Sprachliches
Sprachliches
Einer der häufigsten und unausrottbarsten Fehler ist seltsamerweise die falsche Betonung von »hotel«, die nämlich genauso wie im Deutschen ist, und das immer wieder auf der ersten Silbe betont wird. Dies vielleicht deshalb, weil es mit »hostel« verwechselt wird. Ein ähnlicher Fall ist »canal«, betont auf der zweiten Silbe und »Channel«, der Ärmelkanal, der auf der ersten Silbe betont wird. »Bitte« als Erwiderung auf »danke« heißt »welcome« oder auch »you´re welcome«. Bei Zeitangaben wird das »past« gern weggelassen; »half nine« bedeutet also halb zehn! Ein kurzes »danke«, beim Feuergeben z.B., heißt »ta«, gesprochen mit langem »a«. Auch wer schon 30 Jahre alt ist, wird häufig im Süden mit einem »dear« und im Norden mit einem »love« bedacht werden, etwa: »sorry, dear, there are no papers left today«. Im Norden klingt jedes südenglische kurze offene »a« wie ein »u«, weshalb dort also eher ein »luw« zu hören ist. Alle südenglischen kurzen »«ä werden dort zu kurzem »a«. Dementsprechend klingt »stand up« dann genauso, wie es jemand bei uns ohne jegliche Englischkenntnisse ausspräche. Da es nun wegen der vielen kurzen »u« zu zahlreichen Mißverständnissen käme, werden die kurzen »u« wie in »book« im Süden nun also zu langen im Norden.
Nun noch eine lautliche Besonderheit Londons und Umgebung: es wird auffallen, dass die gewohnten »ei«, wie z.B. in »came«, allesamt zu »ai«, wie in »hide« werden; die »ai« erhalten dann wieder eine Färbung zum »oi« hin. Ein Pfund Sterling wird im Slang »quid« genannt, was eigentlich Pfriem bedeutet. »Ten Bob« sind 10 alte Schillinge, also 50 neue Pence oder ein halbes Pfund. Ein »bob« sind demnach 5 neue Pence. Beide Ausdrücke werden immer ohne Mehrzahl »s« verwandt. »Tschüß« heißt »cheerio« oder »cheers« im Süden und »tata« im Norden. Letzteres klingt wie »t(e)ra« mit Betonung auf der zweiten Silbe. Seine Tasse Tee ordert man übrigens lässig mit »a cuppa char (a cup of char), please!« Ein häufig verbreiteter Fehler besteht darin, das deutsche »sagen« im Sinne von »verlangen, auftragen, bitten« mit to tell wiederzugeben, anstatt mit to ask. Never tell an Englishman what to do - always ask him! Die Engländer reagieren unter Umständen recht heftig darauf. Im übrigen sind sie Meister im Abschwächen von Befehlen, Feststellungen usw. durch so kleine, knappe Anhängsel hinten am Satz, sind sie´s nicht? Das zu beherrschen ist wichtig, denn unser »mal«, mit dem wir die gleiche Wirkung erreichen, fehlt ja als wörtliche Übersetzung im Englischen.
Ebensolche Meister sind sie darin, Aufforderungen indirekt auszudrücken. Dieses andauernde Sich-in-Frage-Stellen, dem andern die Möglichkeit zum Widerspruch fast schon in den Mund zu legen (are you sure, that, ..., don´t you think that ..., I feel we should, we may etc.) gehört zu festen Sprachmustern. Eine Aufforderung an jemanden zu einem Spaziergang in den Park kann lauten: Are your sure you don´t want to come to the park with me? Deutsche werden leicht als aggressiv oder plump empfunden, wenn sie dafür kein Gespür entwickeln. Dazu kommt, dass das Deutsche ohnehin wenig fließend für britische Ohren klingt. Bei germanophonen Mitgliedern des weibliche Geschlechts wird der Gegensatz häufig als besonders kraß empfunden, da englische Mädchen und Frauen für unsere Ohren meist zwei Oktaven zu hoch liegen. Noch etwas: bei den Fragen genau auf die Satzmelodie achten. Man unterscheidet zwei völlig unterschiedliche Fragemuster. Bei Fragen, auf die ein »yes/no» erwartet wird, bleibt die Satzmelodie am Ende hoch: »Is that the station?» Bei allen anderen fällt sie gegen Ende ab: »Where´s the station?» Touristen aus den deutschsprachigen Ländern machen das regelmäßig falsch und würden in letzterem Falle oft ein »yes« oder »no« als Antwort erhalten, weil der Engländer sich verhört zu haben glaubt.
Noch zwei kleine Nachträge: tritt man jemandem versehentlich auf den Fuß o.ä., so haben sich immer beide mit einem »sorry« zu entschuldigen.
Ein beliebtes Spiel zu Beginn einer Unterhaltung ist es, auf aufgrund des »accent« seines Gegenübers die Herkunft des anderen zu tippen: ah, your´re from the West Country, from Liverpool etc.
Englisch »vor Ort«
Wer das dringende Bedürfnis verspürt, etwaig in der Schule Versäumtes effektiv nachzuholen, kann sich gegen Entgelt in einer englischen Familie einmieten und begleitend an qualifizierten Sprachkursen teilnehmen. Sprachferien haben sich in Großbritannien zu einem regelrechten »Industriezweig« entwickelt.
In folgenden Gratisbroschüren des Fremdenverkehrsbüros finden Interessenten eine Auswahl an Anschriften: Stay with a British Family; und für Sprachkuse: Britain: Learning English. Eine kritische Betrachtung von Kursangeboten mit zahlreichen Tips ist erhältlich beim British Council: 10, Spring Gardens, London SW1 AZBN, Tel. (01) 9 30 84 66. Bei interconnections ist zudem der Titel »Sprachenlernen - Europa & USA« erschienen, der auch England abdeckt.
Drei Wochen gelten als Minimum, wenn die Angelegenheit sprachliche Früchte tragen soll. Einige Verbände wie Arels-Felco oder British Council kontrollieren zwar hin und wieder die Veranstalter; eine Garantie für deren Seriosität und die Effektivität des Unterrichts können aber auch sie nicht übernehmen.
Eine Alternative zu Schulbank und Vokabelpauken: die Teilnahme an kulturellen, handwerklichen oder sportlichen Aktivitäten, was gar nicht mal so teuer kommt. Besonders denken wir in diesem Zusammenhang an das in England beliebte hiking, ein Leckerbissen für Naturfreunde, denen es weniger darum geht, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit abzuhaken. Anschriften in der Broschüre Young Britain in einem Fremdenverkehrsamt. Wer sein Englisch noch nicht ganz verbummelt hat und es sich zutraut, die Auskünfte eines Tour-Leaders zu verstehen, wende sich unmittelbar an British Activity Holiday Association, P.O. Box 99, Tunbridge Wells, Kent TB 12 EL, Tel. (0892) 49 868.
Das BTA versendet auf Anfrage eine Übersicht über Veranstalter von Sprachreisen im deutschen Sprachraum: »Britain is Great« mit Ferienangeboten deutscher Reiseveranstalter«.