Land und Leute

Reisen, Unterkünfte, Ausgehen, Sehenswertes

Viel Sonne und gutes Klima in Europas Süd-Westzipfel

»Soll der in seinem Zimmer reisen, der bei den Alpen oder in Turin wohnt, wo es im Winter fast so kalt ist wie in Sankt Petersburg. Aber bei diesem Klima, bei diesem sanften Lüftchen, das Gott uns geschenkt hat, wo der Orangenbaum im Garten wächst, würde selbst Xavier de Maistre, schriebe er hier, zumindest bis zum Garten gehen«, schreibt der Romantiker Almeida Garrett im 19. Jh. in seinem Buch Viagens na minha Terra, zu Deutsch »Reisen durch meine Heimat«.

Recht hat er: obwohl Portugal schon seit dem 19. Jh. den Luxustourismus reicher Engländer an der Algarve und in Estoril kennt, gibt es noch weite unentdeckte Gebiete. Wer nicht auf einen Sonnenbrand versessen ist, wird bemerken, dass Portugal vor allem im Frühjahr und Herbst reizvoll ist, denn dank des gemäßigten Klimas herrschen auch dann angenehme Temperaturen. Natürlich gibt es keine Garantie, völlig vom Regen verschont zu bleiben, aber dafür ist alles noch herrlich grün und nicht so ausgetrocknet wie im August. Wer sich abseits der üblichen Touristenpfade umsieht, wird alte geschichtsträchtige Regionen entdecken, wie den Alentejo, der überall mit neuen Überraschungen aufwartet. In den Portugiesen wird man dann schließlich ein gastfreundliches, aber dennoch zurückhaltendes Volk kennenlernen.

Es gilt stets zu bedenken, dass Portugal bis heute ein von uralten Traditionen und vom Katholizismus geprägtes Land geblieben ist. Für Portugiesen ist es immer wieder schockierend, deutsche Touristen splitternackt durch Stranddörfer trampeln zu sehen, während auf dem Feld nebenan alte schwarzgekleidete Frauen arbeiten. Nacktbaden ist zwar seit geraumer Zeit erlaubt, aber man sollte sich überlegen, wo man sich bewegt. Was im mondänen Estoril oder an der Algarve inzwischen durchaus normal ist, kann in anderen, konservativeren Landstrichen immer noch skandalös sein. Also, bitte auch Kirchenbesuche nicht unbedingt in Badehose, Strandsandalen und ärmellosem T-Shirt, sondern in halbwegs zivilisiertem Aufzug. Die Portugiesen, obwohl eigentlich sehr liebenswürdig und geduldig, verstehen in diesem Zusammenhang nur wenig Spaß, und so sahen wir schon so manchen Touristen wegen »unanständiger« Kleidung eine Kirche schneller verlassen, als betreten. Soviel mal zu den Moralvorstellungen.

Wer bereit ist, sich ein wenig auf Land und Leute einzulassen, wird sicherlich einen unvergeßlichen Urlaub verbringen. Wer kann, bemühe sich um ein paar Brocken Portugiesisch, ansonsten kommt man am besten mit Französisch durch. An der Küste und an der Algarve findet auch Englisch und Deutsch immer weitere Verbreitung. Mit Spanischkenntnissen sollte man sich eher zurückhaltend geben. Darauf reagieren viele Portugiesen sensibel bis allergisch.

Und nun, auf geht´s ins »Land, wo die Zitronen blühen«, was zwar eigentlich auf Sizilien gemünzt ist, aber auch bestens auf Portugal zutrifft.

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Foto: Fotolia, Palast, Sintra, Portugal