Schüler in London
Schüler in London
Die Kinder werden in die Camden Grammar School geschickt. Als Grammar School
wird ein staatliches Gymnasium bezeichnet, das eine Aufnahmeprüfung von seinen
Schülern verlangt. Es unterscheidet sich sowohl von den Comprehensive Schools
(Geamtschulen), die alle schulpflichtigen Kinder einer Gegend aufnehmen, als
auch von den Public Schools, teuren Privatanstalten, die ihre Schüler einem
Auswahlverfahren unterwerfen. In den Augen der Eltern kombinieren die Grammar
Schools ein elitäres System - das stets, wenn auch nur heimlich geschätzt wird
- mit dem politischen Anspruch nach mehr Gerechtigkeit, da staatlich. Die Schulverwaltung
liegt bei den Boroughs, die nach Möglichkeit den lokalen Bedürfnissen entgegenkommen.
Folglich bieten etliche Grundschulen ein sogenanntes »multirassisches« Lehrprogramm,
in dem etwa ein Dutzend verschiedener Muttersprachen von Londons Kindern berücksichtigt
werden. Vorschriftsmäßig muß jeder Schultag mit einer religiösen Assembly (Versammlung)
und dem gemeinsamen Gebet beginnen. Doch wurde diese Regel in vielen Schulen
gebeugt: statt der Hymnen singt man Lieder von den Beatles, und anstelle des
Religionsunterrichts treten Humanwissenschaften und Sexualkunde.
Was die Comprehensive Schools betrifft, so wurden sie in den sechziger Jahren
von der Labour-Regierung als Gesamtschulen gegründet und faßten verschiedene
Einrichtungen der Sekundärstufe zusammen, die einst ihre Schüler nach dem Intelligenzquotienten
aussiebten, was heute weitgehend verpönt ist. Diese Schulen zählen zwei- bis
fünfhundert Schüler und werden von einem Gremium verwaltet, das Eltern und Lehrer
gemeinsam wählen. Wie in den meisten englischen Schulen gibt es hier gemischte
Klassen und Uniformzwang: Blazer und Rock oder Hose in einer bestimmten Farbe,
dazu passend Hemd und Pullover und vor allem eine Krawatte, die als wichtigstes
Erkennungsmerkmal dient. Der Lehrplan ist vielfältig und unterschiedlich in
den einzelnen Schulen. Ab vierzehn Jahren stellen die Schüler sich ihre eigene
Fächerkombination zusammen und legen Prüfungen in sechs bis zehn Fächern ab
(O levels, das heißt Ordinary levels), bevor sie mit sechzehn Jahren von der
Schule abgehen. Wer studieren möchte, muß zwei Jahre länger lernen und drei
anspruchsvollere Prüfungen (A levels oder Advanced levels) bestehen.