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Bolivien

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Am Titicacasee

Andenmeer Perus und Boliviens

Der südamerikanische Titicacasee liegt auf 3800 Meter Höhe und ist etwa 13-mal so groß wie der Bodensee. An Exotik fast nicht zu überbieten auch seine Form, die an einen Puma erinnert, der ein Kaninchen jagt.

Die Gegend an der Grenze zwischen Peru und Bolivien hat eine reiche Geschichte. Nicht nur die Inka nahmen hier ihre Anfänge, auch Völker wie das der Uru, die auf Schilfinseln im See wohnten, um sich vor Verfolgern zu schützen.

Dass es bei einer derart reichhaltigen Geschichte nur eine Frage der Zeit war, bis jemand auf den Gedanken kam, sie touristisch zu vermarkten, versteht sich fast von selbst. Crillon-Tours heißt die Agentur, die hier ein Hotel und mehrere Museen betreibt. Vor einigen Jahren hat die Firma gar ein nagelneues Uru-Dorf erbauen lassen. Wie in einem Freiluftmuseum ist das 20 auf 30 Meter große Inselchen aus Schilf zu besichtigen, auf dem derzeit sechs Familien leben.

Ein paar Wochen lang flechten sie kleine Lamas und andere Souvenirs aus dem Schilf, führen die ausländischen Besucher auf Spanisch und Uru durch das Dorf und erklären Sitten und Gebräuche ihrer Vorfahren – dann geht es wieder zurück ins heimatliche Dorf am Desaguadero-Fluss, und eine neue Gruppe von Uru mimt das „ursprüngliche Dorf“.

Ebenso touristisch die knapp zehn Kilometer lange Sonneninsel Isla del Sol, mystischer Ursprungsort des Inkareichs. In Scharen schleppen sich hier die Rucksacktouristen den steilen Pfad ins Dorf hinauf, wo neben den zähen kleinen Eseln, die Getreidesäcke und allerhand mehr auf ihren schmalen Rücken transportieren, Handys klingeln und ein Internetcafé auf die ausländischen Besucher wartet. Modernes und Ursprüngliches vermischen sich hier ganz unkompliziert. Hier die stattliche Lodge mit Glasveranda, wo verschwitzte Backpacker eiskaltes Bier schlürfen, dort die traditionell mit Bowlerhut und Strickleggins bekleideten alten Frauen, die mit bloßen Füßen Kartoffeln quetschen, um daraus Trockenkartoffeln, so genannte Chunos, herzustellen.

Zählt man hier auch gerne die von den Touristen hinterlassenen Bolívares, so lässt man andere Errungenschaften der Zivilisation häufig noch misstrauisch links liegen. Krankenhäuser beispielsweise – hier haben die alteingesessenen Schamanen noch das Sagen. Kallawayas nennen sich die Heiler Boliviens, und neben einheimischen Kräutern, Amuletten und Schnaps haben sie auch mal getrocknete Reptilien oder Lama-Föten im Medizinschrank. Der Glaube an böse Geister ist hier noch stark, und im Zweifelsfall wird eine junge Witwe eher aus dem Dorf gejagt, als durch eine Obduktion des Verstorbenen Klarheit zu schaffen.

Alt und neu, Vergangenheit und Zukunft liegen eng beieinander an den Ufern des Titicacasees – wer mit offenen Augen um den See streift und die einzigartige Melange auf sich wirken lässt, kann das Beste aus beiden Welten mitnehmen.