstrumente aus dem Anfang des 20 Jh., mit über 10.000 Musikrollen, die das »Fin de Siècle« und die »Roaring Twenties« zum Leben erwecken. Die Rollen stapeln sich übrigens in den vier Arrestzellen dieser einstigen Polizeiwache. Die Instrumente werden dabei durch Museumsmitarbeiter vorgeführt. Führungen für besonders interessierte Besucher werden mittwochs um 14 und 15.30 h gehalten. Auf Anfrage sind jederzeit Gruppenführungen möglich, auch mit einem angepaßten Programm wie z.B. mit Schwerpunkt auf einen bestimmten Komponisten oder mit Erklärungen für Kinder. Bei meinem letzten Besuch sah ich einen bekannten deutschen Musikkritiker mit den Füßen den Blasebalg an einem Pianola bedienen und mit den Mitarbeitern bei offenem Fenster Evergreens spielen und schmettern, die im ganzen Jordaan zu hören waren.
Technisches Museum het NINT, Tolstraat 129 (1074 VJ),
T. 570 81 70; unter der Woche 10-17h geöffnet, am Wochenende u. an Feiertagen erst ab 12h;
Eintritt hfl 10, Kinder v. 5-12
Jahre hfl 7,-; Straßenbahnen 3 u. 4, Museumboothaltestelle 5.
Dürfte Jung und Alt in seinen Bann ziehen und zum Mitmachen bewegen: der Besucher kann hier nämlich »mit den Händen sehen« und die Entwicklungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und Technik aktiv erleben. Alles über physikalische Grundprinzipien, Computer, Chemie und Automatisierung. »Science Shows«, eine Mischung von praktischem Erleben und Theorie, ermöglichen auch Technikmuffeln einen Zugang zur Wissenschaft. Im »Experiment« können Kinder eine Reihe von Naturphänomenen kennenlernen, so mannshohe Seifenblasen ...
Theatermuseum *,
Herengracht 168-170 (1016 BP),
T. 623 51 04. Wegen Renovierung ev. noch geschlossen. Bibliothek während der Renovierung Di.-Fr. 11-17h geöffnet.
Birgt neben den fortwährend wechselnden Ausstellungen eine einzigartige Sammlung von Gegenständen und Dokumenten zu Geschichte und Gegenwart des Theaters, der Oper, des Kabaretts, des Zirkus´ und Musicals.
Tropenmuseum, Linnaeusstraat 2 (1092 AD), T. 568 82 00; Mo.-Fr. 10-17h; Sa., sonn und feiertags
12-17h; Erwachsene hfl 10,, 617 Jahre hfl 5,, mit Museumkarte hfl 2,50.; Straßenbahnen 3, 6, 9, 10 u. 14, Bus 22, Museumboothaltestelle 5. Gruppenrabatt nach Anmeldung unter T. 568 83 96.
In einem auffallend schönen Gebäude, 1926 fertiggestellt. Dörfer, ganze Straßenzüge und Einzelhäuser aus Ländern der Dritten Welt wurden nachgebaut, um uns Europäern Gelegenheit zu geben, diese mal aus der Nähe zu betrachten. Regelmäßig finden Ausstellungen zu verschiedenen Themen, Ländern oder Kontinenten statt. Freitags um 15h und sonntags um 13h kann man sich für hfl 5, einer Führung anschließen.
Universitätsmuseum, Agnieten Kapel, Oudezijds Voorburgwal 231 (1012 EZ), T. 525 33 41 525 33 39, Mo.-Fr. von 9-17h, feiertags geschlossen; Eintritt hfl 2,50; klingeln; Straßenbahnen 4, 9, 14, 16, 24 u. 25; Museumboothaltestelle 0
Die in der Agnietenkapelle zusammengetragene Sammlung läßt das studentische Leben vergangener Tage an Hand von Gemälden, Fotos, Radierungen, Plakaten, Büchern und Kuriositäten wieder auferstehen. Der Vorläufer der Amsterdamer Universität, das Atheneum Illustre, zog bei seiner Gründung im Jahre 1632 in diese Klosterkirche aus dem Jahre 1470 ein, die seither praktisch ununterbrochen als Universitätsgebäude genutzt wurde.
Werf ´t Kromhout Museum, Hoogte Kadijk 147 (1018 BJ),
T. 627 67 77; Mo.-Fr. 10-16h, an Wochenenden und Feiertagen keine Besichtigung, Eintritt hfl 3,50, Kinder bis 14 Jahre hfl 1,50; Busse 22 und 32; Museumboothaltestelle 6.
Es handelt sich um eine der ältesten Amsterdamer Werften, die noch den Übergang vom Holz zum Eisenschiffbau erlebt hat. Sie dient übrigens immer noch als Restaurationswerft für historische Schiffe, Maschinen und Motoren. Bemerkenswert die Dampfwinde aus ältester Zeit. Nur 5 Minuten zu Fuß von hier entfernt, ist auch das Scheepvaartmuseum.
Widerstandsmuseum (Verzetsmuseum) *, Lekstraat 63, T. 644 97 97; Di.-Fr. 10-17h, Sa., So. u. an Feiertagen 13-17h; Eintritt hfl 4,50, bis 15 Jahre hfl 2,; Straßenbahnen 4, 12 und 25, Busse 15 und 69.
Bei den Räumlichkeiten dieses Museums handelt es sich um eine ehemalige Synagoge in AmsterdamSüd. Die ständige Ausstellung im Erdgeschoß erinnert mit Gegenständen, Fotos, Bild und Tondokumenten an die Zeit des Widerstandes gegen die deutsche Besatzungsmacht. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Februarstreik und der Untergrundpresse zuteil. Im Obergeschoß stellen Wechselausstellungen die thematische Verbindung zur heutigen Zeit her.
Die PortugeesIsraelitische Synagoge liegt übrigens etwas versteckt hinter einer Reihe kleiner Häuser am J.D. Meijerplein, Metro Waterlooplein oder Tram 9. Sie wurde in den fünfziger und achtziger Jahren restauriert. In den Sommermonaten zu besichtigen.
Hier noch einige, sagen wir mal ungewöhnliche, Museen, deren Namen aussagen, was es dort zu sehen gibt:
Ajax Museum,
Café Bobby Haarms, Utrechtsestraat 6 (1017 VN), T. 623 19 14
Erotisch Museum,
Oudezijds Voorburgwal 54
(1012 DP), T.624 73 03
Sex mit Siegel
Drei Jahre lang brütete der Verband der Relaxbetriebe (VER) in Apeldoorn über der Ausarbeitung von Richtlinien für ein Gütezeichen für Bordellbesucher. Ergebnis, das »rote E«. Das Erotiksiegel soll Qualität, Sicherheit und Hygiene gewährleisten. Verkehr ohne Kondom oder die Beschäftigung Minderjähriger ist bei den mit dem »E« gekennzeichneten Unternehmen genauso tabu wie schmutzige Handtücher, wobei fraglich ist, ob die Kunden die ersten beiden Punkte als Qualität empfinden. Erfahrene »Kenner« der Materie werden als VERKontrolleure über die Einhaltung der Qualitätsgarantie wachen: Freudenhäuser, welche die gestrengen Normen nicht einhalten, müssen das »rote E« wieder von ihren Pforten kratzen. Doch mit blütenweißen Handtüchern allein ist die Verleihung des Siegels nach Auskunft von VERChef Henk Klein Beekman noch keineswegs gesichert. Auf sadomasochistische Praktiken spezialisierte Betriebe müssen beispielsweise imstande sein, auch bei Feuergefahr angekettete Kunden rechtzeitig aus ihren Fesseln zu lösen. Einheitsschlösser für Handschellen und Ketten sind ebenso vorgeschrieben wie die Betonschere für brandbedingte Notfälle. Qualitätsbewußte Liebhaber käuflicher Sinnesfreuden müssen allerdings nicht mehr lange mit hochgeklappten Mantelkragen die weite Reise ins Königreich antreten, um garantiertem Qualitätssex frönen zu können, denn im Zuge der europaweiten Harmonisierung von Qualitätssiegeln will der VER sein neues Gütezeichen demnächst in die Nachbarländer Belgien und Deutschland exportieren. Unbekannt ist, ob noch Kontrolleure gesucht werden ...
Hash Museum,
Oudezijds Voorburgwal 148
(1012 DV), T. 623 59 61
Heineken Brouwerij,
Stadthouderskade 78 (1072 AE),
T. 523 92 39
Kattenkabinet,
Katzen Museum, Herengracht 497 (1017 BT), T. 626 53 78
Pianomuseum Christofori, Prinsengracht 581 (1016 HT), T.638 26 49
Sex Museum, Damrak 18
(1012 LH), T. 622 83 76
Tattoo Museum, Hanky Panky, Oudezijds Voorburgwal 141
(1012 ES), T. 627 48 48
Zwar kein Museum, aber ganz sehenswert:
Heineken Brauerei, Stadhouderskade 78, Ecke Ferdinand Bolstraat
Einer Besichtigung wert, die derzeit um 9.30 und um 11 h stattfinden und um diese Stunde den anschließenden kostenlosen Bierausschank wohl nicht ausufern lassen.