Die Gartenkultur

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Die Gartenkultur

Von Cheyne Row aus hat man die Aussicht auf das ungewöhnliche, heute stillgelegte,
Elektrizitätswerk von Battersea auf dem Ufer gegenüber. Die vier riesigen Schornsteine
des dunklen Ziegelbauwerks nährten lange Zeit den Londoner Smog. Folgen Sie
uns nun in den Chelsea Physic Garden, einen der ältesten botanischen Gärten
Europas, ein ruhiger und verschwiegener Treffpunkt. Von hier stammten die Samen
für die erste Baumwollplantage im Süden Amerikas 1732. Die Tafel am Eingang
nennt die drei Schlüsselworte der englischen Kultur, nämlich Pflanzen, Tee und
Hunde: Plants for sale; Tea and Biscuits; No dogs.

Vom Physic Garden aus geht es an der Themse entlang zum Royal Chelsea Hospital,
das Karl II. 1682 nach dem Vorbild des »Hotel des Invalides« in Paris zur Pflege
der alten Kämpen errichten ließ. In diesem Meisterbau der klassischen englischen
Architektur - es trägt die Handschrift Christopher Wrens - halten sich je nach
Jahreszeit Soldaten in blauer (im Winter) oder knallroter (im Sommer) Uniform
auf, die bei einem Ausgang in die Stadt von den meisten Londonern mit besonderer
Zuvorkommenheit behandelt werden.

Jedes Jahr im Mai erblüht das Viertel während der Chelsea Flower Show, einer
Ausstellung der gesamten Flora der britischen Insel, von den prächtigsten Rosen
bis zum einfachsten Gänseblümchen. Bei dieser Blumenschau, zu der sich die beste
Gesellschaft einfindet, prangen fast mehr Blüten auf den Hüten der Damen als
in den Blumenbeeten.

Auf dem Rückweg über Sloane Square erreichen wir das reiche Belgravia-Viertel,
in dem heute die Botschaften und Konsulate residieren. Zahlreiche Mews lockern
die steife Vornehmheit dieses etwas unterkühlten Stadtteils mit den eindrucksvollen,
säulenverzierten, viktorianischen Häusern auf. In dem Chelsea benachbarten Kensington
herrscht eine wärmere Atmosphäre, besonders zwischen der Cromwell Road und den
königlichen Kensington Gardens sowie in Cornwall Gardens, drei ineinander übergehenden
Parks, an beiden Enden von neogotischen Häusern gesäumt.