1300-1918
Die Luxemburger
1310: Nach wenigen wirren Jahren heiratet die Schwester von Wenzel III den Luxemburger Johann. Er gilt als Ritter an den Schauplätzen Europas und hat in Prag keinen guten Stand. Ihren Sohn Wenzel schickt er zur Erziehung an den französischen Hof.
1320: Das Viertel um die Burg wird besiedelt.
1333: Der junge Wenzel kehrt aus Frankreich zurück, findet eine "unbewohnbare Burg", er spricht fünf Sprachen, kann im Gegensatz zu seinem Vater bereits lesen und schreiben und wird Karl genannt.
1338: Der Bewilligung zum Bau des Altstädter Rathaus stärkt die Bedeutung des Bürgertums.
1344: Prag wird Erzbistum. Der St.-Veits-Dom entsteht, wird jedoch erst 1929 vollendet.
1346: Nach dem Titel des römischen Königs erlangt Karl nach dem Tod seines Vaters auch den böhmischen. Er faßt Böhmen, Mähren und Schlesien als Länder der böhmischen Krone zusammen. Prag wird zum "Rom des Ostens".
1348: Karl IV gründet mit dem Karolinum die erste Universität in Mitteleuropa nördlich der Alpen und legt die Neustadt an.
1355: Erstmals erlangt mit Karl IV ein böhmischer König die Kaiserwürde des Heiligen römischen Reiches. Dadurch ist seine Stellung als erster Vorläufer eines europäischen Herrschers unbestritten. Prag erlebt seine Blütezeit und wird zur Kulturhauptstadt Europas. Die gotischen Bauten der Zeit spiegeln die Epoche noch heute wider.
1357: Die eingestürzte Judithbrücke wird vom jungen Architekten Peter Parler durch die Steinerne Brücke ersetzt, später Karlsbrücke genannt. Die magische Zahlenfolge 1-3-5-7-9-7-5-3-1 symbolisiert den 9. Juli 1357 um 5:31 Uhr als ideale Grundsteinlegung.
1378: Karl IV stirbt. Sein Sohn Wenzel IV wird böhmischer König, ist jedoch ein dem Laster zugetaner Herrscher. In seiner Zeit kommt es zu sozialen und religiösen Spannungen.
1400: Wenzel IV wird als deutscher König abgesetzt, bleibt jedoch böhmischer König.
1402: Der Reformator Jan Hus übersetzt die Bibel ins Tschechische und fügt der Sprache die Häkchen hinzu. Seine Lehren finden bei den Menschen offene Ohren in einer Zeit des kirchlichen Niedergangs mit drei gleichzeitig amtierenden Päpsten.
1409: Durch Professor Jan Hus erhalten die Tschechen an der Karlsuniversität mehr Rechte als die übrigen, wodurch 2.000 deutsche Lehrende und Studierende die Hochschule verlassen.
1415: Auf dem Konstanzer Konzil weigert sich Jan Hus, seine Lehren zu widerrufen. Trotz des ihm zugesicherten freien Geleits durch König Sigismund I wird er auf dem Scheiterhaufen verbrannt und gilt seitdem als Märtyrer.
1419: Die Hussitenkriege werden durch den ersten Prager Fenstersturz ausgelöst, als dreizehn katholische Ratsherren von der aufgebrachten Masse aus dem Fenster des Neustädter Rathauses gestürzt werden.
1420: Die Hussiten unter dem Heerführer Jan ika gewinnen den ersten der fünf Kreuzzüge gegen die zahlenmäßig überlegenen Ritter des Königs am Berg Vítkov hinter der Neustadt.
1434: Die Hussitenkriege enden mit dem Sieg der vereinigten katholischen Armee in der Schlacht bei Lipany.
1436: Trotz des Sieges der Katholiken wird die hussitische Konfession auf dem Landtag in Iglau bestätigt.
Die Jagiellonen
1438: Georg von Pod?brad wird vom hussitischen Adel zum König gewählt und regiert von der Altstadt aus. Die Bedeutung der Stadt als wirtschaftliches Zentrum schwindet.
1471: Der polnischen Dynastie der Jagiellonen entstammt Vladislav II, der die katholische Kirche in Böhmen stärken kann. Er läßt den später nach ihm benannten Vladislav-Saal auf der Burg bauen, in dem neben Wahlen und Landtagen auch Reitturniere abgehalten werden.
1490: Vladislav II verlegt den Herrschersitz durch die Zusammenlegung der böhmischen Länder mit Polen und Ungarn nach Budapeš?.
Die Habsburger
1526: Mit Ferdinand I besteigt der erste Habsburger den böhmischen Thron. Er baut die Monarchie weiter aus und wendet sich gegen die ihm zu selbständigen Stände.
1541: Ein Großbrand zerstört die meisten Gebäude der Kleinseite. Danach entstehen an der Stelle Renaissance- und später Barockbauten wie die noch heute stehenden großen Paläste, die das Erscheinungsbild der Kleinseite prägen.
1556: Der inzwischen zum deutschen Kaiser gewählte Ferdinand I ruft die Jesuiten nach Prag. Dies läßt eine neue Generation streng katholischer Bürger entstehen, die den Protestanten feindlich gesonnen sind.
1576-1611: Unter der Herrschaft Rudolfs II erlangt die Stadt einen hohen wissenschaftlichen und kulturellen Aufschwung. An seinem Hof wirken unter anderem die Astronomen Johannes Kepler und Tycho Brahe. Rudolf ist der letzte in Prag weilende Kaiser.
1609: Rudolf II muß den Ständen Religionsfreiheit zugestehen, weil diese ihm beim Kampf gegen Erzherzog Leopold erfolgreich beistehen.
1612: Unter König Matthias nehmen die Spannungen zwischen der katholischen Monarchie und der weitgehend protestantischen Bevölkerung wieder zu.
1618: Der zweite Prager Fenstersturz löst den Dreißigjährigen Krieg aus, indem zwei kaiserliche Statthalter aus der böhmischen Kanzlei auf der Prager Burg aus dem Fenster in einen Misthaufen gestürzt werden.
1620: Die Protestanten verlieren die Schlacht auf dem Weißen Berg gegen die katholische Liga. Als Folge werden 27 Aufständige am Altstädter Ring auf Befehl von Kaiser Ferdinand II hingerichtet. In dieser Phase setzt eine gründliche Rekatholisierung ein.
1642: Während des Krieges verlegt Ferdinand II den Sitz der Krone nach Wien, so dass Prag von dort aus regiert wird.
1648: Mit dem Westfälischen Frieden wird der Dreißigjährige Krieg beendet. Die Schweden besetzen die Kleinseite und die Burg, wobei sie zahlreiche Kunstschätze mitgehen lassen. Die Hälfte der Bevölkerung ist durch die Kriegswirren umgekommen. Prag verliert seine Bedeutung in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht an Wien.
17. Jhd.: Zur Zeit der Gegenreformation wird der Barock eingeläutet. Insbesondere durch berühmte Architekten wie Kilian Ignaz und Christoph Dientzenhofer wird Prag zur Barockstadt in Europa.
1680-89: Die neben London auch in Prag wütende Pest sowie ein weiterer Großbrand vernichten viele Tausend Menschenleben.
1740-63: In dem Österreichischen Erbfolgekrieg sowie im Siebenjährigen Krieg wird Prag häufig belagert und ausgeplündert.
1763-80: Kaiserin Maria Theresia läßt den vorderen Teil der Burg im Wiener Klassizismus umbauen, da ihr der Alte Königspalast aus dem 15. Jahrhundert zu altmodisch erscheint, und die Burggräben teilweise zuschütten.
1781: Unter ihrem humanen Sohn Joseph II wird die Leibeigenschaft aufgehoben.
1784 Kaiser Joseph II erteilt dem jüdischen Ghetto die Stadtrechte und führt die vier selbständigen Städte Altstadt, Neustadt, Kleinseite und Hradschin zur Großstadt Prag zusammen.
1787: Im kurz vorher errichteten ersten steinernen Theater im Moldautal feiert Mozart die Premiere seines "Don Giovanni".
1790: Die vereinigte Stadt Prag zählt mit ihren 78.000 Einwohnern zu den größten Metropolen in Europa.
19. Jhd.: Die Industrialisierung schwappt auch nach Böhmen über und führt einerseits zu einer Anhebung des Lebensniveaus, andererseits für viele Menschen aber auch zur Verarmung.
1845: Ein technischer Meilenstein ist die erste Eisenbahnverbindung von Prag nach Olmütz und später auch nach Wien. Die Waggons müssen per Ochsenkarren über die Karlsbrücke zum heutigen Masaryk-Bahnhof gezogen werden.
1848: Der Historiker František Palacký leitet den sogenannten Slawenkongreß, bei dem das Selbstbewußtsein der Tschechen erwacht. In der Folgezeit verbreitet sich die nationale Wiedergeburt in Kunst und Kultur. Eine nationaltschechische Revolution wird niedergeschlagen.
1861: Die Deutschen verlieren ihre Mehrheit im Stadtparlament.
1882: Die Karlsuniversität wird in eine tschechische und eine deutsche Universität aufgespalten.
1891: Die zweite nationale Ausstellung auf dem neu errichteten Messegelände demonstriert die Fähigkeit der Ingenieure, die Böhmen zu einer führenden Industrieregion in der Monarchie bringen.
Ende 19. Jhd.: Der Konflikt zwischen Tschechen und Deutschen lodert, da unter Franz Josef I die Bestrebungen der Tschechen nach Gleichberechtigung unterdrückt werden.
Anfang 20. Jhd.: In Prag ist zur Zeit des Jugendstils eine rege Bautätigkeit zu verzeichnen, was der Stadt den Ruf "Paris des Ostens" einbringt. Als Krönung dieser Epoche wird 1911 das Gemeindehaus eingeweiht.
1913: Nationale Spannungen kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs lähmen das Parlament bis zur Arbeitsunfähigkeit. Während des Krieges herrscht der Ausnahmezustand in Böhmen.